Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Musikalisches Leuchtturmprojekt
Was lange währt wird endlich gut – diese zugegeben etwas abgedroschene Redensart könnte im Fall des Neubaus für die Trachtenkapelle Hirblingen treffender nicht sein. Nachdem jahrelang kein neues Vereinsheim für die Musikanten gefunden werden konnte, ergriff Markus Brem die Initiative und errichtete ein modernes Gebäude in der Wertinger Straße 35 a.
In vielerlei Hinsicht tat ein Umzug not. „Zu Spitzenzeiten drängten sich bis zu 45 Musiker dicht an dicht im engen Dachspitz des alten Feuerwehrhauses“, erklärt Brem, der selbst Bariton in der Kapelle spielt. Parkplätze seien Mangelware gewesen, der Brandschutz veraltet, die Akustik miserabel. Zudem staute sich im Sommer die Hitze in dem schlecht isolierten Gebäude aus den 1970ern.
Anpacken ist die Devise
All das veranlasste Brem selbst tätig zu werden. Innerhalb eines halben Jahres errichtete der Hirblinger Stadtrat mit vielen Helfern aus dem Verein und der Familie das Mehrzweckgebäude als Public-Private-Partnership Projekt auf seinem eigenen Grundstück.
Den Löwenanteil der Kosten in Höhe von 655 000 Euro trug er selbst. Gleichzeitig bewarb sich Brem erfolgreich für Fördergelder der KfW und Mietzuschüsse der Stadt Gersthofen. „In über 1300 Stunden Arbeit entstand ein energieeffizientes Holzhaus mit knapp 400 Quadratmetern Nutzungsfläche“, sagt der Bauherr. Das Plus-Energie-Haus verfügt über eine moderne Hackschnitzelheizung, dreifach isolierte Fenster sowie eine hochwertige Dämmung. Eine Batterie speichert den Strom aus der Fotovoltaikanlage. Weitere Überschüsse werden ins Netz eingespeist. „Zusätzlich ist eine Energietankstelle im Außenbereich an die PV-Anlage gekoppelt, an der E-Bikes und E-Autos aufgeladen werden können“, erläutert Brem. Das Holzhaus ist barrierefrei und brandschutztechnisch auf dem neuesten Stand. Freuen dürfen sich Musiker und Gäste zudem über genügend Pkw-Stellplätze direkt vor dem Haus. „Lästiges und anstrengendes Schleppen schwerer Instrumente entfällt also“, schmunzelt der Hausherr.
Das „Haus der Übung“wie Brem seinen Neubau zunächst nennen wollte, soll ein Ort des kulturellen Austausches sein. „Tanz-, Musik- und Gesangsgruppen finden hier ebenso einen Platz wie Organisationen mit Seminaren und Ausstellungen – und das belebt den Ortskern“, ist er überzeugt. Bislang hat sich die Trachtenkapelle für zehn Jahre eingemietet. Gespräche mit der VHS und weiteren Interessenten laufen. Vor allem Kleinstnutzer profitieren von Brems Projekt: „Nachdem die Miete beglichen ist, muss man sich um nichts mehr kümmern. Etwaige Folgekosten entfallen. Das unternehmerische Risiko liegt bei mir.“Dennoch ist sich Brem sicher, dass sich sein KleinstnutzungsKonzept in absehbarer Zeit rechnet.
Wünschen würde sich der Unternehmer, dass sein Leuchtturmprojekt auch in Nachbargemeinden Nachahmer findet. Bewusst hat er beim Bau auf örtliche Gewerke gesetzt, die zuverlässig und stets ansprechbar seien sowie für Qualitätsarbeit stünden. Zudem packten viele Musiker und Ehrenamtliche tatkräftig mit an. „Für sie ist bald ein Fest unter Freunden geplant“, verrät Brem.
IWeitere Infos im Internet www.trachtenkapelle hirblingen.de