Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Von Lustreisen und der Falkenjagd
Geschichte Die Burg Haltenberg am Lech war Ziel der Münchner Hofgesellschaft. Heute kommen Schulklassen / Serie (54)
Scheuring Was er brauche, seien Lustschlösser, Gärten und Wälder, schrieb Max Emanuel im Jahr 1705 an seine Mätresse. Haltenberg und Lichtenberg im Landkreis Landsberg waren seit 1666 im Besitz der bayerischen Kurfürsten. Die Burg Haltenberg ist heute nur noch die Ruine einer Höhenburg und liegt auf dem Steilufer des Lechs zwischen Scheuring und Kaufering. Die Anlage ist die einzige Burgruine am gesamten Lechrain zwischen Donauwörth und Füssen.
Im Jahr 1612 hatte der spätere Kurfürst Maximilian I. die Anlage erworben, die danach zum Jagdschloss umgebaut wurde. Die nahen Lechauen waren besonders für die „Reiherbeize“, also die Falkenjagd auf Fischreiher, geeignet. Auch das nahe Westerholz bot ergiebige Jagdgründe für die Münchner Hofgesellschaft, die auf dem Kurfürstenweg hierher gelangte.
Das gesellschaftliche Leben auf Haltenberg und Lichtenberg war abwechslungsreich. Einige Details sind aus den Tagebüchern des Grafen Max von Preysing und des Freiherrn Sebastian von Pemler zu erfahren, die immer wieder Gäste auf den Schlössern waren. Die meiste Zeit verbrachten die Adeligen bei Spielen. Vormittags war es meist das Kartenspiel und Billard. In Lichtenberg gab es dazu ein eigenes Billardzimmer. Auch dem Schießsport gingen die Adeligen eifrig nach. Scheibenund Vogelschießen waren sehr beliebt. Die Jagd war Zeitvertreib, Sport und Übung für den Krieg. Von den 17 Reisen unter Max Emanuel nach Lichtenberg und Haltenberg sind nur vier nicht wegen der Reiherbeize unternommen worden. Bei Max III. Joseph werden die Aufenthalte gar als „Lustreisen“bezeichnet.
Die Zeit der Hofjagden ging allerdings mit dem 18. Jahrhundert zu Ende. Das nun entbehrlich gewordene Jagdschloss wurde weitgehend abgerissen. Bis heute erhalten und bewirtschaftet ist allerdings der ehemalige Wirtschaftshof in der Vorburg. Das Burggelände war seit dem 19. Jahrhundert im Besitz der Herren von Thyssen. Im Jahr 1982 erwarb der Kreis Landsberg die Hauptburg und begann mit der Sanierung. Die verbliebene Substanz wurde gesichert und der Bergfried als Aussichtsturm zugänglich gemacht. Dabei wurde auch der Turmabschluss aufgemauert und überdacht. Bis zur Sanierung befand sich die Ruine in einem völlig verwahrlosten Zustand. In den großen Bergfried war ein undichtes Wasserreservoir eingebaut, dessen auslaufender Inhalt im Winter beträchtli- che Frostschäden verursachte.
Lichtenberg ist nicht mehr erhalten. Der bayerische Feldherr Karl Philipp von Wrede hatte das Schloss für seine Verdienste erhalten und es Anfang des 19. Jahrhunderts abreißen lassen. Mit den Steinen aus Lichtenberg wurden unter anderem Kasernen in Augsburg gebaut.