Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Gold glänzt vor allem in unsicheren Zeiten
Anlage Wenn es in der Welt kriselt, flüchten sich Investoren zu dem Edelmetall. Gerade Privatpersonen sollten aber vorsichtig sein
Frankfurt/Main Gold zieht zurzeit nicht nur Diebe an – wie im Fall des spektakulären Goldmünzenraubs in Berlin –, auch Anleger interessieren sich wieder mehr für das Edelmetall. Mit 1326,08 Dollar pro Feinunze (etwa 31,1 Gramm) erreichte der Goldpreis in dieser Woche zeitweise ein Jahreshoch an der Börse. Gold gilt vielen Anlegern als „sicherer Hafen“in unruhigen Zeiten. Seit Beginn des Jahres hat das Edelmetall etwa 15 Prozent an Wert gewonnen.
Zuletzt war der jüngste Raketentest Nordkoreas Auslöser für die verstärkte Nachfrage nach der „Krisenwährung“. Nach Einschätzung von Barnabas Gan von der Oversea-Chinese Banking Corp. in Singapur könnte sich der Goldpreis noch einige Zeit über der Marke von 1300 Dollar halten. Der Konflikt zwischen Pjöngjang und den USA sollte die Nachfrage nach Gold als sicherer Hafen hochhalten, argumentiert auch Commerzbank-Analyst Eugen Weinberg.
Hinzu kommt der politische Hickhack in den USA. Voraussichtlich Ende September könnte dort die Schuldenobergrenze erreicht werden. „Sollte sich der Kongress bis dahin nicht auf eine Erhöhung der Schuldenobergrenze einigen, droht der Regierung abermals die Zahlungsunfähigkeit und es müssten Behörden zwangsweise geschlossen werden“, sagt Weinberg. Die jüngste Dollar-Schwäche stützt ebenfalls das Interesse an dem Edelmetall, das in der US-Währung abgerechnet wird. Verliert der Dollar gegenüber anderen Währungen an Wert, wird Gold für Investoren außerhalb der USA erschwinglicher.
Das Edelmetall wirft zwar keine Zinsen oder Dividenden ab, lockt aber mit dem Versprechen von Sicherheit und Wertsteigerung. Anleger haben verschiedene Möglichkeiten: Sie können Münzen und Goldbarren kaufen, aber auch Wertpapiere, die die Entwicklung des Goldpreises nachbilden.
Privatanleger sollten allerdings bedenken, dass der Goldpreis erheblich schwanke, warnt der Bundesverband deutscher Banken (BdB) vor zu viel Euphorie. Sie profitierten mangels Dividenden oder Zinsen nur, wenn der Goldpreis steige. Im ersten Halbjahr war das Interesse an dem Edelmetall zwar weltweit geringer als im Jahr zuvor. Im Vergleich zu den Aktienmärkten schneidet der Goldpreis in diesem Jahr bislang aber gut ab: Das WallStreet-Aktienbarometer Dow Jones Industrial legte seit Jahresbeginn bis Mitte der Woche um gut 10 Prozent zu, der deutsche Leitindex Dax schaffte ein Plus von annähernd 6 Prozent. Von seinem Höchstpreis von 1900 Dollar je Feinunze im Sommer 2011 ist Gold allerdings noch weit entfernt.