Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Ferienbetreuung: Ohne Planung geht es nicht
Familie Wer in den Sommerferien nicht auf die Kinderbetreuung verzichten kann, braucht starke Nerven. Das Ferienprogramm deckt meist nur einzelne Termine ab, für eine längerfristige Betreuung fehlt aber oft die Nachfrage
Für Familien mit kleinen Kindern können die Sommerferien schnell zur Belastungsprobe werden. Es gilt, sechs Wochen schulfreie Zeit zu überbrücken. Während die Kitas in den allermeisten Fällen noch zwei Wochen davon geöffnet haben und sich oft untereinander abstimmen, müssen Eltern schulpflichtiger Kinder schon im Vorfeld gut planen. Das ist nicht immer einfach, weiß Gabriele Wagner, Leiterin der Familienstation Dinkelscherben: „Sechs Wochen sind eine lange Zeit und nicht immer reichen die Urlaubstage der Eltern für die ganze Zeit aus.“
Die meisten Gemeinden stellen in den Ferien ein eigenes Programm auf die Beine um den Nachwuchs im Ort, zumindest tageweise, zu beschäftigen. Viele örtliche Vereine machen mit, organisieren Reitausflüge, Schwimmunterricht, Fußballcamps oder Schnupperstunden im Tennisclub. Die Angebote sind vielfältig, bieten aber wenig Möglichkeiten die Kinder längerfristig unterzubringen. „Wer arbeiten muss und auf eine Betreuung angewiesen ist, dem wird das nicht reichen“, sagt Wagner.
Durchgängige Ferienprogramme, mit denen sich auch ein Vollzeit-Arbeitstag abdecken lässt, sind rar. „Das wird in den nächsten Jahren ganz sicher ändern“, glaubt Kutzenhausens Bürgermeisterin Silvia Kugelmann. In ihrer Gemeinde hätte es heuer eigentlich schon eine Ferienbetreuung geben sollen. Doch am Ende scheiterte das Vorhaben an der Nachfrage. „Zuerst war das Interesse sehr groß, aber als wir die Eltern dann konkret gefragt haben, gab es nur noch zwei Anmeldungen.“Viel zu wenig, sagt Kugel- Zehn Kinder hätten es mindestens sein müssen, alles andere wäre zu teuer gewesen. Kutzenhausen ist nur eine von vielen Gemeinden, die gerne würden, aber nicht können. Dabei ist sich Kugelmann sicher, dass die Betreuungsfrage in Zukunft auch in den Ferien immer wichtiger wird. „Wir sehen ja jetzt schon, dass die Mittagsbetreuung für kleine Kinder stärker nachgefragt wird.“
Die Gründe liegen nicht zuletzt der gestiegenen Mobilität junger Eltern. Viele zugezogene Familien haben keine Omas und Opas im Ort, die sich im Sommer bereitwillig um die Enkel kümmern. Gleichzeitig kehren immer mehr Mütter schon früh in ihren Job zurück. „Die familiären Strukturen, die so eine Situation auffangen, gibt es kaum mehr“, sagt Kugelmann. Eine gute Planung ist also das A und O, um sechs Wochen Sommerferien zu organisieren.
Hannes Neumeier, Fachbereichsmann. leiter beim Landratsamt Augsburg empfiehlt, sich in jedem Falle an die Gemeinde zu wenden und das örtliche Ferienangebot zu nutzen. Wer dennoch plötzlich in eine Krisensituation kommt, dem wird beim Amt für Jugend und Familie schnell und vor allem individuell geholfen. „So ein Notfall kann zum Beispiel auftreten, wenn ein Elternteil beruflich verreisen muss oder wegen Krankheit ausfällt“, sagt Neumeier. Das Landratsamt hat dann die Möglichan keit, kurzfristig eine Bereitschaftspflege zu organisieren. „Wir finden eigentlich immer zeitnah eine Lösung“, versichert Neumeier. So etwas wie eine „Ferien-Notfall-Gruppe“gibt es im Landkreis aber nicht, zumindest jetzt noch nicht. Gerade laufe eine große Bedarfsabfrage bei den Eltern, sagt Neumeier. „12000 Familien fragen wir, was sie brauchen.“Ob und wie sich das Ferienangebot in den nächsten Jahren ändert, wird sich zeigen.