Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Arbeiten, wo andere planschen
Beruf Eine junge Frau hatte gestern im Titania-Bad ihren ersten Arbeitstag. Welche Erwartungen sie hat
Neusäß Die Entscheidung für den Beruf ist ihr nicht schwer gefallen: Schon als Kind hat Mirella Dragonjic ihre Liebe zum Wasser entdeckt. Mit ihrer gestern begonnenen dreijährigen Ausbildung zur „Fachangestellten für Bäderbetriebe“bleibt sie dieser Freude am Wasser treu. Die 18-Jährige erklärt, warum ihre Wahl auf das Neusässer Bad als Arbeitsplatz fiel: „Ich habe schon während meiner Schulzeit nebenher beim Titania gearbeitet.“Am meisten freue sie sich nun auf den Kontakt mit den Badegästen.
Auch ihre beiden Kolleginnen, Silvana Buck und Annika Birzele, die in das zweite Lehrjahr kommen, hatten ähnliche Beweggründe sich für diese Ausbildung zu entscheiden. Die jungen Frauen verbindet die Leidenschaft für das kühle Nass. Außerdem mögen sie die sportliche Seite an dem Beruf, so machen sie unter anderem Schwimmtraining für Kinder, Aquafitness oder „Aquacycling“. Weiter schätzen die beiden noch den Umgang mit den Menschen, das sei sehr erfüllend. Die 17-jährige Annika Birzele sagt sogar: „Die Ausbildung hat mein Wohlergehen gesteigert.“
Eigentlich sucht das Titania zum 1. September jährlich zwei Auszubildende, dieses Jahr konnte jedoch nur Mirella Dragonjic für die Ausbildung gewonnen werden. Dieses Problem, Nachwuchs für die Bademeister zu finden, kenne sie schon seit einigen Jahren, sagt Petra Voßiek, Pressesprecherin des Erlebnisbades: „Wir haben Schwierigkeiten, junge Leute für diesen Beruf zu begeistern.“So fehlen in Deutschland schätzungsweise 2500 gelernte Bademeister. Woran das liegen mag, lässt sich erahnen: Das öffentliche Bild von Bademeistern ist durch Filme wie „Baywatch“geprägt, in denen braun gebrannte, durchtrainierte Männer am Beckenrand stehen und von schönen Frauen umringt werden. Dass hinter dem Beruf eine dreijährige Ausbildung und breit und verantwortungsvolle Aufgaben stecken, ist nur wenigen Menschen bekannt.
Christian Hofbeck, Teamleiter im Titania, erklärt die vielfältigen Aufgaben eines Bäderfachangestellten: Zum bereits genannten sportlichen Teil müssen sich die Auszubildenden unter anderem Wissen im chemischen und technischen Bereich aneignen. So gehören drei mal täglich Qualitätskontrollen des Wassers, aber auch Reinigungsarbeiten, dazu. „Es kann auch vorkommen, dass sie als Betriebsleiter eingesetzt werden“, fügt Hofbeck hinzu. Damit tragen die Mitarbeiter Verantwortung für das gesamte Bad. Ansonsten seien sie auch in anderen Bereichen vorzufinden, zum Beispiel am Empfang oder im Service. Und die wichtigste Aufgabe: Im Notfall müssen sie bereit sein, Badegäste vor dem Ertrinken zu retten.
Die Auszubildenden können jedenfalls nicht verstehen, warum ihr zukünftiger Beruf nicht auch andere junge Leute reizt: „Bei unserem Job ist alles dabei, wir haben Spaß, machen viel Sport und tragen auch noch große Verantwortung“, erzählen sie einstimmig. Durch die Vielfältigkeit und Verantwortlichkeit in ihrem Beruf spreche das Team ingefächerte tern scherzend von der „Elite des Bades“. Außerdem besteht eine gute Chance, übernommen zu werden. In diesem Jahr verstärkt ein fertig gewordener Azubi das Bademeisterteam.