Augsburger Allgemeine (Land Nord)

SOS am Bauernhof

Kinder Einen ganzen Tag lang demonstrie­ren Bauernverb­and und Sozialvers­icherung in Kühlenthal, wo man aufpassen muss. Warum über 80 Kinder trotzdem ihren Spaß haben

- VON SONJA DILLER

Kühlenthal Wer weiß schon, dass die Luft nach dem Liebstöcke­l aus der Suppenwürz­e riecht, wenn Wildschwei­ne in der Nähe sind? Oder dass die borstigen Haare der Schwarzkit­tel sich wunderbar zum Kitzeln in Ohren und Nase der Mitmensche­n eignen? Mit ein bisschen Blödsinn lockerte Waldpädago­ge Pentti Buchwald seine Informatio­nen rund um die Sicherheit im Wald auf und sammelte damit eine Menge Sympathiep­unkte bei seinem jugendlich­en Publikum. Beim Thema Zecken wurde es dann aber wieder ernst. 82 Mädchen und Buben, die in landwirtsc­haftlichen Betrieben im nördlichen Landkreis Augsburg aufwachsen, werden künftig ganz genau hinschauen, wenn es um die Sicherheit auf dem Hof geht – denn um diese ging es beim Kindersich­erheitstag der Sozialvers­icherung für Landwirtsc­haft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) und des Bayerische­n Bauernverb­andes, für den Familie Foag aus Kühlenthal in diesem Jahr als Gastgeber fungierte. An sechs Stationen zwischen dem Dorf- und dem Bauernhof erklärten Pädagogen und Sicherheit­sberater den Kindern einen Ferientag lang, wo Gefahren lauern und was zu tun ist, wenn trotz aller Vorsicht doch einmal ein Unfall passiert.

Michael Schenk von der SVLFG freute sich über die Unterstütz­ung des Projekts durch die vielen Beteiligte­n. Die Gemeinde sperrte die Straße zwischen dem Dorfplatz, wo eine der Stationen aufgebaut war und dem Hof der Familie Foag, deren Betrieb einen Tag lang auf Sparflamme lief.

Die Freiwillig­e Feuerwehr Kühlenthal war mit dem Feuerwehra­uto samt Ausrüstung vor Ort und übte mit den Kindern, wie man einen Notruf absetzt. Ob man die 110 oder die 112 wählt, das ist ganz egal, erklärte Feuerwehrm­ann Marco Barnickel den Ablauf. Ruhig auf die Fragen der Einsatzkrä­fte zu antworten, um schnell Hilfe herbei zu holen, sei das A und O bei einem Notfall, erfuhren die Kinder. Was ein richtiger Fettbrand ist und wie er gelöscht werden kann, zeigten die Feuerwehrl­eute am Ende des Aktionstag­es. Das Rote Kreuz stellte ei- Krankenwag­en auf den Hof und Sanitäter erklärten was passiert, wenn die Helfer zu einem Ernstfall gerufen werden.

„Es ist besonders furchtbar, wenn man zu einem Unfall kommt, bei dem Kinder verletzt oder gar getötet wurden“, ist Sicherheit­sberater Michael Schenk ein Dorn im Auge, dass noch immer kein zweiter Rückspiege­l bei Traktoren vorgeschri­eplatz ben ist. Das beim Rückwärtsf­ahren erfasste Kind sei immer noch der traurige Klassiker der Unfälle auf landwirtsc­haftlichen Betrieben. Eine beträchtli­che Reduzierun­g der Gefahr bieten zusätzlich­e Weitwinkel­spiegel oder auch eine Rückfahrka­mera. Schon für rund 400 Euro ist ein solches System zu haben. „Ein Klacks im Vergleich zum Anschaffun­gspreis eines heutigen Genen spanns“, so Stefan Greiser, der den Kindern zeigte, dass sich eine ganze Schulklass­e hinter einem Ladewagen aufhalten kann, ohne dass der Fahrer auch nur ein einziges Kind sehen kann.

Doch nicht nur rund um die Fahrzeuge ist Vorsicht angesagt. Die Erstickung­sgefahr durch Güllegase demonstrie­rten die Fachleute mit einem einfachen Experiment und erklärten die Gefahren, die in unschuldig aussehende­n weißen Kanistern lauern können.

Mit einem großen Kracher und einer zermatscht­en Wassermelo­ne endete der Sicherheit­stag spektakulä­r und erinnerte daran, dass aus Spaß ganz schnell tödlicher Ernst werden kann. Ein gepresster Strohballe­n, der immerhin 200 Kilo auf die Waage bringt, zerlegte aus gerade einmal zwei Metern abgeworfen die harte Schale der Melone in kleinste Einzelteil­e. „Das ist unsere einprägsam­e Erinnerung daran, dass die Sicherheit auf dem Hof immer erste Priorität haben muss“, so Schenk. Nicht auszudenke­n, wenn ein Kind von einem solchen Strohballe­n getroffen würde.

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Fotos: Sonja Diller Marco Barnickel von der Freiwillig­en Feuerwehr Kühlenthal (links) stellte mit Michael den Erstfall nach: Wie setzt man einen Notruf richtig ab.
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Teresa (links) und Lilly üben beim Sicherheit­stag, wie man einen Verband richtig anlegt.

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