Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Airbus: Angst um Arbeitsplätze
Wirtschaft Betriebsrat und Gewerkschaft sehen angestrebte neue Strukturen im Konzern kritisch. Rund 2000 Beschäftigte bei Veranstaltung in Donauwörth
Donauwörth Airbus Helicopters befindet sich derzeit im Umbruch. Das Unternehmen mit Produktionsstandorten in mehreren Ländern möchte – wie schon berichtet – die Wirtschaftlichkeit erhöhen. Dies soll auch zu gewissen Veränderungen im Donauwörther Werk führen. Welche das sind, ist der Firma zufolge noch unklar. Jedoch befürchten die knapp 7000 Beschäftigten und die Gewerkschaft IG Metall negative Konsequenzen für die Fabrik in der Großen Kreisstadt.
Die IG Metall sieht „mittel- bis langfristig Hunderte von Arbeitsplätzen in Donauwörth bedroht, sollte der Airbus-Standort jetzt nicht zukunftsfähig gemacht werden“. So steht es in einer Pressemitteilung, welche die Gewerkschaft am Freitag nach einer Informationsveranstaltung verschickt hat. Diese fand zuvor im Werk statt. Rund 2000 Mitarbeiter waren anwesend.
Als Grund für die Aktion nennt die IG Metall mögliche „Verlagerungen von Aktivitäten von Donauwörth an andere Standorte innerhalb und außerhalb des Airbus-Konzerns“. Zudem bestehe „Unsicherheit über Zukunftsprogramme und Wartungsaktivitäten, die das Verteidigungsministerium beauftragt“.
Man habe der Geschäftsführung und der Politik klargemacht, dass sie in der Verantwortung stünden, so die IG Metall weiter.
Martin Gnad, der Vorsitzende des Betriebsrats, forderte bei der Veranstaltung „einen Stopp der Verlagerungen“. Er möchte auch „Zusagen für Zukunftsthemen, insbesondere mit Kernelementen neuer Hubschrauberprogramme“. Bei den Frachttoren und Türen, die in Donauwörth für Airbus-Flugzeuge gefertigt werden, dürfe es keine weiteren „Verlagerungen um jeden Preis geben“, sagte Gnad. Jetzt müssten Entscheidungen fallen, die für die Beschäftigung in fünf bis zehn Jahren ausschlaggebend seien.
Jürgen Kerner, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, fasste es so zusammen: „Bevor Ar- beit den Standort verlässt, muss klar sein, was dafür reinkommt.“Kerner forderte die Unterstützung der Politik bei neuen Hubschrauberprogrammen ein. Hier habe sich das Management zu lange auf den Erfolgen der Vergangenheit ausgeruht. Wartungsaufträge für Militärhubschrauber dürften nicht ins Ausland vergeben werden.
Vonseiten des Unternehmens heißt es gegenüber unserer Zeitung, es sei legitim, dass Betriebsrat und Gewerkschaft ihre Befürchtungen äußerten. Im Airbus-HelicoptersKonzern konzentriere sich jedes Werk auf bestimmte Fähigkeiten: „Der sehr hohe Druck des Marktes zwingt uns dazu, so effizient wie möglich zu werden und Doppelfunktionen zu vermeiden.“
Der Standort Donauwörth konzentriere sich auf die Zelle („Karosserie“) der Hubschrauber, Marignane in Frankreich auf das „dynamische System“und Albacete in Spanien auf die Heckausleger. Welche Kapazitäten in Nordschwaben erhalten und welche abgegeben werden, stehe noch nicht fest. Klar sei aber: „Die erfolgreichen Programme H135 und H145 bleiben in Donauwörth und sorgen für Beschäftigung.“Hinzu kämen neue Projekte. Dazu gehörten der „City-Airbus“– eine Art Lufttaxi, das gerade am hiesigen Standort entwickelt werde – und der HochgeschwindigkeitsHelikopter „Racer“, dessen Zelle einmal in Donauwörth produziert werden soll.
Bereits angelaufen ist die Verlagerung der Produktion von „einfacheren“Flugzeug-Frachttoren und -Türen. Die werden inzwischen in Mexiko gefertigt. In Donauwörth sollen weiterhin komplexere Türen hergestellt werden, ist aus der Pressestelle der Firma zu hören.
Das Unternehmen betont in seiner Stellungnahme außerdem: Die Fähigkeit, alle Teile eines Hubschraubers selbst zu produzieren – dies wurde in der Vergangenheit immer wieder gefordert und als entscheidender Punkt bezeichnet – sei auch heute nicht gegeben. Dieses Ziel anzustreben, ginge auf Kosten der Wettbewerbsfähigkeit. » Kommentar