Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Höchste Eisenbahn
noch nicht barrierefreien Bahnhöfe entlang der Strecke eine Lösung gefunden werde. Dobrindt hatte selbst gesehen, wie steil die Treppen der Dinkelscherber Bahnhofsunterführung sind – „für Rollstuhlfahrer oder Menschen mit Behinderung stellen sie ein fast unüberwindbares Hindernis dar“, sagte der Bürgermeister der Marktgemeinde, Edgar Kalb. Am Neusässer Bahnhof machten Vertreter des Sozialverbands VdK auf die dringend notwendige Barrierefreiheit aufmerksam. Der CSU-Ortsverband übergab mit Bürgermeister Richard Greiner einen Brief: Darin geht es unter anderem um die Bitte, dass von der Bahn schnellstmöglich Pläne für den Stre- ckenausbau erarbeitet werden sollen. Nur damit ließen sich dann auch die städtebaulichen Probleme an den Haltepunkten Neusäß und Westheim lösen. In Westheim soll das Bahnhofsumfeld im Rahmen der Städtebauförderung neu gestaltet und damit auch das Stadtteilzentrum aufgewertet werden. Ein Park-and-Ride-Platz soll in unmittelbarer Bahnhofsnähe genauso entstehen wie geeignete Abstellmöglichkeiten für Autos und Fahrräder im Bahnhofsbereich. Weitere Themen sind dort die Beleuchtung und die „Eintaktung“der Staudenbahn.
In Neusäß gibt es laut CSU-Ortsverband ähnliche Probleme. Der Lärmschutz sei unter Verweis auf das dritte Gleis genauso wie in Diedorf zurückgestellt worden, obwohl Neusäß genauso wie der Augsburger Stadtteil Bärenkeller in der höchsten Kategorie eingestuft ist.
Warten müsse Neusäß außerdem mit der Weiterentwicklung seiner Stadtmitte, solange nicht klar ist, wie die künftige Bahninfrastruktur aussieht. Dabei habe die Stadt in den vergangenen Jahren erfolgreich im Bahnhofsumfeld Grunderwerb betrieben, erklärte Greiner. Neusäß habe bereits die Voraussetzungen für die Gestaltung eines künftig funktional barrierefreien und städtebaulich attraktiven Bahnhofsvorplatzes mit Buswendeschleife geschaffen.
Trotz der vielen Wünsche und der zu schüttelnden Hände kam der Regionalexpress gestern Mittag übrigens pünktlich am Augsburger Hauptbahnhof an – anders hatte es Minister Alexander Dobrindt in dieser Woche beim Test der neuen Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Bamberg und Erfurt erlebt. Auf der Rückfahrt hatte der ICESonderzug, der zunächst für 120 Kilometer Wegstrecke 45 Minuten benötigte, eine halbe Stunde Verspätung. Der Grund: Die Bremsen waren heiß gelaufen, der Zug stoppte automatisch. Die Bahn nahm’s positiv: Jede Störung heute helfe, für einen stabilen Fahrplan morgen zu sorgen. »Kommentar
Noch 2017 soll mit den Planungen für den Ausbau der Bahnstrecke zwischen Dinkelscherben und Augsburg begonnen werden: Die Zusage von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt dürfte in der Region für Erleichterung sorgen. Denn bisher glich das Bahnproblem einem Gordischen Knoten: Ohne genaue Kenntnis der künftigen Bahntrasse stockten die Planungen für die B-300-Umfahrung von Diedorf. Ohne konkrete Angaben der Bahn wird’s nichts mit dem Lärmschutz – ein Zustand, der an den Nerven der Anwohner sägt. Ohne Klarheit der Bahn geht auch im Zentrum von Neusäß nichts voran. Jetzt nimmt das Bahn-Projekt endlich Fahrt auf: Der Bund übernimmt die Kosten für die Planung. Damit erübrigen sich komplizierte und langwierige Verhandlungen über die Kostenverteilung zwischen Staat und Unternehmen. Unter dem Strich bedeutet das einen weiteren Zeitgewinn. Genau darum geht es nach den jahrelangen Diskussionen. Für Dobrindts Signal war es also höchste Eisenbahn.