Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Geschäftsmodell funktioniert noch zur Zufriedenheit
Generalversammlung Trotz schwieriger Rahmenbedingungen floriert die Raiffeisenbank Augsburger Land West. Die Kunden sparen
Vorstand Karl Rau sprach schon zu Beginn der Generalversammlung der Raiffeisenbank Augsburger Land West in Zusmarshausen von einem erfreulichen Ergebnis für das abgelaufene Geschäftsjahr und erläuterte aus dem Jahresabschluss 2016 und dem Lagebericht die wichtigsten Bilanzzahlen. Die neu ausgereichten Kredite wurden wieder überwiegend für regionale Investitionen im Genossenschaftsgebiet verwendet. Die Kunden suchen aufgrund des dauerhaft anhaltenden niedrigen Zinsniveaus vermehrt alternative Anlagemöglichkeiten oder tätigen Investitionen. Die Einlagensteigerung zeigt aber, dass die Kunden in der Region trotzdem sparen.
Vor dem Hintergrund der politischen und wirtschaftlichen Lage stehen die Zeichen in vielen Bereichen auf Wandel. Gerade eine Genossenschaftsbank wie die Raiffeisenbank Augsburger Land West, die viele Jahrzehnte nachhaltig erfolgreich war, werde ohne eigenes Verschulden zu strukturellen Veränderungen gezwungen, so Rau. Ziel der Bank ist es, das genossenschaftliche Geschäftsmodell auf diese schwierigen Rahmenbedingungen einzustellen.
Auch wenn das Jahr 2016 wieder sehr anspruchsvoll war, dürfen sich die Mitglieder auf eine Rückerstattung freuen, die sich sehen lassen kann. Neben der Dividende, der Zahlung aus dem bankeigenen Mitgliederbonus-Modell und den eingesparten Gebühren für die kostenlose goldene VR-BankCard Plus fließen im Geschäftsjahr 2016 insgesamt 568 000 Euro an die Mitglieder zurück. Bezogen auf die Mitglieder-Geschäftsguthaben entspricht dies einer durchschnittlichen Rendite von rund 8,7 Prozent.
Im weiteren Verlauf bezeichnete Vorstand Hermann Scherer als größte Herausforderung für die Bank die andauernde Niedrigzinspolitik der EZB. Anhand einer Zinskurve erläuterte er den Mitgliedern die Auswirkungen, die sich nicht nur in sinkenden Erträgen aus dem Zinsgeschäft der Bank, sondern bei den Kunden auch in fehlenden Vermögenswerten in der Altersvorsorge niederschlagen. Positiv wirken sich niedrige Zinsen allerdings bei den Finanzierungskosten für Bauherren oder bei Renovierungen aus.
Durch das Internet hat sich das Kundenverhalten in allen Lebensbereichen extrem verändert. Trotzdem ist zu beobachten, dass die Beratungswünsche der Kunden steigen, immer komplexer werden und im Internet nicht mehr abbildbar sind. Hier erweise sich die Präsenz der Bank in der Region mit der Bereitstellung qualifizierter persönlicher Beratung als richtig. Nach wie vor kämpfen die deutschen Genossenschaften gegen die Integration der genossenschaftlichen Sicherungseinrichtung in ein einheitliches europäisches Banken-Sicherungssystem.
Scherer ging auf weitere Zahlen der Bank ein: Insgesamt bringt die Bankgut 1,5 Mio. Euro an Steuern auf, von denen 627000 Euro über die Gewerbesteuer in der Region verbleiben. Das jährliche Spendenvolumen beträgt rund 77000 Euro. Als Reaktion auf die Niedrigzinsen setzt die Bank im Kern auf ein gutes und nachhaltiges Kreditgeschäft. Außerdem wird in eigenes Immobilienvermögen investiert. In den eigenen Bankgebäuden in Altenmünster und Dinkelscherben wurden die oberen Stockwerke gewerblich vermietet. In Zusmarshausen, Altenmünster und Oggenhof wird in neue Mietobjekte investiert, um so über Mieteinnahmen regelmäßige Erträge zu sichern.
Turnusgemäß schieden aus dem Aufsichtsrat aus und wurden wiedergewählt: Bernhard Walter (Altenmünster) und Helmut Walter (Gessertshausen). Klaus-Dieter Schulze (Dinkelscherben) wurde aufgrund des Erreichens der Altersgrenze verabschiedet. Für Nachfolger ergeben sich neuerdings erhebliche aufsichtsrechtliche Anforderungen. So soll mindestens ein Steuerberater/Wirtschaftsprüfer enthalten sein. Mit Alexander Guggemos aus Dinkelscherben wurden diese Anforderungen erfüllt. Im letzten Punkt der Tagesordnung fragte ein Mitglied nach Vergütungen für Aufsichtsräte. Der Vorsitzende Albert Lettinger erklärte, dass alle Aufsichtsräte insgesamt ein Budget von der Generalversammlung bewilligt bekamen. Darin sind alle Kosten einschließlich Fortbildungsmaßnahmen enthalten. Dieses Budget wurde im Geschäftsjahr 2016 nur zur Hälfte verbraucht.