Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Und was ist mit den Männern?
Die Nachricht, dass Frauen heute mehr Alkohol trinken als etwa noch vor 50 Jahren, ist vielleicht eine aus medizinischer Sicht bedenkliche. Doch man muss sie aus einer verbreiterten Perspektive betrachten. Frauen nehmen sich heute ganz selbstverständlich das Recht, (auch in der Öffentlichkeit) das zu trinken, was ihnen schmeckt. Das ist Ausdruck einer freien, hoch entwickelten Gesellschaft. Im großen Kontrast beispielsweise zu Gemeinschaften, die ihren Mädchen noch nicht einmal gestatten, eine Schule zu besuchen. Sinn und Ziel dieser Gemeinschaften und ihrer Riten ist es, dass Männer Frauen unterdrücken können. Aber das war auch in Mitteleuropa lange verbreitet. Und es sind auch noch längst nicht alle Spuren dieser Ungerechtigkeit beseitigt.
Liest man zudem die Nachricht, dass Frauen mehr trinken, differenziert, dann stellt man schnell fest, dass in Entzugseinrichtungen immer noch zwei Drittel der Patienten Männer sind – nur ein Drittel Frauen. Und das, obwohl sie körperlich den Alkohol schlechter vertragen, sie also vielleicht eher „Kunde“solcher Kliniken sein müssten. Sind sie aber nicht. Das zeigt doch, dass Frauen im Schnitt besser mit dem Alkohol umgehen können als Männer. Das sogenannte starke Geschlecht ist also nach wie vor im Besonderen angehalten, mit geistigen Getränken achtsam umzugehen.