Augsburger Allgemeine (Land Nord)
„Wir können uns mit Mannheim messen“
Eishockey Wie AEV-Trainer Mike Stewart den Sonntags-Gegner einschätzt. Ex-Panther-Torwart Dennis Endras ist bei den Adlern die unumstrittene Nummer eins. Ein Neuzugang überraschte mit einem außergewöhnlichen Geständnis
Offen spricht es niemand in Mannheim aus, aber das Saisonziel der Adler ist angesichts der Fakten klar: Mit nichts weniger als der Meisterschaft wäre man bei den Kurpfälzern zufrieden. Der Saisonetat mit rund zwölf Millionen Euro, der Top-Kader und nicht zuletzt die eigene Erfolgsgeschichte mit sechs Titeln in 23 DEL-Jahren sprechen für den letztjährigen Tabellenzweiten, der im Viertelfinale erst im siebten Spiel an den Eisbären Berlin gescheitert war. Am Sonntag treten die Mannheimer in Augsburg an.
AEV-Trainer Mike Stewart zeigt Respekt: „Sie haben vier ausgeglichene Sturmreihen, starke Verteidiger und hinten drin steht Nationaltorwart Dennis Endras.“Der ehemalige Panther-Keeper ist nach dem Abgang von Drew MacIntyre die unumstrittene Nummer eins.
Topscorer des Teams ist der Amerikaner Chad Kolarik, aber auch Neuzugang Devin Setoguchi punktet bislang konstant. Der frühere NHL-Profi (569 Einsätze) hat nach seinem Wechsel in die DEL seine Alkoholsucht und Depressionen offenbart. „Ich war alkoholabhängig. Aber seit gut zwei Jahren habe ich keinen Tropfen ange- rührt“, gestand der 30 Jahre alte kanadische Stürmer. Zwei Flaschen Whiskey am Tag seien keine Seltenheit gewesen, selbst vor Spielen habe er vier bis fünf Bier getrunken und trotzdem Tore erzielt. Vor drei oder vier Jahren habe er die Kontrolle verloren. Auslöser sollen Depressionen gewesen sein. „Und um die zu betäuben, flüchtete ich mich in den Alkohol. Das war natürlich die falsche Entscheidung“, sagte Setoguchi, der vor gut zwei Jahren eine Entziehungskur machte.
Setoguchi wird heute die Schlitt- schuhe schnüren, dagegen werden fünf hochkarätige Stürmer ausfallen. David Wolf, Brent Raedeke, Christoph Ullmann, Garrett Festerling und Ryan MacMurchy sind verletzt.
Der Klub reagierte umgehend und standesgemäß auf die Pechsträhne. Die Adler verpflichteten innerhalb von 24 Stunden den NHL-erfahrenen Verteidiger Mark Stuart und den Stanley-Cup-Sieger Andrew Desjardins. Zuletzt spielte der 31-jährige Angreifer bei den New York Rangers vor, erhielt aber
Zwei Flaschen Whiskey waren keine Seltenheit
keinen Kontrakt und war deshalb auf dem Markt. Sein DEL-Debüt soll Desjardins allerdings erst nach dem Augsburg-Match geben.
Trainer Mike Stewart, der ges- tern Abend mit dem AEV 4:3 in Bremerhaven gewann, gibt sich vor dem Heimspiel am Sonntag um 19 Uhr gegen die Adler optimistisch: „Ich glaube, wir können uns mit Mannheim messen. Wenn wir unsere Taktik konsequent spielen, dann ist alles möglich.“Iserlohn machte es gestern Abend vor und siegte überraschend 5:2 in Mannheim.