Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Horgauer sagen Ja zu neuem Wohnquartier
Entscheidung I Knapp 79 Prozent der Stimmen sprechen sich für das Vorhaben aus. Es geht um barrierefreien Wohnraum für Familien und Alleinstehende. Die Bürgerinitiative ist dagegen, sieht aber dennoch eines ihrer Ziele erreicht
Horgau Die Horgauer haben den Weg frei gemacht für ein neues Wohnquartier: Mehrheitlich sind sie dafür, dass an der Greuter Straße das neue Viertel mit Platz für Familien, Singles, Senioren sowie Menschen mit und ohne Behinderung gebaut wird. Fast 79 Prozent der Wähler haben dem entsprechenden Ratsbegehren zugestimmt. Nur 45 Prozent stimmten für das Bürgerbegehren, die Stichfrage kam deshalb nicht zum Tragen. Erleichtert zeigten sich gestern Abend im Horgauer Rathaus nach Bekanntwerden der Entscheidung sowohl Bürgermeister Thomas Hafner als auch der Investor des neuen Wohnviertels, Markus Deurer aus Augsburg. Gemeinsam mit den Vertretern der Bürgerinitiative (BI), die sich gegen das Vorhaben in seiner jetzigen Form ausgesprochen hatten, das sind Sonja Grolig, Marlene Seibold und Siegfried Schmid, hatten sie auf die Auszählung der abgegebenen Stimmen gewartet. Länger als zunächst erwartet, nämlich bis nach halb neun Uhr am Abend, mussten sie schließlich auf das Ende der Auszählung warten.
Thomas Hafner sieht im Ergebnis vor allem den Kurs des Gemeinderats bestätigt. Der hatte sich zuvor bereits einstimmig für das Bauvorhaben ausgesprochen. Immerhin sei das eine Chance für Horgau. Das hatte er von Anfang an gesehen und auch gestern Abend so gesagt.
„Es ist gut, dass die Diskussion jetzt ein Ende hat“, ist Markus Deurer erleichtert. Und da gut 77 Prozent aller Stimmberechtigten in Horgau abgestimmt haben, sieht er nun für das Vorhaben auch eine breite Mehrheit in der Bevölkerung hinter sich. „Ich hoffe, dass am Ende das Projekt selbst überzeugen wird.“Tatsächlich könne er jedoch auch die Nachbarn verstehen, die einer so großen Veränderung skeptisch gegenüberständen.
Das Bauunternehmen Deurer will zwischen Kirch-, Augsburger und Greuter Straße 85 Wohneinheiten teils in mehrstöckigen Gebäuden erstellen. Unter anderem sollen alle Wohnungen barrierefrei geplant werden. Noch nie habe er ein Vorhaben seines Unternehmens in einem Bürgerentscheid verteidigen müssen, sagt er. „Ich schätze dieses demokratische Element aber sehr.“
Gerade weil das so ein großes und einschneidendes Projekt ist, hätten die Anwohner gerne früher von dem Vorhaben erfahren und das auch von der Gemeinde selbst, sagte gestern Abend Marlene Seibold, die aber auch gleich hinzufügt, dass die Bürgerinitiative das Ergebnis akzeptiere. Für sie wie auch für Siegfried Schmid war es am Ende doch ein emotionaler Moment. „Wir sind nicht gegen das Projekt an sich, aber es ist uns zu groß“, so Siegfried Schmid. „Wir hätten gerne früher davon erfahren, bevor es zu einer Entscheidung kam“, benennt Sonja Grolig einen der Punkte, weshalb sie überhaupt zunächst das Bürgerbegehren und schließlich den Bürgerentscheid angestrengt hätten. Eine erste Debatte in einer öffentlichen Gemeinderatssitzung hatte zwar schon im Juni 2016 stattgefunden. Doch das wollte die BI nicht gelten lassen. „Die Gemeinde hätte auf uns Nachbarn zukommen müssen“, verdeutlicht Siegfried Schmid. „Es wurde zu wenig miteinander geredet“, sagt auch Marlene Seibold an die Adresse von Gemeinde und Investor gerichtet. Das jedoch wollte Zweiter Bürgermeister Johann Ohnesorg nicht gelten lassen. Der Informationsfluss sei denselben Weg gegangen wie bei vergleichbaren Projekten, sagte er gestern im Horgauer Rathaus.
Investor Markus Deurer betonte, dass sein Unternehmen weiterhin an einer guten Nachbarschaft interessiert sei – schließlich solle es ja ein Projekt für Horgau werden. Und am Ende, so Sonja Grolig, habe die Bürgerinitiative doch auch eines seiner Ziele erreicht. „Wir wollten, das alle mitreden können.“
„Es ist gut, dass die Diskussion jetzt zu Ende ist.“Investor Markus Deurer