Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Aus dem Dornröschenschlaf geweckt
Marienausstellung Der Krippenverein entdeckt bisher unbekannte Raritäten und zeigt sie einem breiten Publikum
Der Mai ist der klassische Marienmonat. Diesen bereichert der Krippenverein Donauwörth nun mit einer außergewöhnlichen Ausstellung. Seine zweite Vorsitzende Friederike Rieger hat mit ihrem Team unzählige Stunden in das Konzept und die Präsentation gesteckt, um 550 Jahre der Marienverehrung in Donauwörth interessant darzustellen. Riegers Beharrlichkeit bei Forschungen ist bekannt. Nun geht „550 Jahre Maria Patrona Werdae“an den Start.
„Wieder eine Ausstellung“, möchte man sagen. Wenn man allerdings sieht, was die Frauen zusammengetragen haben, dann kann es einem kalt den Rücken hinunterlaufen. Ein Jahr lang haben sie geforscht - das Ergebnis ist „sensationell“, wie sich Friederike Rieger freut. Es ist dem Krippenverein geglückt, vergessene Raritäten aus dem Dornröschenschlag zu erwecken.
Die Ausstellung ist dem 550. Weihetag des Münsters „Zu unserer Lieben Frau“gewidmet. Und in dem Gotteshaus sind die Heimatforscherinnen fündig geworden. Dort, in der alten Sakristei und im Turm, fanden sie verstaubte MadonnenDarstellungen, unbeachtet, aber von hohem künstlerischen Wert. Nur ein Teil davon ist bei der Ausstellung im Münsterpfarrsaal zu sehen, andere Skulpturen bedürfen einer professionellen, aufwendigen Restaurierung, die anderen waren einfach zu schwer, um sie ans Tageslicht zu befördern.
Aber auch das, was zu sehen ist, hat es in sich. Da ist zum Beispiel eine Madonna des neugotischen Altars von 1864, der nach der Bombardierung Donauwörths noch gestan- den hatte. Der Altar war allerdings Wind und Wetter ausgeliefert und ein Pfingst-Sturm hatte ihn seinerzeit zerstört. „Dass die Figuren noch da sind, hat mich sehr glücklich gemacht“, berichtet Friederike Rieger von dem Moment, als sie sie entdeckte. Auf die Spur hatte ihr ein alter Kirchen- und Reiseführer aus dem Jahr 1880 gebracht. Geschaffen hat die Madonna der Münchner Künstler Ferdinand Preckle, der europaweit einen Namen hatte.
Viele der Darstellungen hat Scholastika Scheipl finanziert. Sie war eine großartige Stifterin und Gönnerin, wie Friederike Rieger berichtet. Sie hat viel über das Leben von Scheipl in einem Donauwörth-Band erfahren, den Lore Grohmann geschrieben hat. „Das ist alles auch ein wenig Stadtgeschichte“, berichtet Friederike Rieger und verweist auf eine überlebensgroße Madonna-Figur, die einst an der Ostseite des Münsters angebracht, erlebt hat, wie Donauwörth in Schutt und Asche fiel, selbst die schweren Stunden aber unversehrt überlebt hat.
Zwei Gemälde sind schon etwas ramponiert, bedürfen der Auffrischung. Gemalt hat sie Gottfried Hermann 1847, Mitglied des Vereins für christliche Kunst, eine Vereinigung, die aus heute noch in München gibt. Auch die Gemälde hatten bis dato ein tristes Los.
In einer fotografischen Darstellung widmet sich die Sonderschau den Donauwörther Hausmadonnen, also Marienskulpturen an alten Patrizierhäusern. Eine Karte weist den Weg zu ihnen. Auch die Marienkirchen und -kapellen in Donauwörth sind nicht nur aufgelistet, sondern fotografisch aufgearbeitet.
Es gibt so vieles zu entdecken. Man erfährt vom Leben der Stifterin Anna „Nanette“Bratsch ebenso wie man wunderschöne Holzfiguren zu sehen bekommt, die den Engel Gabriel bei der Verkündigung an Maria zeigt. Hier allerdings will sich Friederike Rieger noch einmal „hineinknien“und mehr heraus bekommen. O
Sonntag 14 bis 17 Uhr, Montag, Dienstag, Mittwoch 15 bis 18 Uhr, Christi Himmelfahrt 12 bis 15 Uhr, Freitag 15 bis 18 Uhr, Samstag 15 bis 19 Uhr, Sonntag 14 bis 17 Uhr.