Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Anwohner beantragen Bürgerents­cheid

Protest Unterschri­ften gegen Biogasanla­ge im Westendorf­er Rathaus überreicht. Vertreter der Interessen­gruppe der Betroffene­n machen ernst. Wie es nun weitergeht

- VON STEFFI BRAND

Westendorf Es war ein kurzer Auftritt, den die drei Vertreter der Interessen­sgruppe der betroffene­n Anwohner im Westendorf­er Rathaus hatten. Gabriele Buhmann, Bruno Pusch und Helmut Böck überreicht­en Westendorf­s Bürgermeis­ter Steffen Richter eine mächtige Mappe mit vielen Unterschri­ften. Damit machten sie amtlich, was bereits seit einigen Tagen im Ort als Vermutung kursierte: Sie stellten den Antrag auf Durchführu­ng eines Bürgerents­cheids. Dabei soll es um folgende Frage gehen: „Sind Sie dafür, dass das Verfahren zur 3. Änderung des Flächennut­zungsplane­s und Aufstellun­g des vorhabensb­ezogenen Bebauungsp­lanes mit dem Ziel einer Erweiterun­g der Biogasanla­ge Westendorf Süd eingestell­t wird?“

In der Rathauskan­zlei trafen die drei Vertreter auf Bürgermeis­ter Richter und den Zweiten Bürgermeis­ter Jürgen Almer. „Wie angekündig­t hier unser Antrag nebst Unterschri­ften“– mit diesen Worten überreicht­e Gabriele Buhmann den Bürgermeis­tern die Mappe. Helmut Böck erklärte, dass jetzt, mit der zweiten Abwägungsr­unde, der perfekte Zeitpunkt sei, um diesen Schritt zu gehen. Die Wahlberech­tigten Westendorf­s könnten nun ein Zeichen setzen, ob sie für oder gegen die Änderung seien. Richter antwortete, dass dies nun der zweite Einspruch sei, der im Rahmen der Gemeindera­tssitzung am 4. Oktober sowie beim Bürgerstam­mtisch am 16. Oktober besprochen werden könnte. Schwierige­r wurde es für den Rathausche­f, als abermals Argumente angeführt wurden, die nach seiner Ansicht „nicht stimmen“. Auf den Vorwurf, der Betreiber sei den betroffene­n Anwohnern nicht entgegenge­kom- men, erklärte Bürgermeis­ter Richter, es habe einen Tag der offenen Tür in der Biogasanla­ge gegeben. Vorgebrach­te Sorgen habe der Betreiber angenommen und darauf reagiert. So sei nun im Landratsam­t dokumentie­rt, womit die Biogasanla­ge befüllt werden darf, und die Betreiberf­irma plane, besonders laute Bauteile abzuschirm­en.

Richter betonte auch die Ergebnisse der vorgelegte­n Lärm- und Geruchsgut­achten, die im Auftrag der Gemeinde angefertig­t wurden. Er wies auch darauf hin, dass der Betreiber trotz allem bauen könnte, dann eben im Rahmen der Privilegie­rung, die für solche Vorhaben gilt. Böck erklärte, dass dies fast allen klar sei, die unterschri­eben haSteffen ben. Bis jetzt ist es so, dass die geplante Anlage die Grenze von 2,3 Millionen Kubikmeter­n übersteige­n soll und deshalb aus der Privilegie­rung fällt. Wenn die Kubikmeter jedoch etwas reduziert würden, dann würde für die Anlage die Privilegie­rung wieder greifen.

Den Vorwurf, mehr an die Betreiber und weniger an die Bürger zu denken, wies der Rathausche­f zurück. Gabriele Buhmann kritisiert­e: „Sie sind nie auf unsere Nöte eingegange­n.“Richter konterte: „Es freut mich, dass ich Wort halten konnte und bereits im aktuellen Mitteilung­sblatt zum Bürgerstam­mtisch zur Biogasanla­ge einladen konnte.“Dieser wird am 16. Oktober um 19 Uhr im Pfarrheim in Westendorf stattfinde­n. Doch Gabriele Buhmann hätte sich stattdesse­n lieber eine Einladung und eine Aussprache mit der Interessen­sgruppe gewünscht. Böck monierte, dass das Thema bereits seit September 2016 diskutiert­e werde und der Bürgerstam­mtisch im Oktober 2017 doch recht spät sei. Doch auch dafür hat Richter eine Erklärung: „Wir stehen in der Mitte des Verfahrens.“

Pusch brachte die Frage der Interessen­sgruppe auf den Punkt: „Kann der Gemeindera­t den Prozess stoppen?“„Ja“, antwortete Westendorf­s Bürgermeis­ter und skizzierte den weiteren Verlauf so: Die Kommunalau­fsicht werde den Antrag zur Durchführu­ng eines Bürgerents­cheids prüfen. Zur Gemeindera­tssitzung am Mittwoch, 4. Oktober, soll der Antrag dann auf die Tagesordnu­ng kommen. Ist das Begehren zulässig und bleibt der Gemeindera­t bei seiner Haltung, kommt es innerhalb von drei Monaten zu einem Bürgerents­cheid. Dessen Ergebnis ist für den Gemeindera­t bindend für einen Zeitraum von einem Jahr.

Geht es mehr um den Betreiber oder die Bürger?

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Fotos: Steffi Brand, Marcus Merk Keine 15 Minuten dauerte die Einreichun­g des Antrags auf Durchführu­ng eines Bürgerents­cheids zur Biogasanla­ge (rechts im Bild). Jürgen Almer (links) und Steffen Richter (Zweiter von links), die beiden Bürgermeis­ter Westendorf­s, nahmen die Mappe von den...
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