Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Falsche Früchtchen auf dem Erdbeerfeld
Obst Es gibt Diebe, die räumen nachts das halbe Feld leer. Ist Naschen auf der Plantage erlaubt?
Frisch vom Feld schmecken Erdbeeren doch am besten. Es soll allerdings Menschen geben, die kehren mit einem vollen Bauch und einer leeren Schüssel zurück. Das ist freilich nicht Sinn der Sache, auch wenn Naschen beim Pflücken natürlich erlaubt ist, wie die Obstbauern aus der Region betonen. Aber es gibt eben Kunden, die übertreiben es – und es gibt sogar Diebe, die räumen nachts das halbe Feld leer.
Ulrich Zott erwischt immer wieder Obstdiebe auf seinen Feldern. „Oft haben sie gar kein schlechtes Gewissen“, erzählt der Ustersbacher. „Manche stellen sich auch dumm und sagen: Ich habe gar nicht gewusst, dass ich dafür zahlen muss.“Das ärgert Zott freilich: „Es möchte doch keiner für umsonst arbeiten, auch ich nicht.“Nächtliche Diebe hat er schon öfter der Polizei gemeldet – und sie bekommen von ihm Haus- oder besser gesagt Feldverbot. Besonders groß ist der Schwund übrigens bei den Kirschen, sagt Zott. „Manchmal fehlen über Nacht ein paar Hundert Kilo.“Das kann dann nicht mehr der hungrige Nachtschwärmer gewesen sein. Zott geht davon aus, dass sein Obst da gewerblich weiterverkauft wird. Er hat sogar schon erlebt, dass jemand über den Winter Kirschbäume ausgegraben und mitgenommen hat.
Der Obstbauer betont aber auch: „99,9 Prozent unserer Kunden sind hervorragend.“Nächste Woche beginnt bei ihm die Pflücksaison, dann sind die ersten Himbeeren reif. Ab und zu eine in den Mund stecken gehört da dazu. Wobei es bei manchen ausufert: Sie kommen zu sechst auf die Plantage und wollen dann nur 250 Gramm kaufen, erzählt Zott. Da kann es schon mal sein, dass seine Mitarbeiter eine Mindestabnahmemenge pro Person fordern.
So extrem ist es bei kleineren Betrieben nicht. Auf ihrem Bio-Erdbeerfeld bei Lützelburg hat Stefanie Roth noch nie Diebe erwischt – aber festgestellt, dass nicht alle Kunden ehrlich sind. Sie können dort fertig gefüllte Schalen kaufen und das Geld dafür in eine Kasse stecken. Da ist aber teilweise weniger drin, als Beeren verkauft wurden, erzählt Roth. Manche müssen also nichts oder weniger bezahlt haben. Plantagenpflücker dürfen bei ihr natürlich kosten: „Wir haben unterschiedliche Sorten, und so können die Kunden probieren, welche ihnen am besten schmecken.“
Josef Lachenmayr sieht das ähnlich: „Wenn es schmeckt, ist das doch die beste Werbung.“Ob sich auf seinen Feldern bei Thierhaupten und Rehling schon Diebe bedient haben? „Das kann ich nicht beurteilen, ich schlafe ja nachts“, sagt er und lacht. Unwahrscheinlich sei es aber nicht, gibt er zu: Wer aufs Feld will, der kommt rein, auch wenn eines eingezäunt ist. Für heuer ist die Saison allerdings schon bald zu Ende. Diese Woche wird es auf jeden Fall noch Erdbeeren vom Feld geben. „Aber wenn es am Donnerstag tatsächlich 35 Grad heiß wird, dann wird es ein schnelles Ende geben.“