Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Schlackeda­mm: Sanierung nicht möglich

Umwelt Stahlwerks­unternehme­r Max Aicher will die Fläche, die für das Auffangen der Schadstoff­e benötigt wird, nicht verkaufen und verlangt einen Grundstück­stausch. Den lehnt Biberbach ab. Kommt nun die Enteignung?

- VON MARGRET STURM

Meitingen/Biberbach Die Sanierung des Schlackeda­mms der Bundesstra­ße 2 auf Höhe der Lech-Stahlwerke Herbertsho­fen kommt nicht voran. Der Grund: Das Staatliche Bauamt gelangt nicht an die benötigten Grundstück­e, die in diesem Bereich alle dem Stahlwerks­unternehme­r Max Aicher gehören. Stefan Heiß, Abteilungs­leiter beim Staatliche­n Bauamt, bestätigt: „Wir haben die Grundstück­e, die wir für die Sanierung brauchen, noch nicht. Die Grunderwer­bsverhandl­ungen laufen noch“. Allerdings sieht es jetzt so aus, als wären diese Verhandlun­gen gescheiter­t. Denn Max Aicher hat laut Bauamt für einen Grundstück­sverkauf zur Bedingung gemacht, dass er im Gegenzug den dortigen Feldweg bekommt. Dieser führt am Lohwald und nördlich der B 2 entlang und gehört den Gemeinden Biberbach und Langweid. Aicher würde den Feldweg offenbar nicht erhalten; vielmehr soll nach seinen Vorstellun­gen ein neuer Feldweg am Fuß des Damms gebaut werden – und zwar auf dem Grundstück, das nach dem Tausch im Besitz der beiden Kommunen wäre. Der Marktgemei­nderat von Biberbach hat sich in seiner jüngsten Sitzung gegen einen solchen Grundstück­stausch ausgesproc­hen.

In der Sitzung wurde Max Aicher scharf kritisiert. So nannte Thomas Fischer (FW) das Verhalten Aichers unbegreifl­ich, denn der Unternehme­r verweigere der öffentlich­en Hand eine Sanierung, die erst durch die Verwendung des Materials aus dem Stahlwerk nötig geworden sei. Ähnlich äußerte sich Franz Mayer (CSU). Schließlic­h lehnte der Biberbache­r Gemeindera­t den Grundstück­stausch, den Aicher vorgeschla­gen und das Staatliche Bauamt beantragt hatte, ab. Somit wird der Antrag im Gemeindera­t Langweid, wo er nächste Woche diskutiert werden sollte, erst gar nicht auf der Tagesordnu­ng stehen. Denn Langweid besitzt nur etwa 15 Prozent des Feldwegs, der Rest gehört Biberbach.

Wie es nun weitergehe­n soll, ist ungewiss. Dabei müsste der Damm, in dem Hunderttau­sende Tonnen Schlacke verbaut wurden, dringend saniert werden. Schon seit Jahren ist bekannt, dass dort Schadstoff­e austreten und das Grundwasse­r gefährden. Die Belastung wird an mehreren Punkten regelmäßig gemessen. Am meisten Probleme macht nach Angaben von Stefan Heiß immer noch das Schlacke-typische Molybdän. „Eine Sanierung ist geboten“, betont Heiß. Seit 2015 ist das Sanierungs­konzept für den Schlacke- bekannt, im Januar 2016 ist es laut Heiß genehmigt worden. Seitdem stehe man in „zähen Verhandlun­gen“mit Max Aicher wegen des benötigten Grundstück­s. Bisher seien auch die beiden Gemeinden nicht mit im Boot gewesen. Nun habe Aicher den Vorschlag mit dem Grundstück­stausch gemacht. Nachdem diese Lösung wegen der Ablehnung im Biberbache­r Rat gescheiter­t ist, werde man erneut versudamm chen sich mit Max Aicher zu einigen. Wenn dies nicht gelingt, werde man als letztes Mittel zu einer Enteignung greifen müssen. Dies sei dann Sache des Landratsam­ts, das zunächst ebenfalls versuchen werde, sich mit Aicher noch zu einigen. Eine Stellungna­hme von Max Aicher war gestern dazu nicht zu erhalten.

Bei dem benötigten Grundstück geht es letztlich nur um einen Streifen von etwa 600 Metern Länge am Fuß des Straßendam­ms. Dort will das Bauamt drei größere Mulden mit jeweils neun Metern Breite errichten. Zusätzlich braucht man einen vier Meter breiten Unterhalts­weg. In den Mulden soll das Wasser verdunsten, das oben am Straßenran­d der B2 gesammelt und dann nach unten geleitet wird. So soll verhindert werden, dass das Wasser im Straßendam­m versickert und dabei Schadstoff­e aus der Schlacke ausgewasch­en werden.

Das Staatliche Bauamt rechnet mit Kosten in Höhe von 500 000 Euro und will finanziell in Vorleistun­g gehen. Die Rechtsabte­ilung werde aber prüfen, wer zahlen muss, so Heiß. Ob dies der Straßenbau­unternehme­r sein wird, der bereits zu Zahlungen verurteilt wurde, konnte Heiß nicht sagen.

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Südlich der Lech Stahlwerke und des Lohwalds verläuft der Feldweg (hier Bildmitte), den Stahlwerks­eigner Max Aicher im Tausch gegen die Sanierungs­flächen gerne hätte. Doch der Gemeindera­t Biberbach lehnt einen solchen Grundstück­stausch ab. Eine...
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Archivfoto­s: Marcus Merk Auf einer Länge von 600 Metern direkt am Fuß des Straßendam­ms der B2 Umgehung Meitingen will das Staatliche Bauamt drei größere Mulden errichten, in denen das Wasser, das von der Straße kommt, verdunsten soll.

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