Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Mit der „Rocky Horror Show“auf Rekordkurs
Theater Bilanz Das letzte Musical unter der Ägide von Juliane Votteler wäre fast das erfolgreichste Stück auf Augsburgs Freilichtbühne geworden. Doch dann kam es anders. Ein Großteil des Ensembles macht nun für neue Künstler Platz. Wann man sie kennenlern
Am Ende war es dann doch nicht der Rekord, auf den zunächst alles hinsteuerte: Mit 44034 Besuchern war die „Rocky Horror Show“auf die Freilichtbühne nur fast so gut besucht wie die „West Side Story“1997 (über 45 500 Besucher) und die „Blues Brothers“2016 (45000 Besucher). Das lag allerdings nur daran, dass in der letzten Spielwoche zwei ausverkaufte Vorstellungen abgesagt werden mussten. „Sonst wären wir bei über 46 000 Besuchern gelandet“, sagt Theatersprecher Philipp Peters.
Finanziell gesehen war das Musical dennoch ein Erfolg, da es dem Theater Augsburg fast 1,4 Millionen Euro an Einnahmen einbrachte. Zum Vergleich: „Cabaret“erwirtschaftete im vergangenen Jahr knapp 700 000 Euro, die „Blues Brothers“rund 1,2 Millionen Euro.
Die Augsburger Theatersaison, die am Sonntag mit einer großen Abschiedsgala zu Ende ging, war weder für die Künstler noch fürs Publikum einfach. Aufgrund der Schließung des Großen Hauses vor gut einem Jahr musste der Spielplan teilweise umgeworfen werden, die Stadt suchte händeringend nach neuen Spielstätten, die aber allesamt kleiner waren als das Große Haus mit seinen rund 1000 Plätzen. „Wir haben Ihnen viel zugemutet“, betonte Intendantin Juliane Votteler am Sonntagabend im Rahmen der Gala. Wo man dies künstlerisch stets bewusst gemacht habe, sei es organisatorisch nur durch die schwierigen Umstände der anstehenden Sanierung so weit gekommen.
Auf den Zustand der Spielstätten in Augsburg wurde bei der Gala mehrfach hingewiesen: Schauspielerin Ute Fiedler erzählte augenzwinkernd von ihrem ersten Jahr in Augsburg. „Ich habe gedacht, ich bin im Osten“, sagte sie und spielte damit auf den maroden Zustand des Großen Hauses und der damals noch genutzten Komödie hin. Im ersten Jahr von Intendantin Juliane Votteler sah die Sache nicht rosiger aus: Im Sommer brach ein Künstler durch den morschen Boden der Freilichtbühne. Die wird in den kommenden Jahren zwar nicht saniert, der Rest der Bühnen sowie Werkstätten und Probebühnen werden nun aber generalsaniert bzw. neu gebaut.
Das Große Haus, in dem derzeit zumindest noch Proben stattfinden sollen, wird im September endgültig geräumt. Die Künstler räumen derzeit ihre Spinde aus, der Kostümfundus ist schon vor einigen Monaten umgezogen. Die ersten Arbeiten in dem denkmalgeschützten Gebäude werden laut Kulturreferent Thomas Weitzel eher unspektakulär sein: „Wir werden unter anderem Leitungen freilegen. Richtig was zu sehen wird es baulich aber wohl erst Anfang kommenden Jahres geben.“Immerhin: Mit einigen Wochen Verspätung haben zuletzt die archäologischen Grabungen auf der Grünfläche zwischen Großem Haus und Volkhartstraße begonnen. Dort entsteht mit einem Orchesterprobensaal samt Kartenverkaufsstelle künftig ein Neubau.
Doch noch einmal zurück zur abgelaufenen Spielzeit: Mit fast 185000 Besuchern reichte sie nicht an die vorherige heran (233 300 Besucher) heran. Da viele Inszenierungen seltener oder in kleineren Räumen gezeigt wurden, ist dies für die Theaterleitung aber nicht verwunderlich. Wie in jedem Jahr gab es in jeder Sparte auch besonders beliebte Produktionen:
● Musiktheater Hier hatte „Otello“mit 6234 Zuschauern die meisten Besucher. Die Oper „Simplicius Simplicissimus“auf der Brechtbühne, deren Zuschauerraum dafür noch einmal abgewandelt worden war, war bei allen Vorführungen ausverkauft.
● Schauspiel Das Weihnachtsstück „Pünktchen und Anton“im Kongress am Park hatte mit 25500 Besuchern die meisten Zuschauer. Mit 18 ausverkauften Vorstellungen kann die Produktion „Faust“in der Brechtbühne aufwarten – beim Sprechtheater die höchste Auslastung.
● Hoffmannkeller Hier war die Produktion
„Auerhaus“mit 1100 Besuchern und einer Auslastung von 98 Prozent am erfolgreichsten. ● Ballett „Der Nussknacker“in der Schwabenhalle mit 9528 Besuchern hatte die meisten Zuschauer. In der Brechtbühne hatte der Ballettabend „(R)Evolution“mit 14 Aufführungsterminen die höchste Auslastung – sie lag bei 99 Prozent.
● Neue Spielzeit Ab September übernimmt André Bücker als Intendant das Theater Augsburg. Für Besucher beginnt die Saison mit einem großen Theaterfest im Textilviertel, also im Martini-Park. Termin ist am Sonntag, 24. September, ab 11 Uhr. O www.theater a.de