Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Die Begabung lag in der Familie Scherer
Serie Der Maler und Glasmaler Joseph Scherer aus Ettelried hat viele Fresken und Altarbilder hinterlassen
Dinkelscherben Stilgerecht, möchte man anmerken, hat sich die heutige Persönlichkeit aus unserer Region verewigt, in einem Porträt gemeinsam mit zwei seiner Brüder, Leo und Aloys, die sich wie er der Malerei verschrieben hatten: Joseph Scherer aus Ettelried bei Dinkelscherben. Zu betrachten ist dieses Gemälde im Dinkelscherber Heimatmuseum Reischenau.
Geboren wurde Scherer am 1. November 1814. Er war der Zweitgeborene unter insgesamt zehn Geschwistern, von denen viele künstlerisch begabt waren, wenngleich die drei, also Joseph, Leo und Aloys, auf dem erwähnten Gemälde wohl die berühmtesten waren. Gemeinsam betrieben sie von 1853 bis 1879 eine Werkstatt für Glasmalerei in München. Mit dem Tod Leos kehrten Joseph und Aloys dann wieder zurück nach Ettelried, Beleg für ihre Heimatverbundenheit.
Nach einer Grundausbildung an der höheren Kunstschule in Augsburg, die er bereits mit 14 begonnen hatte, schrieb sich Joseph Scherer dann 1832 an der Münchner Akademie der Bildenden Künste ein. Sein Studium finanzierte er selbst, mehr noch, er unterstützte auch seine Brüder. Einnahmequelle war das Kopieren der Bilder alter Meister auf Glas.
Kunsthistorisch gesehen zählt Scherer mit seinen beiden Brüdern zu den „Nazarenern“, einer Gruppe deutscher Maler, die sich einer romantisch-religiösen Darstellung verschrieben hatten. Alle drei gewannen überregionale Bedeutung, Joseph sicherlich voran, zählt er doch heute zu den bedeutendsten Künstlern aus unserem Raum.
Die Brüder haben ein umfangreiches Werk an Öl-, Glas und Freskomalereien hinterlassen, die weltweit verbreitet sind. Starken Einfluss auf sein Schaffen hatten Josephs Studienreisen in den Mittelmeerraum und nach Kleinasien. Dabei entstanden bemerkenswerte Gemälde im arkadischen Stil, die heute auf Auktionen angeboten werden.
In unserem Raum findet man etliche Fresken an Fassaden sowie in Kirchen, auch Altarbilder. Erstaunlich mag sein, dass Joseph auf Wunsch des griechischen Königs Otto I aus dem Haus Wittelsbach zwei Wandgemälde in der Athener Residenz anfertigte. Nicht genug, selbst in den Vereinigten Staaten war Scherer tätig. So stammt das Altarbild im Dom von Boston von ihm.
Letztendlich verwendete Joseph Scherer sein gesamtes ermaltes Vermögen für die Ausgestaltung der Pfarrkirche von Ettelried in den Jahren 1884/85. Sechs Jahre später starb er in seinem Heimatort.