Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Mörderisch­es an vertrauten Orten

Hobbyautor Günter Schäfer lässt im Kreis Kriminelle­s passieren

- VON BARBARA WÜRMSEHER

schafterin hatte sie 1983 an der Berufsfach­schule Höchstädt abgeschlos­sen.

So kneteten alle voller Begeisteru­ng an diesem Nachmittag Teig für Brot und Pizza, auch der für die Haferkekse und die Dinkelwaff­eln war schnell gemacht. Die Frauen und Männer zupften für ihre eigene Gewürzmisc­hung Blättchen von Kräuterpfl­anzen ab. Bei der Traktorral­lye, bei der sie mit Spielzeugf­ahrzeugen Körner transporti­erten, hatten Helfer wie Teilnehmer ebenso viel Spaß wie bei den Boxen, wo sie den Inhalt erfühlen konnten. Nach jeder Station holten die Teilnehmer ihren Stempel an der Malstation ab, wo Karolina Zimmerer (die Tochter der Organisato­rin) mit Lena Römer auch beim Ausmalen half. Der Umgang mit behinderte­n Menschen war für beide nichts Neues, sie hatten in diesem Jahr Ferienarbe­it bei den Nordschwäb­ischen Werkstätte­n gemacht.

Lena erinnert sich: „Am Anfang hatte ich Angst, etwas falsch zu machen und wusste nicht, worauf ich achten muss. Aber das hat sich dann automatisc­h ergeben.“Endspurt ist angesagt, als sie den Pizzateig ausrollen und in der Form mit frischem, regionalem Gemüse, Salami, Schinken und Käse belegen dürfen. Henri Zimmerer schiebt die Pizzen in den mobilen Backofen, der im Garten mit rund 350 Grad Celsius schon auf die hungrigen Gäste wartet.

Über die zufriedene­n Gesichter freut sich auch Antonie Mayer, die Leiterin der „Offenen Hilfen“der Lebenshilf­e, die sich stets über neue Angebote im Bereich Freizeit, Bildung und Begegnung freut. Ihre Mitarbeite­rin Simone Hartmann bestätigt: „Die Leute sind gern unterwegs.“Das ist aber nur mithilfe vieler ehrenamtli­cher Mitarbeite­r möglich. Rain Regionalkr­imis haben ihren ganz besonderen Reiz. Seit der Allgäuer Kommissar Kluftinger – einer der ersten Helden dieses Genres – im Kemptener Raum ermittelt, sind viele Autoren der Versuchung erlegen, einen ähnlichen Charme zwischen zwei Buchdeckel zu packen. Heimat – das ist dort, wo man sich auskennt. Wo eine überschaub­are Idylle herrscht, in deren mehr oder minder gleichförm­igen Alltag nun in der Krimihandl­ung plötzlich willkommen­e Spannung einbricht.

Auch der aus Rain stammende Hobby-Autor Günter Schäfer macht sich diese Atmosphäre zunutze. Sieben Kriminalro­mane hat der 56-Jährige mittlerwei­le schon verfasst und lässt sie in jenem ländlichen Raum spielen, der für die Landkreisb­ewohner Heimat bedeutet: In Nördlingen, in seinem jetzigen Wohnort Reimlingen und im Tillystädt­chen Rain, wo er geboren und aufgewachs­en ist.

Wenn Günter Schäfer seinen Kommissar Robert Markowitsc­h von der B16 in Richtung Südzucker abbiegen lässt, dann weiß der einheimisc­he Leser einfach Bescheid. Wenn die Tour weitergeht, an TSV-Heim und Schulzentr­um vorbei, durch die Kraftwerks­traße Richtung Lech, dann sagen sich viele: Dort bin ich auch schon oft gewesen. Und wenn der Kommissar schließlic­h die 17 Treppenstu­fen mitzählt, die er zum Lech-Damm erklimmen muss, dann kann man darauf wetten, dass es tatsächlic­h auch in der Wirklichke­it exakt 17 sind. So fühlt sich Heimat im Krimi an: vertraut, nah – und dennoch irreal, denn was Hauptkommi­ssar Markowitsc­h dort erlebt, gehört – glückliche­rweise – bislang nur ins Reich der Fantasie.

Gleich zweimal ist der in nächster Zeit zu erleben: am Donnerstag, 28. September, 19.30 Uhr, in Harburg in der Bücherei im Strölinhau­s, und am Freitag, 29. September, in der Rieser Kulturnach­t in Nördlingen im Weinladen Rath.

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Fotos: Brigitte Bunk Irina Eschweiler und Ingrid Götz füllen ebenso wie Petra Willbold mit Franziska Fürbaß Dinkel in eine vorgeferti­gte Kissenhüll­e. Doch vorher muss das Getreide abgewogen werden.
 ??  ?? Monika Lacher bereitet zusammen mit ihrer Mutter Mathilde den Hefeteig vor, hier den für die Pizza.
Monika Lacher bereitet zusammen mit ihrer Mutter Mathilde den Hefeteig vor, hier den für die Pizza.
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Günter Schäfer

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