Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Ein Ballett über Coco Chanel
Peter Breuer erarbeitete die Choreografie
Herr Breuer, in der kommenden Woche ist Ihr Ballett „Mythos Coco“, das Sie für das Landestheater Salzburg choreografiert haben, im Deutschen Theater München zu sehen. Was hat Sie an Coco Chanel interessiert?
Peter Breuer: Das sind verschiedene Dinge: einmal die persönliche Lebensgeschichte des Mädchens, dessen Mutter früh starb und das vom Vater verlassen wurde. Sie wuchs in einem Waisenhaus auf und machte dann die große Karriere von der Hutmacherin zur berühmten Modeikone. Aber interessiert hat sie mich auch als Person, die in diesem besonderen Künstlerumfeld in Paris lebte, mit Cocteau, Diaghilew, Strawinsky und Josephine Baker – eine aufregende Zeit, die in meinem Ballett auch eine große Rolle spielt.
Vermittelt sich das nur in den auftretenden Figuren?
Breuer: Das Zeitkolorit drückt sich in den Kostümen und dem Bühnenbild aus, wir haben natürlich die berühmten Chanel-Kostüme und Kleider auf der Bühne. Es drückt sich aber auch in der Musik aus, etwa in Kompositionen von Igor Strawinski.
Es gibt hinreichend Filme und Romane über Coco Chanel. Was kann ein Ballett dem noch hinzufügen?
Breuer: Tanz kann Emotionen ganz anders erzählen als jede andere Kunstsparte. Gefühle werden dadurch feiner ausgedrückt als durch Worte. Durch Tanzen kann man Emotionen auch so vermitteln, dass die Zuschauer sie selbst spüren. Das ist das Spannende und Einzigartige an dieser Kunstform. Außerdem ist es in einem Ballett möglich, einer Figur andere Facetten zu geben.
Wie sieht das im Fall Coco Chanel konkret aus?
Breuer: Man kann über diese Frau und ihre Seelenzustände in der Haltung sehr viel erzählen: zum einen das Unbeschwerte und Stürmische, das sie vor allem als junges Mädchen an sich hatte. Dann aber auch das Zickige und Kapriziöse, das sie später als erfolgreiche Frau entwickelt hat. Man kann diese Figur gar nicht in einer Person erzählen, deshalb splitte ich sie auf zwei Tänzerinnen. Und ein Weiteres ist, dass Coco Chanel die Frauen von den schweren, engen Kleidern und Korsetts befreit hat. Sie war die Erste, die duftige Kleider mit leichten Stoffen kreiert hat. Das lässt sich bewegungsmäßig natürlich sehr gut darstellen. Interview: Birgit Müller-Bardorff O
„Mythos Coco“am 9. und 10. Au gust im Deutschen Theater München