Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Der riskanteste Abschnitt der Millionen-Röhre
ert werden können, um Hebungen und Setzungen zu vermeiden. Für das denkmalgeschützte Gebäude wird der Eingriff eine Belastung: Schon jetzt hat man die Fenster in den Obergeschossen zugemauert, um die Wände zu versteifen. Frühestens ab 2021 wird die Bahnhofshalle, deren Geschäfte momentan in ein Containerdorf ausgelagert sind, wieder benutzbar sein.
Unterdessen laufen auf der Westseite die Arbeiten der Bahn für den Bahnsteig F auf vollen Touren. Dieser neue Nahverkehrsbahnsteig ist während der Bauzeit als Ersatz- bahnsteig nötig, weil bis zur Fertigstellung 2023 jeweils einer der bestehenden Bahnsteige für die Bauarbeiten außer Betrieb genommen wird. Der Bahnsteig F soll Ende 2018 fertig sein. Die bisherigen Verzögerungen am Bahnsteig F (ursprünglicher Fertigstellungstermin war 2015) verzögerten auch den Bahnhofstunnel insgesamt.
Unklar ist momentan noch, wann der Bahnhofsvorplatz wieder für die Öffentlichkeit nutzbar sein wird. In den kommenden Jahren ist nicht damit zu rechnen. Die Stadtwerke haben mit Fertigstellung des Tunnel- rohbaus die Baugrube auf dem Vorplatz wieder zugeschüttet und den Boden asphaltiert. Allerdings werden die beauftragten Baufirmen das Areal zunächst noch als Baulagerplatz nutzen.
Der Bahnhofstunnel soll ab dem Jahr 2023 die Linien 3 und 5 in den Westen der Stadt führen, die 4er wendet im Bereich des Tunnels. Unter den Gleisen gibt es eine unterirdische Tramhaltestelle. Rolltreppen und Aufzüge werden den Bahnhof barrierefrei machen. Für Fußgänger wird eine Unterführung ins Thelottviertel durchgestochen. Die Kostenberechnung
143,5 Millionen Euro. OFührungen
An den Montagen 16. und 23. Oktober gibt es um 18 Uhr Führun gen auf der Westseite des Hauptbahnhofs. Treffpunkt ist am Baustellentor am Se bastian Buchegger Platz. Im November kann der Tunnel im Osten unter dem Bahnhofsvorplatz besichtigt werden. Treffpunkt am 8., 15., 22. und 29. No vember ist die Infobox auf dem Bahnhofs vorplatz. Los geht es ebenfalls um 18 Uhr. Alle Führungen sind kostenlos. Eine Anmeldung ist nicht notwendig, gutes Schuhwerk hingegen schon. liegt bei
Schlechte Botschaften hat es beim Bahnhofstunnel schon zur Genüge gegeben: Das Projekt, das mit dem neuen Bauplan immerhin im Soll zu liegen scheint, hätte nach ursprünglichen Planungen schon in zwei Jahren fertig sein sollen. Und deutlich günstiger hätte es auch werden sollen. Inzwischen ist von 143,5 Millionen Euro (zuzüglich Baupreissteigerungen) die Rede, wobei einige Vergaben zuletzt teurer kamen als gedacht. Zwar sind Baupreissteigerungen von drei Prozent einkalkuliert, aber der aufwendigste Abschnitt kommt jetzt erst noch.
Ein denkmalgeschütztes Gebäude, dessen Grundmauern abgetragen werden, muss mit Stützen jahrelang zum „Schweben“gebracht werden, ohne dass ihm etwas passiert. Und sobald die Arbeiten im Bahnsteigbereich ankommen, darf es keinerlei Verzögerungen geben – die Bahn benötigt ihre Gleise, weil sie sonst die Züge nicht unterbekommt. Die bau- und kostentechnisch riskantesten Abschnitte der Millionen-Röhre kommen jetzt.
Zwar zahlen Bund und Freistaat mehr als die Hälfte der Investition, doch auch Bahn und Stadtwerke sind mit knapp 30 bzw. 40 Millionen im Boot. Die Stadt ist mit knapp vier Millionen Euro dabei (sie zahlt nur für den Durchstich des Fußgängertunnels). Am Ende wird der Bahnhofstunnel aber eine lohnende Investition sein: Er schafft Barrierefreiheit und erleichtert den Umstieg zwischen Zug und Tram. Angesichts steigender Pendlerzahlen ist das kein Luxus.