Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Endlich weht ein neuer Wind
Wenn man Auswärtigen von den Fuggern erzählt, ist eines für die meisten besonders interessant: Da gibt es nicht nur die Fuggerei, die Fuggerhäuser und andere Sehenswürdigkeiten. Nein, da gibt es auch noch die Familie selbst. Lebendig, engagiert und an der Entwicklung Augsburgs interessiert.
Jahrelang hat das die politisch Verantwortlichen nur am Rand berührt. Das Verhältnis zwischen ihnen und der Fugger-Familie war, man muss es so sagen, freundlichdistanziert. Umso erfreulicher, dass nun offenbar ein neuer Wind weht: Das Engagement der Familie wird nicht mehr nur hin-, es wird wahrgenommen – und geschätzt.
Gut so, schließlich trägt die Fuggerei dazu bei, ein großes Problem in Augsburg zu lindern: Rund 150 Menschen, die finanziell nicht gut gestellt sind, finden dort bezahlbaren Wohnraum. Die Stiftung bemüht sich außerdem darum, ihren Bewohnern nicht nur ein Dach über dem Kopf zu geben, sondern auch den nötigen Beistand, um wieder auf die Beine zu kommen.
Andere, ähnliche Einrichtungen wie das Ellinor-Holland-Haus zeigen, dass die Idee, die Jakob Fugger vor fast 500 Jahren hatte, auch heute noch funktionieren kann. Wenn Oberbürgermeister Kurt Gribl vor diesem Hintergrund darüber nachdenkt, ähnliche Modelle auch für andere gesellschaftliche Herausforderungen heranzuziehen, ist dies ein guter Ansatz. Man kann in Deutschland in Notsituationen zwar nach wie vor auf die Hilfe des Staats vertrauen. Dies darf aber nicht bedeuten, dass man nicht auch nach anderen, gesamtgesellschaftlichen Lösungen strebt.