Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Es war einmal die Zukunft
Es ist schon eine paradoxe Situation: Ausgerechnet die elektronische Musik, einst das Synonym für Zukunft, hängt in einer Zeitschleife fest. In den Clubs jedenfalls regiert derzeit ein knochiger Techno-Sound, der verdächtig an die 90er erinnert. DJ Hell, bayerischer Techno- und Elektro-Veteran und mittlerweile Mitte 50, hat in seiner langen Karriere viele Stile mitgemacht, die einst futuristisch klangen. Sie lässt er auf seinem Album „Zukunftsmusik“Revue passieren. Techno spielt darauf tatsächlich kaum eine Rolle, stattdessen zitiert er elegant die Elektronik-Experimente der 1960er, Kraftwerk, kühlen New Wave und John-Carpenter-Filmsoundtracks. Bei so viel Vocoder, Analog-Synthesizern und Ambient-Flächen könnte man nostalgisch werden, klänge „Zukunftsmusik“nicht überraschend heutig. Ein Album, das der elektronischen Musik Geschichtsbewusstsein lehrt – und dazu noch Wege aus der Retrofalle zeigt. **** *