Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Die Stärken und Schwächen der Einkaufsstadt
Debatte Das Angebot in Augsburg unterliegt immer einer subjektiven Betrachtung, doch gerade in der Gastronomie gibt es erfreuliche Entwicklungen. Gesucht wird der richtige Umgang mit dem Umland
Das Ziel war ausgegeben: Augsburgs Innenstadt sollte belebt, der Einzelhandel wieder gestärkt und die Zahl der Besucher erhöht werden. Dies war zu einem Zeitpunkt, als die Händler über massive Umsatzrückgänge klagten. Augsburgs Ruf als Einkaufsstadt litt gewaltig. Dies zu ändern, war das Anliegen des nunmehr abgeschlossenen Umbaus der Innenstadt. Wer heute am Königsplatz und in der Annastraße unterwegs ist, findet keine Stolperfallen mehr am Boden. Der Weg zum Einkauf ist auf alle Fälle besser geworden.
Doch die Meinungen, wie hochwertig das Einkaufsangebot in Augsburg ist, gehen nach wie vor auseinander. Dass bundesweit agierende Ketten ihre Filialen in Augsburg haben, darf niemanden wundern. Wenn nicht in Großstädten, wo dann? Mitunter sind es eher die subjektiven Eindrücke, die einer Einkaufsstadt ein schlechtes Zeugnis ausstellen. Ein Beispiel dafür ist das schon lange leer stehende Woolworth-Gebäude in der Annastraße. Für manchen Passanten ist es ein Schandfleck. Dass nun im Nachbarhaus Schuh Leiser die Filiale aufgegeben hat, trägt zum wenig ansprechenden Erscheinungsbild bei. Gerade solche Leerstände sorgen schnell für Kritik, die aber deshalb im Gesamtbild gar nicht stimmen muss.
Augsburg hat ein großes Einkaufsangebot. Wer sucht, findet die entsprechenden Nischen in heimeliger und entspannender Atmosphäre. Die Altstadt, die lange Zeit über ihr Schattendasein geklagt hat, entwickelt sich mit viel Dynamik. Viele kleine Geschäfte beleben das Viertel, sie sind für Kunden schon beim Vorbeigehen ein Blickfang.
Doch das Vorbeigehen reicht eben nicht aus. Gerade wer ein Hoch auf den kleinen, feinen Einzelhandel anstimmt, sollte durch sein Konsumverhalten jene Händler unterstützen.
Wer die Entwicklung der Altstadt über einen langen Zeitraum verfolgt, weiß um die Bedeutung der City-Galerie für Augsburg. Das Einkaufszentrum mit seinen 100 Geschäften am Vogeltor war anfangs bei Weitem nicht von allen erwünscht. Gerade die Konkurrenz in der Innenstadt sprach damals vom falschen Standort. Die Aufregung hat sich gelegt. Heute ist die City-Galerie ein wichtiger Faktor für das Funktionieren des innerstädtischen Handels.
Die Herausforderung, die Innenstadt insgesamt zu stärken, besteht weiterhin – unabhängig von Umder bauten. Will Augsburg punkten, darf dies nicht an den Stadtgrenzen enden. Augsburg als Oberzentrum muss weit in die schwäbische Region hinausstrahlen. Ein Anfang ist gemacht, weiteres Potenzial ist vorhanden. Die Steigerung der Zahl von Innenstadt-Besuchern hängt ganz entscheidend davon ab, ob Menschen aus den Räumen Landsberg, Donauwörth, Neuburg an Donau, Günzburg die schwäbische Hauptstadt ansteuern. Ob sie wieder Lust daran finden, als kaufkräftige Kundschaft hier Geld auszugeben. Eine Belebung der Innenstadt mit Augsburgern allein ist ausgeschlossen.
Was eindeutig für Augsburg spricht, ist das Angebot an Cafés und Restaurants. Speziell in den Sommermonaten trägt gerade die Außengastronomie viel dazu bei, die Schönheit einer über 2000 Jahre alten Stadt ins Bewusstsein zu rücken. Kein Wunder also, dass die Lokale am Moritzplatz und in der Maximilianstraße stark frequentiert sind und zusätzlich neue Lokale eröffnet werden. Das gastronomische Angebot ist ein wichtiger Baustein im Gesamtpaket.
Wenn Augsburg sich für mehr Besucher aus dem Umland öffnet, ist die Mobilität der springende Punkt. Und hier beginnt ein Spannungsfeld zwischen heimischen Innenstadt-Besuchern und den auswärtigen Gästen. Wer in Augsburg lebt, findet den Weg ins Herz der City auf umweltverträglichen Wegen. Der Nahverkehr ist sehr gut ausgebaut, das Straßenbahnnetz funktioniert. Auch für Radfahrer hat sich die Erreichbarkeit der Innenstadt stark verbessert. Auswärtige Besucher setzen allerdings verstärkt auf das Auto. Sie wollen mit dem Pkw direkt in die Innenstadt. Es gibt Park-and-ride-Plätze in
Die Altstadt versprüht den besonderen Charme
passender Zahl, sie werden jedoch nicht sehr gut angenommen. Fußgänger, Radfahrer, Nahverkehrskunde, Autofahrer – es muss auch künftig ein Zusammenspiel aller Verkehrsteilnehmer sein. Für die Innenstadt zählt die gute Erreichbarkeit. Die Botschaft kann daher nur lauten: Augsburg ist erreichbar, jeder ist willkommen – egal mit welchem Verkehrsmittel.
Dass die Anfahrt mit dem Auto zu Verkehrsproblemen, Lärm und Gestank in der Innenstadt führt, steht fest. Daher ist es geboten, diese negativen Folgen zu minimieren. Ein funktionierendes Verkehrsleitsystem, das nach wie vor fehlt, ist Voraussetzung dafür. Auswärtige Autofahrer benötigen Orientierungshilfe. Den Weg in die Parkhäuser sollten sie ohne große Probleme finden. Gelingt dies endlich, ist sehr viel gewonnen.
Augsburg bietet ein außergewöhnliches Einkaufserlebnis. Es gilt, damit weiterhin zu werben. Steigende Zahlen in den zurückliegenden Frequenzzählungen belegen dies. Letztlich muss der Kunde aber jedes Mal aufs Neue gewonnen werden.