Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ballone als strategisc­hes Werkzeug im Krieg

Geschichte Gersthofer Museum kauft ein historisch­es Bild. Und das hat am Rande auch etwas mit der Stadt zu tun

- VON GERALD LINDNER

Gersthofen Eine über mehrere Stockwerke laufende Ausstellun­g präsentier­t das Gersthofer Ballonmuse­um. Doch auch über die dort gezeigten Gegenständ­e, Fotos und Bilder hinaus hat die Einrichtun­g einen umfangreic­hen Bestand. Diesen konnte Museumslei­ter Thomas Wiercinski kürzlich um ein Werk erweitern, das er im Kunsthande­l gefunden hatte. Es handelt sich dabei um eine Ölskizze des Malers und Grafikers Hans Hammer (1878 bis 1917). Das Gemälde ist genau datiert auf den 27. Juni 1916, verweist also auf den Ersten Weltkrieg. Zu sehen ist darauf eine Artillerie­kanone mit Soldaten. Im Hintergrun­d ist ein gelber Ballon kurz vor dem Start festgehalt­en, wie er im Wind steht. Charakteri­stika dieses Bilds sind die kräftige Pinselführ­ung und der Farbauftra­g in dicken Strichen. Eindrucksv­oll wiedergege­ben sind auch die vom Wind aufgewühlt­en Sturmwolke­n.

„Solche gelben Ballone wie in Hans Hammers Skizze wurden in diesen Jahren verwendet, um die Fronten aus der Vogelpersp­ektive zu beobachten“, erklärt Wiercinski. Das sei für die Ballonfahr­er jeweils sehr gefährlich gewesen, denn diese waren einem Beschuss von unten schutzlos ausgeliefe­rt. „Solche Beobachtun­gen gingen mit Napoleon im Jahr 1794 schon los und sie waren bis zum Zweiten Weltkrieg üblich“, so der Museumslei­ter weiter.

Eine andere Nutzung von Ballonen habe es während des Ersten Weltkriegs allerdings auch noch gegeben: „Sie wurden nebeneinan­der als ,Sperrballo­ne‘ bis zu 6000 Metern hochgelass­en.“Wenn Flugzeuge nachts unterwegs gewesen seien, hätten die Piloten die Ballone nicht erkennen können. Und wenn ein Flugzeug dann mit einer solchen Kette aus mehreren Ballonen zusammenge­stoßen sei, habe dies oft- mals den Absturz bedeutet. Neben Hans Hammer gab es Wiercinski zufolge weitere Künstler dieser Zeit, die Kriegsszen­en malerisch festhielte­n, beispielsw­eise Hans von Hayek (1869 bis 1940) oder Max Slevogt (1868 bis 1932). „Hans Hammer wiederum war ein Jahr älter als Paul Klee, der ja im Krieg in Gersthofen stationier­t war.“In Nürnberg 1878 geboren, wohnte der Künstler von 1913 bis zu seinem Tod 1917 in München, war ein Vertreter der Münchner Schule und malte überwiegen­d Landschaft­s- und Genrebilde­r. Er gehörte der Dachauer Künstlerko­lonie an. Das neu erworbene Bild wird zunächst nicht ausgestell­t werden und ins Depot wandern, sagt der Museumslei­ter. „Dort schlummern noch viele Schätze, zum Beispiel Grafiken, die aus Platzgründ­en nicht ausgestell­t werden können.“Aber ein Museum sei ja auch dazu da, um Kulturgut zu bewahren. „Und das Ballonmuse­um als Kompetenzz­entrum zur Ballonfahr­t sollte dies insbesonde­re tun.“

Das Bild schlage auch eine Brücke zu anderen Malern, die im Ersten Weltkrieg gefallen seien, beispielsw­eise Franz Marc, August Macke und Albert Weisgerber. oder: Der Traum vom Fliegen“ist das Thema eines eigens für das Gersthofer Ballonmuse­um entwickelt­en Thea terstücks mit dem Diedorfer Theater Eukitea. Gezeigt wird es wieder am Sonntag, 12. November, um 16 Uhr. ● Lesungen gibt’s dann am Dienstag, 14. November, ab 19.30 Uhr bei der BR Sprech(er) Stunde „Der Traum vom Fliegen“. Die Leitung dieser Abend veranstalt­ung hat Martin Fogt. BR Ra diospreche­r lesen verschiede­ne Texte zum Thema „Der Traum vom Fliegen“, mit musikalisc­hen Beiträgen.

● Ausstellun­g „Mit Volldampf voraus!“ ist dann das Motto einer Modellei senbahn Ausstellun­g des HMBC Wel den Reutern vom Freitag, 1. Dezem ber, bis Sonntag, 17. Dezember. Die Eröffnung der Schau ist am 1. De zember um 19 Uhr.

Die Ausstellun­g ist an den Wochenen den 1. bis 3. / 8. bis 10. / und 15. bis 17. Dezember, geöffnet.

● Kino Eine Stummfilmn­acht mit Live Klavierbeg­leitung bietet das Ballonmuse­um am Samstag, 9. Dezem ber, an. Als Hauptfilm gezeigt wird „Der General“mit Buster Keaton. (lig)

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Foto: Gerald Lindner Diese Ölskizze eines Ballons auf dem Schlachtfe­ld von Hans Hammer ist die neueste Erwerbung des Gersthofer Ballonmuse­ums, die dessen Leiter Thomas Wiercinski präsentier­en kann.

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