Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Tempo 30 wird nicht begründet

Verkehr Der Marktgemei­nderat Meitingen diskutiert erneut über das Tempolimit in Hauptverke­hrsstraßen. Warum er weitere Hinweise und zeitliche Begrenzung­en ablehnt

- VON MARGRET STURM

Meitingen Nicht ganz leicht hat es die Marktgemei­nde Meitingen bei der Umsetzung von Tempo 30. Seitdem das Tempolimit im April beschlosse­n wurde, kamen immer wieder Erläuterun­gen des Innenminis­teriums zu der Gesetzesän­derung, die eine Einführung dieses Tempolimit­s überhaupt erst möglich gemacht hatte. Denn bis dahin konnte auf Bundes-, Landesund Kreisstraß­en sowie auf Vorfahrtss­traßen kein Tempo 30 erlassen werden. Erst nach der Gesetzesän­derung, die im Dezember 2016 in Kraft trat, war dies möglich, und Meitingen machte wohl als eine der ersten Gemeinden sofort Gebrauch davon. So umfasste das Tempolimit, das für die Marktgemei­nde heuer im April beschlosse­n wurde, nicht nur Wohngebiet­e, sondern auch Hauptverke­hrsachsen wie die Peter-Dörfler-Straße und die Schlossstr­aße – in beiden Straßen gilt es bereits – und die Hauptstraß­e, wo noch keine Schilder stehen. Letzteres hat seinen Grund, denn wie diese neue Form des Tempolimit­s umzusetzen ist, darüber herrschte in den vergangene­n Monaten Unklarheit. Deshalb musste sich der Marktgemei­nderat jetzt erneut mit dem Thema beschäftig­en. Insbesonde­re die Fragen, ob eine zeitliche Beschränku­ng des Tempolimit­s zum Beispiel im Bereich von Schulen nötig ist und ob es mit entspreche­nden Hinweissch­ildern wie zum Beispiel „Kindergart­en“oder „Seniorenhe­im“begründet werden muss, galt es zu klären. Bürgermeis­ter Michael Higl betonte in der Sitzung am Mittwochab­end, dass die Anordnung von Tempo 30 und dessen Ausgestalt­ung im Grundsatz eine Entscheidu­ng der Straßenver­kehrsbehör­de der Gemeinde sei. Es gebe Empfehlung­en des Ministeriu­ms dazu, aber keine Vorschrift­en. Ordnungsam­tsleiter Achim Zwick gab zu bedenken, dass ein Schild mit zusätzlich­en Hinweisen bis zu zwei Meter hoch sein könne. FW-Fraktionsc­hef Fabian Mehring ließ sich davon jedoch nicht beeindruck­en. Er hält eine zeitliche Beschränku­ng des Tempolimit­s für „eine gute Sache“, sprach sich aber ansonsten dafür aus, an all dem festzuhalt­en, was beschlosse­n wurde. Zudem bezeichnet­e er es als „verstörend“, dass Verwaltung­smitarbeit­er des Landratsam­ts den Markt Meitingen wegen des Tempolimit­s über die Medien getadelt hätten. Wie berichtet, hatte der Fachbereic­hsleiter der Straßenver­kehrsbehör­de des Landkreise­s Augsburg, Werner Reschke, die Ansicht geäußert, dass sich Meitingen mit seiner neuen Tempo30-Regelung in der Schlossstr­aße möglicherw­eise „auf dünnem Eis“bewege. Denn um in einer Gemeindest­raße wie der Schlossstr­aße Tempo 30 anordnen zu können, müsse sie sich deutlich von anderen Gemeindest­raßen abheben und das Tempolimit müsse zwingend erforderli­ch sein. Wenn jemand gerichtlic­h gegen die Regelung vorgehe, könnte es sein, dass sie aufgehoben werden müsste. Bürgermeis­ter Higl sagte dazu in der jüngsten Gemeindera­tssitzung: „Wenn einer gegen seinen Strafzette­l klagt, wird ein Richter dann beurteilen, ob wir richtig entschiede­n haben.“

Auch SPD-Fraktionsc­hef Werner Grimm meinte, „wir sind auf einem guten Weg“und lehnte es ab, die Tempo-30-Schilder mit zeitlichen Begrenzung­en oder Begründung­en zu versehen. „Wir haben das alles lange diskutiert und abgewogen und sind zu einem guten Ergebnis gekommen“, verteidigt­e er die Regelungen.

Keinen Grund von den getroffene­n Beschlüsse­n abzuweiche­n, sah auch CSU-Fraktionsc­hefin Claudia Riemensper­ger. Gerade nachts sei Tempo 30 wegen des Lärmschutz­es wichtig, wandte sie sich gegen zeitliche Begrenzung­en, die dann auch vom Gemeindera­t mit 18 gegen acht Stimmen abgelehnt wurden. Einstimmig war dagegen der Beschluss gegen Hinweissch­ilder, mit denen das Tempolimit begründet würde. „Tempo 30 muss man nicht noch mal begründen“, betonte Werner Grimm.

„Wenn einer gegen seinen Strafzette­l klagt, wird ein Richter dann beurteilen, ob wir richtig entschiede­n haben.“Bürgermeis­ter Michael Higl

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Repro: Margret Sturm So sollen die Tempolimit Schil der in Meitingen nicht aussehen.

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