Augsburger Allgemeine (Land Nord)
In einer Klasse mit Roy Black
Woisch no Viele AZ-Leser schwelgen in Erinnerungen an früher. Sie schicken Bilder vom Fasching, von Ausflügen und aus ihrer Schulzeit. Wie der Domplatz einst zur Tramstrecke wurde und warum US-Paraden so beeindruckend waren
Jetzt, da die Abende länger werden, bietet sich Gelegenheit, in Fotoalben zu schmökern. Viele AZ-Leser haben auch richtig Lust bekommen, das zu tun. Ausgelöst hat sie unser Autor Silvano Tuiach: Jeden Montag beschreibt er aus seiner Sicht das Augsburg der 50er, 60er und 70er Jahre. Derart inspiriert haben uns viele Leser Bilder geschickt.
Gabriele Botzenhart fand ein Bild von sich und ihrer Mutter. Es wurde 1954 im Wirtsgarten der Ausflugsgaststätte Nervenheil in Leitershofen aufgenommen. „Links unten war die Reitschule Fischer, rechts unten das Lokal mit Biergarten mit einer riesigen alten Kastanie“, erinnert sich Botzenhart, eine geborene Treffler. Sie kam 1952 in diesem Haus zur Welt und wohnte im ersten Stock über der Wirtschaft. „Als ich acht war, sind wir in den linken Trakt unterm Dach eingezogen. Da hörte man nachts die Pferde mit den Hufen scharren.“Anfang der 60er wurde das Haus abgerissen. Heute ist dort ein Sportplatz.
Der Fasching stand in den 50ern und 60er Jahren in Augsburg hoch im Kurs. Und: Er war auch eine Gelegenheit, zu der viel fotografiert wurde. Erich Maurer hat uns ein Bild von 1958 zukommen lassen. Es zeigt ihn, seine Schwester Anneliese und seinen Bruder Peter. „Das Bild entstand vor unserem Wohnhaus, in dem später Silvano Tuiach nebenan wohnte.“Ernst Fischer aus Stadtbergen erinnert sich an die Zeit, in der man im Fasching verkleidet zur Schule ging. Sein Foto stammt von 1956 und zeigt die Buben der zweiten Klasse der Pestalozzischule in Oberhausen. Hinten auf der Aufnahme ist auch die Lehrerin der Buben zu sehen, Fräulein Dorn.
Bilder hat Franz Kröner aus Augsburg keine, aber er hat viele Erinnerungen an seine Kindheit, die er aufgeschrieben hat. Da war zum Beispiel der Obst- und Gemüseladen von Herrn Eisenreich, der einen Sohn im Alter Franz Kröners hatte – Wolfi. „Der Nutzen dieses Ladens bestand für uns Buben darin: Wir durften angeschlagenes Obst aufarbeiten und dabei verschwand auch manche Nuss in unseren Mägen.“
Ludwig Fink aus Stadtbergen erzählt von großer Freiheit: „Wir waren drei Brüder, die binnen vier Jahren nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges das Licht der Welt erblickten: Gottfried 1945, ich 1946, Alwin 1949. Dürftig war das Leben in dieser Welt, einfach, auch ein bisschen armselig. Trotzdem schafften es die Eltern, 1949 ein Häuschen in der Hofleitenstraße in Steppach am Fuße des Bismarckturms zu errichten, umgeben von einem stattlichen Grundstück. Petroleumlampen erhellten nachts das Gebäude, schwarze Flecken an die Decken zeichnend. Wir Kinder genossen ein Leben in paradiesischer Freiheit.“
Karl Wahl ist Jahrgang 1939, geboren wurde er in Haunstetten. Er erinnert sich an die Zeit, als die Amerikaner in Augsburg zum Straßenbild gehörten: „Als der Zweite Weltkrieg zu Ende war, veranstalteten die ,Ami‘ auf dem Alten Flugplatz bei Haunstetten alle paar Wochen eine große Militärparade. Da fuhren stundenlang Panzer, Panzerspähwagen und Lastwagen mit Soldaten zum alten Flugplatz.“
Manfred Schmidt war über 30 Jahre lang Straßenbahnfahrer in Augsburg. Der Grundstock, schreibt er, wurde in seiner Kindheit gelegt: „Mit meinem ersten Fahrrad habe ich mit Freunden auf dem Domplatz Straßenbahn gespielt. Wir sind eine Runde gefahren und festgelegte Orte wie Bänke und Laternen waren die Haltestellen.“Mit Gerd Höllerich, später bekannt als Sänger Roy Black, ging Walter Schliessleder zur Schule. Der Augsburger hat noch die alten Klassenfotos aus der Oberrealschule aufgehoben. „In meiner Erinnerung war Höllerich ein ruhiger und unauffälliger Mitschüler“, schreibt uns Schliessleder. Auch An neliese Deuringer aus Schwabmünchen hat uns ein Klassenfoto geschickt, ihres stammt aus dem Jahr 1952. Es zeigt die Abschlussklasse der Mittelschule Maria Stern.
Ingrid Kersting aus Mering hat uns ein Bild geschickt, das sie als Mädchen mit ihrer Freundin Brigitte bei einer Hochzeit zeigt. Die Braut Maria Hendrich heiratete ihren Larry. „Damals gab es noch nicht so viele Hochzeiten mit Amerikanern“, schreibt Ingrid Kersting.
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Serie Jeweils montags beschreibt un ser Autor Silvano Tuiach das Augsburg, das er aus den 50ern, 60ern und 70ern kennt. Unsere Leser reicherten dies mit Bildern an.