Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Es war die richtige Entscheidung
Ende des Jahres 2016 auslaufenden Vertrag zur Vermarktung der Außenwerberechte im öffentlichen Raum zum Anlass genommen, um die Anzahl der Werbeträger zu verringern und deren Qualität zu verbessern. Die insgesamt rund 600 stationären Werbeträger auf öffentlichem Grund seien um etwa zwanzig Prozent reduziert und modernisiert worden. Betroffen seien auch die Litfaßsäulen. Erklärtes Ziel der Stadt ist es schon seit Längerem, dadurch das Stadtbild aufzuwerten.
Die teilweise ausufernde Flut von Plakatierungen an Straßen und Plätzen ist in Augsburg schon seit Langem immer wieder ein Streitfall. Zuletzt hatte es Anfang des Jahres Streit um die Plakatierungsregelung mit Kulturveranstaltern gegeben. Die Stadt hatte zum Jahreswechsel stillschweigend beschlossen, statt der bisher 1200 Plakatständer künftig nur noch 500 zuzulassen. Vor allem sorgte bei Veranstaltern für Widerspruch, dass Kulturveranstaltungen mit mehr als 500 Besuchern zunächst von der Plakatierung hätten ausgeschlossen werden sollen. Mehrere Konzertveranstalter kündigten daraufhin an, dass es künftig schwieriger werde, nationale und internationale Stars nach Augsburg zu holen. Erst nach monatelangem Ringen einigte man sich auf einen Kompromiss. Danach kann weiterhin für Veranstaltungen mit mehr als 500 Gästen plakatiert werden – auch für Konzerte in der Schwabenzum und der Kongresshalle. Doch zurück zu den Litfaßsäulen. Günther + Schiffmann will in Augsburg auch weiterhin nicht ganz auf sie verzichten. An Stellen mit mehr Verkehr von Fußgängern und Autos bleiben sie stehen, etwa an der Bahnhofstraße oder Fuggerstraße. Aber auch die über hundert Jahre alte Traditionsfirma setzt zunehmend auf die Plakatierung an modernen Werbewänden, und zwar in den Fahrgastunterständen der Stadtwerke an Haltestellen für Bus und Tram. Dort sei die Frequenz von Passanten sehr hoch, sagt Weppler.
Historisch interessant ist, warum die Litfaßsäule im 19. Jahrhundert überhaupt eingeführt wurde. Auch sie sollte damals nämlich die um sich greifende Wildplakatierung eindämmen. Ihr Erfinder war der Berliner Drucker Ernst Litfaß, nach dem sie auch benannt wurde. Er bekam nach jahrelangen Verhandlungen am 5. Dezember 1854 die Erlaubnis, sogenannte Annoncier-Säulen in Berlin aufzustellen. Eine Auflage war damals, dass auf den Säulen immer die neuesten Nachrichten publiziert werden mussten.
Das ist heute nicht mehr nötig. Doch was passiert mit den alten Litfaßsäulen, die abgebaut werden? Sie werden nicht aufbewahrt, sondern entsorgt. Die Säulen bestehen aus einfachen Betonringen, wie sie für den Kanalbau verwendet werden, sagt Weppler. „Und dieser Beton bröckelt.“
Glück gehabt, könnte man sagen. Clever reagiert, passt aber besser. Die Idee, das TuramicheleFest in diesem Jahr erstmals auf drei Tage auszuweiten und die Innenstadt auf diese Weise zusammen mit der Dult und der Fuggerstadt Classic Oldtimer Rallye zu beleben, war eine gute Idee. Dass der Marktsonntag in diesem Konzept aus bekannten Gründen keine Rolle mehr spielt, fällt da kaum noch auf. Das vielseitige Programm und die vorgezogenen Aktionen der Geschäfte bergen viel Potenzial, um Augsburg als attraktive (Einkaufs-)Stadt zu bewerben. Die Händler müssen diese Chance nun für sich nutzen.
Die Stadt hat zudem die richtige Entscheidung getroffen, indem sie das Urteil zum Marktsonntag akzeptiert und nicht nachtarockt hat. Auf diese Weise ist der Weg frei für konstruktive Gespräche mit allen Beteiligten. Es bleibt Zeit, sich miteinander auszutauschen und einen gemeinsamen Konsens für etwaige künftige Marktsonntage zu finden. Das Ergebnis muss ein tragfähiges Konzept sein, das den rechtlichen Vorgaben standhält. Ein Schnellschuss wäre fatal.