Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Literatur

Ein Buch über Zirkus, die Magie und das Leben

- VON MANUELA BAUER

Emersacker/Frankfurt Der Tod seiner Sandkasten­freundin Jo wirft Milan völlig aus der Bahn. Doch dann fliegt ihm plötzlich ein weißer Wellensitt­ich zu, der ihn zum Zirkus Salto lockt. Dort lernt Milan die schöne, aber womöglich verrückte Trapezküns­tlerin Julie kennen. Angezogen von ihrer sonderbare­n Theorie über magische Menschen und Seelentier­e reist Milan mit dem Zirkus und lernt: Es erfordert eine Menge Mut, sich den Herausford­erungen des Lebens zu stellen. Oder Magie – ganz wie man es nimmt.

Es ist ein besonderes Jugendbuch, das Mira Valentin da geschriebe­n hat. „Der Mitreiser und die Überfliege­rin“ist ein Entwicklun­gsroman über einen jungen Mann. Mit diesem Jugendbuch hat Mira Valentin, die eigentlich Regina Käsmayr heißt und aus Emersacker kommt, jetzt einen Preis gewonnen, der mit 30000 Euro dotiert ist: den Kindle Storytelle­r Award.

„Ich habe schon mit zwölf Jahren zu meiner Mutter gesagt: Ich werde mal Schriftste­llerin!“, erzählt sie. Und so ist es tatsächlic­h gekommen. Auch wenn Regina Käsmayr erst mal Journalist­in wurde und hauptberuf­lich für Jugend-, Frauen- und Pferdezeit­schriften schreibt. Seit zehn Jahren lebt die 40-Jährige im hessischen Dautphetal. Ihr Durchbruch als Autorin kam 2015: Käsmayr schaffte es, ihre vierteilig­e Fantasyrei­he „Talente“an einen Verlag zu verkaufen – und bekam ziemlich schnell eine große Fangemeind­e. Seitdem hat Käsmayr auch einen Künstlerna­men: Mira Valentin. Der Name Regina Käsmayr sei als Jugendbuch­autorin „ein volles No-Go“, hatte ihre Agentin damals gesagt: Klingt zu alt, zu bayerisch und lässt sich auf Englisch nicht ausspreche­n. Mittlerwei­le sagen sogar im Privatlebe­n viele Mira zu ihr. Auf Messen und Lesungen tritt sie stets in Cosplay-Kostümen (ein japanische­r Verkleidun­gsstil) auf, die zu ihren Geschichte­n passen. Zur Preisverle­ihung auf der Frankfurte­r Buchmesse kam sie passend zum „Mitreiser“-Buch im Zirkusdire­ktor-Kostüm.

Wenige Tage später ist Mira Valentin immer noch ganz euphorisch. Denn dass sie gewinnen würde, hätte sie nie gedacht. Mehr noch: Nach der Veröffentl­ichung ihres neuen Buches war sie erst mal ziemlich enttäuscht. Die Rezensione­n der Leser seien zwar sehr positiv gewesen, aber das Buch habe sich sehr schlecht verkauft. „Das war erst mal ganz schön schlimm.“Denn die Idee für das Buch, in dem es auch um dunkle Themen wie Depression und Selbstverl­etzung geht, habe sie schon lange mit sich herumgetra­gen. Wegen der schlechten Verkaufsza­hlen habe sie sich „überhaupt keine Chancen“ausgerechn­et, erzählt sie – die anderen Bücher im Finale seien schließlic­h Bestseller gewesen. Doch als Dr. Uwe Kullnick, der Vorsitzend­e der Jury und Präsident des Freien Deutschen Autorenver­bands, mit seiner Laudatio begann, wurde ihr schnell klar: „Es geht um mein Buch!“Und so war es. Es war ein einstimmig­es Ergebnis der Jury, sagte Kullnick und betonte: „Mit Mira Valentins ausgezeich­netem Buch findet sich ein Text, der von guter Sprache, Ausdrucksf­ähigkeit, Ideenreich­tum und Lebendigke­it nur so überquillt.“

Das Buch hat eine besondere Entstehung­sgeschicht­e. „Ich habe es gezielt für den Wettbewerb geschriebe­n“, erzählt Mira Valentin. Dieser richtet sich speziell an Selfpublis­her, also Autoren, die ohne Verlag veröffentl­ichen. Meist beginnen Schriftste­ller so ihre Tätigkeit. Bei Valentin war es andersrum: Nach der „Talente“-Reihe verließ sie den Carlsen-Verlag. Ihr Team mit Lektor, Korrektor, Setzer, Illustrato­r und Coverdesig­ner stellt sie sich nun selbst zusammen. Das prämierte Buch „Der Mitreiser“hätte wohl sowieso kein Verlag veröffentl­icht, sagt sie: „Der GenreMix passt in kein Bücherrega­l.“Die Geschichte habe sie in einer Rekordzeit von eineinhalb Monaten veröffentl­icht: Die 300 Seiten schrieb sie im Mallorca-Urlaub, die anderen Beteiligte­n hätten ebenfalls rasch – und trotzdem höchstprof­essionell – gearbeitet. Nun warten ihre Fans schon ungeduldig auf den zweiten Teil ihrer neuen FantasyRei­he „Enyador“, erzählt Mira Valentin und verspricht: „Das nächste Futter wird noch vor Weihnachte­n erscheinen, der dritte Band dann Mitte 2018.“Und schon in zehn Tagen gibt es das Hörbuch von „Der Mitreiser“– die Produktion von Audible ist Teil des Gewinns. Es ist schon eingesproc­hen, und die Autorin ist begeistert von Sprecher Julian Horeyseck: „Die Melodie seiner Stimme ist genau so, wie ich sie beim Schreiben im Kopf hatte.“

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 ?? Foto: Amazon.de/Willi Weber ?? Mira Valentin heißt eigentlich Regina Käsmayr und kommt aus Emersacker. Auf der Frankfurte­r Buchmesse hat sie jetzt den Kindle Storytelle­r Award gewonnen. Zur Preis verleihung kam sie – passend zu ihrem Buch – im Cosplay Zirkuskost­üm.
Foto: Amazon.de/Willi Weber Mira Valentin heißt eigentlich Regina Käsmayr und kommt aus Emersacker. Auf der Frankfurte­r Buchmesse hat sie jetzt den Kindle Storytelle­r Award gewonnen. Zur Preis verleihung kam sie – passend zu ihrem Buch – im Cosplay Zirkuskost­üm.
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