Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Eisenbahnfans machen der Stadt Dampf
Projekt Das Schicksal des Augsburger Bahnparks beschäftigt Unterstützer in ganz Europa. Warum es jetzt auch eine deutschlandweite Unterschriftenaktion gibt
Der Augsburger Bahnpark hat in Deutschland und Europa zahlreiche Unterstützer, die nun mobil machen: Die Stadt Augsburg solle zur Europäischen Idee stehen – und damit zum Bahnpark und dessen geplantem Museumskonzept. Dieser Appell kommt vom europäischen Dachverband „Fedecrail“, der rund 650 Museumseisenbahnen und Eisenbahnmuseen vertritt. Im Internet ist gerade eine bundesweite Unterschriftenaktion zur Rettung des historischen Geländes angelaufen. „Helfen Sie beim Erhalt eines einzigartigen Industriedenkmals! Wir alle sind gefragt!“Mit diesem Aufruf bittet die Verlagsgruppe Bahn, die Eisenbahnzeitschriften herausgibt, um Unterschriften. Innerhalb eines Tages haben sich rund 1500 Eisenbahnfans eingetragen.
Es sei ein Glücksfall, dass in Augsburg ein Bahnbetriebswerk aus der Zeit der Königlich-Bayerischen Staatseisenbahnen mit seinen historischen Anlagen und Funktionen vollständig erhalten geblieben ist, so die Initiatoren der Aktion. Deshalb sei der Bahnpark auch als Mitglied und Standort in die Europäische Route der Industriekultur aufgenommen worden. Schlüssig sei auch das Museumskonzept: Das „Rundhaus Europa“im Ringlokschuppen von 1906 soll dem Besucher anhand historischer „Botschafter-Lokomotiven“eine gemeinsame europäische Kulturgeschichte vermitteln.
Die „Welt der Dampflok“in der Dampflokhalle beherberge wertvolle betriebsfähige Lokomotiven, die teilweise als technische Denkmäler unter dem Schutz des Freistaates stehen. Die Spezialwerkstätten für die Instandhaltung der Lokomotiven seien über rund 20 Jahre hinweg mühsam aufgebaut worden. „Eine Zerschlagung des Projektes zugunsten kommerzieller Interessen von Investoren hätte fatale Folgen“, heißt es in dem Online-Aufruf.
Ähnlich argumentiert der Dachverband Fedecrail. In einem Schreiben an Oberbürgermeister Kurt Gribl und Ministerpräsident Horst Seehofer warnt Fedecrail davor, das Konzept des Bahnparks zugunsten kommerzieller Interessen eines Investors zu opfern. Laut FedecrailPräsident Jaap Nieweg (Niederlande) ist das geplante Museumskonzept mit dem „Rundhaus Europa“besonders innovativ. Es finde auf dem gesamten Kontinent Anerkennung. Deshalb werde es bereits jetzt von neun europäischen Staaten mit wertvollen Leihgaben gefördert. „Gerade in dieser vielerorts europakritischen Zeit wäre es ein fatales Zeichen seitens der Stadt Augsburg, würde sie dieses wertvolle EuropaProjekt gefährden“, sagte Nieweg.
Inhaltlich und funktional seien die beiden Bestandteile des Bahnparks „Rundhaus Europa“und „Welt der Dampflok“untrennbar miteinander verbunden. Eine Veranstaltungshalle mit Gastronomie sei ein notwendiger Bestandteil einer solchen Anlage. Er mache das Projekt attraktiv und schaffe Raum für Kulturveranstaltungen. Eine Abspaltung der Dampflokhalle stelle dagegen auch das Überleben des „Rundhaus Europa“infrage.
Bekanntlich sieht das wirtschaftliche Rettungskonzept bislang den Einstieg eines gewerblichen Investors in der Dampflokhalle vor. Die Stadtspitze hatte zunächst den Abbruchunternehmer und Schrotthändler Armin Böck vermittelt. Böck legte aber bislang kein Konzept vor. In den laufenden Gesprächen der Stadtspitze mit der Bahnpark GmbH wird jetzt offenbar auch in andere Richtungen gedacht. Die jüngste Gesprächsrunde lief am Donnerstagabend. Der städtische Pressesprecher Richard Goerlich teilte mit, die Stadt und die Vertreter des Bahnparks hätten ein gutes, konstruktives Gespräch zu aktuellen Überlegungen und Ideen des Bahnparks geführt. In zwei Wochen soll es fortgesetzt werden.
Wird Böck nun tatsächlich im Museumsareal einsteigen? Bahnpark-Geschäftsführer Markus Hehl sagte: „Kein Kommentar.“Auch Hehl lobte die Atmosphäre der jüngsten Gespräche. Oberbürgermeister Gribl habe sich intensiv mit der Angelegenheit beschäftigt und durchdringe die komplexen Probleme, die mit der Zukunft des Bahnparks zusammenhängen. „Der OB zeigt großen Einsatz“, sagt Hehl. Weil die Betreibergesellschaft unter anderem wegen eines unvorhergesehenen und aufwendigen Genehmigungsverfahrens fürs künftige Museum vor der Insolvenz steht, hatte sie die Stadtspitze um Hilfe gebeten.