Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Ein Kirchenmann, der mit seinen streitbaren Aussagen oft aneckte
Immer wieder hat der gestern gestorbe ne Kölner Kardinal Joachim Meisner mit Äußerungen heftige Kritik hervor gerufen. Einige Beispiele: ● Drogensüchtige, Terroristen und Wissenschaftsgläubi ge würden die europäische Werteord nung gefährden, sagt der Kardinal in Budapest. „Unsere europäische Gegen wart trägt darum auf vielfältige Wei se solche Todeskeime in sich, die den gesunden Organismus vergiften, ja zum Kollabieren kommen lassen.“Indi rekt verurteilt er die Homosexualität, da sie der Schöpfungsordnung wider spreche. Kritiker werfen ihm eine „menschenverachtende Sprache“vor. ● In einer Predigt ver gleicht Meisner Abtreibungen mit dem Holocaust und beleidigt damit nach Ansicht des Zentralrates der Ju den Millionen Holocaust Opfer. Wört lich sagte er: „Zuerst Herodes, der die Kinder von Bethlehem umbringen lässt, dann unter anderem Hitler und Stalin, die Millionen Menschen vernich ten ließen, und heute, in unserer Zeit, werden ungeborene Kinder millio nenfach umgebracht.“Kurz darauf bedauert er den Vergleich. ● Bei einer Rede zur Eröffnung eines Museums spricht Meisner von „entarteter“Kultur. „Dort, wo die Kultur vom Kultus, von der Gottesverehrung abgekoppelt wird, er starrt der Kult im Ritualismus und die Kultur entartet“, sagt der Kardinal. Der Zentralrat der Juden kritisiert: „Auf den Nazi Wortschatz zurückzugreifen, vergiftet das gesellschaftliche Kli ma.“Dass die Wortwahl zu „Missver ständnissen“geführt habe, bedauert Meisner später. ● Der Kardinal löst mit Äußerungen zu einer angeblichen „Katholikenphobie“Unmut auch in Kir chenkreisen aus. Zuvor war die Kir che massiv in die Kritik geraten, weil sich zwei katholische Kliniken in Köln geweigert hatten, eine vergewaltigte Frau zu behandeln. (dpa)