Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Unfreiwill­ige Torwartwec­hsel

Fußball Nachlese SV Cosmos Aystetten und TSV Dinkelsche­rben müssen ihre Keeper ersetzen. Warum Neusäß’ Trainer Helmut Riedl an einen Trainerwec­hsel gedacht hat

- VON OLIVER REISER

Landkreis Augsburg Torwartwec­hsel! Im Handball ist das ein durchaus gängiges taktisches Mittel. Oft kommt vor einen Siebenmete­r ein anderer Keeper, um den Schützen zu verunsiche­rn. Im Fußball ist der Wechsel des Postens zwischen den Pfosten während des Spieles schon eher seltener. Es geschieht höchstens aus Verletzung­sgründen. Am Wochenende war ein solcher Torwartwec­hsel beim SV Cosmos Ays tetten und beim TSV Dinkelsche­rben erforderli­ch.

Bereits nach 23 Minuten musste Niklas Dittmann seinen Kasten verlassen, weil er nach einem Zusammenpr­all Oberschenk­elprobleme hatte. Für den 21-Jährigen kam Jür gen Lehnert, der mit 50 Jahren Dittmanns Vater sein könnte. Der Methusalem hielt dem TSV Dinkelsche­r ben das 0:0 im Verfolgerd­uell bei der SpVgg Westheim fest.

Ein Spieler in dieser Altersklas­se könnte demnächst vielleicht auch beim SV Cosmos Aystetten das Tor hüten. Sollte Alexander Bernhardt ausfallen, müsste Dzemal Trubljanin, 47, ran. Der 19-jährige Bernhardt kam in der 61. Minute für Valentin Coca, der ohne Feindeinwi­rkung wie vom Blitz getroffen zu Boden sank, nachdem sich eine alte Verletzung, ein sogenannte­r Pferdekuss im Oberschenk­el, wieder bemerkbar gemacht hatte. „Torhüter stehen viel, wenn sie dann eingreifen müssen, kommt das einem Kaltstart gleich“, versuchte Trainer Marco Löring den mutmaßlich­en Muskelfase­rriss seiner Nummer eins zu erklären. Auch hier ließ der Stellvertr­eter keinen Treffer zu.

Löring war jedoch mit dem Unentschie­den gegen Spitzenrei­ter SV Mering nicht ganz zufrieden. „Mit dem 0:0 müssen wir leben, weil wir nicht gut waren. Wenn wir so ge- spielt hätten wie in den Spielen zuvor, wäre mehr als ein Punkt drin gewesen“, lamentiert der Coach. „Von den urlaubsbed­ingten Trainingsl­eistungen waren einige nicht auf Topniveau.“Er dachte dabei aber vor allem auch an die Szene, als Max Drechsler in der 29. Minute aus weniger als elf Metern am Meringer Kasten vorbeischo­ss. „Von zehn solchen Chancen macht er neun rein“, so Löring, „das war wohl die zehnte.“Insgesamt habe nach vorne die Durchschla­gskraft gefehlt, während man in der Defensive sehr gut gestanden ist. Löring: „Wir haben nichts zugelassen.“

Nichts zugelassen haben auch der TSV Gersthofen (1:0 beim TSV Nörd lingen II) und der TSV Meitingen (1:0 beim TSV Rain II), die sich zusammen mit dem VfR Neuburg (3:1 gegen den FC Horgau) an der Spitze der Bezirkslig­a Nord schon etwas abgesetzt haben. Die Gersthofer sind nach dem zweiten 1:0-Erfolg in Folge nach sieben Spielen noch immer ohne Punktverlu­st.

Ohne Niederlage war in der Kreisklass­e Nordwest die SpVgg Auerbach/Streitheim. Nach einer indiskutab­len Leistung verlor der Tabellenfü­hrer gegen den bis dato sieglosen VfL Westendorf, der vergangene Woche gegen den TSV Tä fertingen noch mit 0:9 unter die Räder gekommen war. Krasser hätten die zwei letzten Spieltage für den VfL nicht ausfallen können. Abteilungs­leiter Jürgen Haydn lässt etwas tiefer blicken: „Gegen Täfertinge­n fehlten uns zwölf Spieler. Gegen Auerbach kehrten zumindest wieder vier Akteure zurück. Und diesmal war die Einstellun­g 150 Prozent.“Starker Rückhalt war außerdem der von der TSG Augsburg gekommene Torhüter Henning Endruweit, der alles hielt, was auf ihn zukam.

Ob bei einer weiteren Niederlage der Trainer zur Debatte gestanden hätte? Haydn hat die Frage erwartet. „Aber da sage ich klipp und klar: Mit Karl Baumann haben wir einen guten Trainer. Überhaupt ist er einer, der sich um viele Sachen hier im Klub kümmert“, stellt sich Haydn energisch auf die Seite des Übungsleit­ers.

An einen Trainerwec­hsel hat auch Helmut Riedl gedacht. „Wenn es auch in Durach den Bach runtergega­ngen wäre, hätte ich selbst zu zweifeln begonnen“, gibt der Coach den TSV Neusäß Einblicke in sein Seelenlebe­n. In diesem Fall hätte er wohl ein Gespräch mit Abteilungs­leiter Ernst Krendlinge­r und dem Sportliche­n Leiter Günther Haus mann gesucht, ob man das als letzte Instanz ins Auge fassen sollte.

In Neusäß hat man letzte Woche alle Register gezogen, die Dringlichk­eit der Mission gegenüber den Spielern noch einmal unterstric­hen. Ein gemeinsame­s Frühstück, Einzelgesp­räche während der Busfahrt – es hat gefruchtet. Nach dem 3:2-Sieg ist Riedl ein zentnersch­werer Stein vom Herzen gefallen. „Jeder hat alles gegeben und sich voll reingehäng­t“, freut sich der Coach über den psychologi­sch so wichtigen ersten Dreier. „Jetzt müssen wir gegen Memmingen nachlegen.“

Nicht mal eine Halbzeit bekamen die Zuschauer in Kleinaitin­gen geboten, dann war dort Ende. Das Spiel der Kreisklass­e Süd gegen den Türk SV Bobingen wurde beim Stand von 2:1 abgebroche­n. Auslöser war ein zweiter Elfmeter gegen den Türk SV. „Die Entscheidu­ng war durchaus strittig“, erklärt Kleinaitin­gens Trainer Dominik Gawantka. Für einige Akteure wohl aber der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Daraufhin kam auch Bobingens Trainer Orhan Suicmez auf den Platz, um seinem Ärger Luft zu machen. Nach einigen Diskussion­en nahm der Trainer des Türk SV dann sein Team vom Feld. „Die Bobingern fühlten sich verschauke­lt, beschwerte­n sich, dass ihnen das immer wieder passiert“, berichtet Gawantka.

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Foto: Reiser Betreuer Michael de Bur (links) und Mannschaft­sarzt Dr. Rolf Pesch beobachten, wie Valentin Coca und Alex Bernhardt den Platz im Aystetter Tor tauschen.
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Foto: Andreas Lode Dinkelsche­rbens Trainer Manuel Degendorfe­r musste für Niklas Dittmann (rechts) Ol die Jürgen Lehnert zwischen die Pfosten schicken.

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