Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Unfreiwillige Torwartwechsel
Fußball Nachlese SV Cosmos Aystetten und TSV Dinkelscherben müssen ihre Keeper ersetzen. Warum Neusäß’ Trainer Helmut Riedl an einen Trainerwechsel gedacht hat
Landkreis Augsburg Torwartwechsel! Im Handball ist das ein durchaus gängiges taktisches Mittel. Oft kommt vor einen Siebenmeter ein anderer Keeper, um den Schützen zu verunsichern. Im Fußball ist der Wechsel des Postens zwischen den Pfosten während des Spieles schon eher seltener. Es geschieht höchstens aus Verletzungsgründen. Am Wochenende war ein solcher Torwartwechsel beim SV Cosmos Ays tetten und beim TSV Dinkelscherben erforderlich.
Bereits nach 23 Minuten musste Niklas Dittmann seinen Kasten verlassen, weil er nach einem Zusammenprall Oberschenkelprobleme hatte. Für den 21-Jährigen kam Jür gen Lehnert, der mit 50 Jahren Dittmanns Vater sein könnte. Der Methusalem hielt dem TSV Dinkelscher ben das 0:0 im Verfolgerduell bei der SpVgg Westheim fest.
Ein Spieler in dieser Altersklasse könnte demnächst vielleicht auch beim SV Cosmos Aystetten das Tor hüten. Sollte Alexander Bernhardt ausfallen, müsste Dzemal Trubljanin, 47, ran. Der 19-jährige Bernhardt kam in der 61. Minute für Valentin Coca, der ohne Feindeinwirkung wie vom Blitz getroffen zu Boden sank, nachdem sich eine alte Verletzung, ein sogenannter Pferdekuss im Oberschenkel, wieder bemerkbar gemacht hatte. „Torhüter stehen viel, wenn sie dann eingreifen müssen, kommt das einem Kaltstart gleich“, versuchte Trainer Marco Löring den mutmaßlichen Muskelfaserriss seiner Nummer eins zu erklären. Auch hier ließ der Stellvertreter keinen Treffer zu.
Löring war jedoch mit dem Unentschieden gegen Spitzenreiter SV Mering nicht ganz zufrieden. „Mit dem 0:0 müssen wir leben, weil wir nicht gut waren. Wenn wir so ge- spielt hätten wie in den Spielen zuvor, wäre mehr als ein Punkt drin gewesen“, lamentiert der Coach. „Von den urlaubsbedingten Trainingsleistungen waren einige nicht auf Topniveau.“Er dachte dabei aber vor allem auch an die Szene, als Max Drechsler in der 29. Minute aus weniger als elf Metern am Meringer Kasten vorbeischoss. „Von zehn solchen Chancen macht er neun rein“, so Löring, „das war wohl die zehnte.“Insgesamt habe nach vorne die Durchschlagskraft gefehlt, während man in der Defensive sehr gut gestanden ist. Löring: „Wir haben nichts zugelassen.“
Nichts zugelassen haben auch der TSV Gersthofen (1:0 beim TSV Nörd lingen II) und der TSV Meitingen (1:0 beim TSV Rain II), die sich zusammen mit dem VfR Neuburg (3:1 gegen den FC Horgau) an der Spitze der Bezirksliga Nord schon etwas abgesetzt haben. Die Gersthofer sind nach dem zweiten 1:0-Erfolg in Folge nach sieben Spielen noch immer ohne Punktverlust.
Ohne Niederlage war in der Kreisklasse Nordwest die SpVgg Auerbach/Streitheim. Nach einer indiskutablen Leistung verlor der Tabellenführer gegen den bis dato sieglosen VfL Westendorf, der vergangene Woche gegen den TSV Tä fertingen noch mit 0:9 unter die Räder gekommen war. Krasser hätten die zwei letzten Spieltage für den VfL nicht ausfallen können. Abteilungsleiter Jürgen Haydn lässt etwas tiefer blicken: „Gegen Täfertingen fehlten uns zwölf Spieler. Gegen Auerbach kehrten zumindest wieder vier Akteure zurück. Und diesmal war die Einstellung 150 Prozent.“Starker Rückhalt war außerdem der von der TSG Augsburg gekommene Torhüter Henning Endruweit, der alles hielt, was auf ihn zukam.
Ob bei einer weiteren Niederlage der Trainer zur Debatte gestanden hätte? Haydn hat die Frage erwartet. „Aber da sage ich klipp und klar: Mit Karl Baumann haben wir einen guten Trainer. Überhaupt ist er einer, der sich um viele Sachen hier im Klub kümmert“, stellt sich Haydn energisch auf die Seite des Übungsleiters.
An einen Trainerwechsel hat auch Helmut Riedl gedacht. „Wenn es auch in Durach den Bach runtergegangen wäre, hätte ich selbst zu zweifeln begonnen“, gibt der Coach den TSV Neusäß Einblicke in sein Seelenleben. In diesem Fall hätte er wohl ein Gespräch mit Abteilungsleiter Ernst Krendlinger und dem Sportlichen Leiter Günther Haus mann gesucht, ob man das als letzte Instanz ins Auge fassen sollte.
In Neusäß hat man letzte Woche alle Register gezogen, die Dringlichkeit der Mission gegenüber den Spielern noch einmal unterstrichen. Ein gemeinsames Frühstück, Einzelgespräche während der Busfahrt – es hat gefruchtet. Nach dem 3:2-Sieg ist Riedl ein zentnerschwerer Stein vom Herzen gefallen. „Jeder hat alles gegeben und sich voll reingehängt“, freut sich der Coach über den psychologisch so wichtigen ersten Dreier. „Jetzt müssen wir gegen Memmingen nachlegen.“
Nicht mal eine Halbzeit bekamen die Zuschauer in Kleinaitingen geboten, dann war dort Ende. Das Spiel der Kreisklasse Süd gegen den Türk SV Bobingen wurde beim Stand von 2:1 abgebrochen. Auslöser war ein zweiter Elfmeter gegen den Türk SV. „Die Entscheidung war durchaus strittig“, erklärt Kleinaitingens Trainer Dominik Gawantka. Für einige Akteure wohl aber der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Daraufhin kam auch Bobingens Trainer Orhan Suicmez auf den Platz, um seinem Ärger Luft zu machen. Nach einigen Diskussionen nahm der Trainer des Türk SV dann sein Team vom Feld. „Die Bobingern fühlten sich verschaukelt, beschwerten sich, dass ihnen das immer wieder passiert“, berichtet Gawantka.