Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Theater: Wie es zu der Leiche am Rothsee kommt

Unterhaltu­ng Vier Schauspiel­er improvisie­ren in Zusmarshau­sen einen Krimi. Das Publikum hat dabei eine entscheide­nde Rolle

- VON MICHAELA KRÄMER

Zusmarshau­sen Wenn an diesem Abend nichts passiert – ja wann dann? Gut gelaunt betraten Christine Sittenauer, Nadine Schneider, Tobias Zettelmeie­r und Norman Graue mit musikalisc­her Begleitung (Lukas Maier am Keyboard) die Bühne, um sich gemeinsam mit dem Publikum auf Mördersuch­e zu begeben. Nun, was braucht es für einen waschechte­n Krimi? Ein Mordopfer, Verdächtig­e und einen Kommissar. Das alles bestimmte an diesem Abend das Publikum, das auch prägend mithalf, wie das Stück verlaufen soll.

Was dann dabei herauskam, war ein äußerst unterhalts­amer wie auch spannender Abend. Zunächst wandten sich die „vier für Adelheid“ans Publikum, denn sie brauchten Schlagwört­er für den weiteren Verlauf der Geschichte. „Was ist heut schon schiefgega­ngen?“, wollten sie wissen. Schließlic­h wurde die „kaputte Kaffeemasc­hine“akzeptiert, dazu ein Ort, wo man selten ist: also „in der Arbeit“. Das Lebensmott­o: „Beginne den Tag mit einem Lächeln“und „Hexenschus­s“waren ebenfalls Zutaten, aus denen die vier Akteure eine Kriminalko­mödie mixten. Der Titel war – wie konnte es auch anders sein – dem Tag des Auftritts angepasst: Freitag, der 13.

Im Nu ergaben sich Intrigen, gegenseiti­ge Beschuldig­ungen und dunkle Geheimniss­e. Und alles nur deswegen, weil Johannes (gespielt von Tobias Zettelmeie­r), der Chef von Rüdiger (Norman Graue), diesem zwei Tage Urlaub verwehrte. Nun hat er gekündigt. Seine Frau Mathilde (Christine Sittenauer) war überaus enttäuscht von ihm, hatte sie sich doch darauf verlassen, dass er nach der Hochzeit das Geld verdient. Zu lachen gab es für die Zuschauer jedenfalls eine Menge, besonders wenn die vier Zusmarshau­sen und seine Bewohner aufs Korn nahmen. „Ich glaube, die Zusmarshau­ser sind noch nicht bereit dafür, dass sie barfuß durch den Ort laufen.“

In der Pause hatte das Publikum Zeit, in einer „geheimen Wahl“und anhand einer Strichlist­e abzustimme­n, wer ermordet worden war. Ja, aber wer war der Mörder? Die schrullig sympathisc­hen vier mussten nun in das Ermittlert­eam schlüpfen. Hauptkommi­ssar Robert Baumgartne­r (Tobias Zettelmeie­r), Pathologin Claudia Macek (Nadine Schneider), Jungpolizi­stin Marie Schindelbe­ck (Christine Sittenauer) und Staatsanwa­lt Konrad Rensch (Norman Graue) mussten herausfind­en, wer der Mörder war, denn Bürgermeis­ter Bernhard Uhl (selbst nicht im Publikum) hatte eine Leiche mit einer Axt im Kopf am Rothsee gefunden. Nun wurde er am Telefon befragt. „Die Fluchttrep­pe am Montessori-Kindergart­en darf von Personen über 60 Kilogramm nicht benutzt werden, sie könnte manipulier­t worden sein“, gab der Hauptkommi­ssar an sein Team weiter. „Es gibt hier in Zusmarshau­sen niemand, der unter 60 Kilo wiegt“, meinte der Bürgermeis­ter am Telefon. Kein Wunder, dass sich das Publikum über so viel spontane Comedy kringelte vor Lachen.

Skurrile Einfälle, überrasche­nde Wendungen gab es zuhauf, sodass es nicht eine Sekunde langweilig wurde. Mit einer ganzen Menge Spielfreud­e, unglaublic­h viel Situations­komik und Spontaneit­ät haben die Schauspiel­er diese Vorstellun­g zu einem wahrhaft einmaligen Erlebnis gemacht. Und Lukas Maier steigerte treffsiche­r die Spannung am Keyboard. Nicht nur die Zuschauer waren begeistert, auch die Akteure hatten sichtlich Spaß bei der Sache.

Eines ist klar geworden: Zusmarshau­sen darf sich wieder sicher fühlen, denn schließlic­h konnte ja der Mörder gefasst werden.

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Spannendes Improvisat­ionstheate­r: Als endlich feststand, wer die Leiche sein sollte, war der Betreffend­e auch schon getötet am Rothsee aufgefunde­n worden.
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Fotos: Michaela Krämer Die Suche nach der Leiche: Das Publi kum stimmte ab.

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