Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Dem Steg folgte die MAN Brücke
Brückengeschichte Die Nordtangente machte eine Autobrücke nötig
Augsburg Die MAN-Brücke musste in diesem Jahr saniert, der 50 Jahre alte Lechübergang für weitere Jahrzehnte fit gemacht werden. Rund 3,5 Millionen D-Mark hatte der Neubau gekostet, auf rund 3,7 Millionen Euro ist die Sanierung veranschlagt. Die Brücke löste 1968 einen Fußgängern und Radfahrern vorbehaltenen „Steg“ab. Dessen Vorgeschichte begann 1890.
Die damalige Marktgemeinde Lechhausen verkaufte am 7. Juni 1890 für 100 000 Mark 200 Tagwerk Grund beim Griesle auf der Lechhauser Seite des Lechs an die Maschinenfabrik Augsburg (MAN) zum Bau einer Arbeitersiedlung. Im Kaufvertrag verpflichtete sich die MAN, „binnen längstens fünf Jahren“einen Steg über den Lech zu bauen. Es dauerte 23 Jahre, ehe die MAN ihre Zusage, „einen Fuss-Steg über den Lechfluss herzustellen, dem öffentlichen Verkehr zu überlassen und fortlaufend zu unterhalten“, einlöste.
Warum so viel
Zeit verging, darüber geben Akten und Zeitungsberichte Auskunft.
Daraus geht unter anderem hervor, dass anfangs die MAN-Arbeiter den Verlust ihres Augsburger Bürgerrechts befürchteten, wenn sie nach Lechhausen übersiedeln würden. Aus diesem Grund verschob die MAN den dort 1890 ins Auge gefassten Bau von genossenschaftlichen Wohnungen und sah deshalb auch keinen Anlass zur Errichtung des zugesagten fußläufigen Steges über den Lech.
Ein Jahrzehnt lang stimmte Lechhausen Verschiebungen des Bautermins zu. Am 1. Januar 1900 wurde Lechhausen zur Stadt aufgestuft und der nunmehrige Stadtmagistrat lehnte eine weitere Verzögerung über den 31. Oktober 1901 hinaus ab. Dem konnte sich die MAN nicht verschließen. 1902 reichte sie Pläne bei der Regierung und der Stadt Augsburg ein. Diese knüpften kostspielige Bedingungen an die Baugenehmigung. Zu deren Erfüllung waren weder die MAN noch die Stadt Lechhausen bereit.
1906 bot der Lechhauser Magistrat der MAN an, sie gegen 40000 Mark aus der Bauverpflichtung zu entlassen. Die Kalkulation der Baukosten für den Steg lag jedoch bei nur 28000 Mark. So machte 1907 die MAN Lechhausen das Angebot, einen Vorzugspreis beim Bau eines eisernen Steges oder einer Fahrbrücke einzuräumen. Darüber konnte man sich nicht einigen. Dann kam die Eingemeindung Lechhausens ins Gespräch, und die Brückenangelegenheit ruhte ein paar Jahre.
1910 erläuterte die MAN dem Augsburger Bürgermeister das Brückenprojekt, außerdem zwang die Hochwasserkatastrophe vom Juni 1910 zur Überarbeitung der Pläne. Nun wurde statt eines Steges eine Fahrbrücke favorisiert.
Inzwischen erstand die „Arbeiter-Kolonie“der MAN auf Lechhauser Grund jenseits des Lechs. Deren Bewohner mussten zur Arbeitsstätte rund 2,5 Kilometer Umweg über die Lechbrücke in Kauf nehmen. Da ergriff 1912 die MAN die Initiative und fertigte einen Eisensteg. Mitte 1913 war er zur Montage bereit, Fundamente an den Lechufern und im Flussbett wurden betoniert.
Am 1. Januar 1913 war Lechhausen nach Augsburg eingemeindet worden und es gab massive Querschüsse. In einer Zeitungsmeldung vom 27. August 1913 heißt es: „Die Arbeiten sind einzustellen, nur ein Holzsteg ist zu errichten, da eine eiserne Fahrbrücke errichtet werden soll.“Am 12. Dezember 1913 kam es zur Einigung zwischen der MAN und der Stadt Augsburg: Der bereits fertige Eisensteg darf montiert werden! Anfang 1914 war der 2,40 Meter breite Steg passierbar. 30 Jahre blieb er begehbar. Ein Sprengkommando machte ihn im April 1944 unpassierbar. Es dauerte ein halbes Jahr, bis er repariert war.
1955 wurde ein Neubau beschlossen: Massive Stahlfertigteile sollten eine 5,5 Meter breite Betonplatte für zwei Gehwege und einen Radweg tragen. Am 21. August 1956 wurde der 87 Meter lange, 300 Tonnen schwere Übergang auf die neuen Betonpfeiler im Lech geschoben.
Er hatte aber nur eine Lebenszeit von elf Jahren: Die 1967/68 erbaute Autobrücke ersetzte ihn, die Schnellstraße machte sie nötig. Sie ist mit 26,5 Metern Breite und einer Gesamtlänge von 152,5 Metern eine der größten Brücken in Augsburg. In drei ungleichen Bogen überquert sie den Lech, den Proviantbach, ein Localbahngleis und auf jeder Lechseite eine Straße. Unter den Fahrbahnen verlaufen Versorgungsleitungen. 4400 Kubikmeter Beton und über 500 Tonnen Eisen waren für das Brückenbauwerk mit 60 Tonnen Tragkraft nötig.
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