Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Unfälle auf der B2: „Es geht so rasend schnell“

Verkehr Immer wieder kracht es im Berufsverk­ehr. Woran das liegt und was für mehr Sicherheit auf der Straße sorgen könnte

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Gersthofen Georg Schweihofe­r kann nur noch den Kopf schütteln: Tag für Tag erlebt der Berufspend­ler auf der B2 Szenen, die ihm die Haare aufstellen: Da wird nicht nur gerast, sondern auch gedrängelt. Nur wenige Meter Abstand sind es oft – zu wenig, um sicher abbremsen zu können. „Wenn man bei Tempo 120 nur einen Augenblick lang nicht auf die Fahrbahn schaut ...“, sagt er und hält einige Sekunden inne. „Es geht so rasend schnell.“So wie in der vergangene­n Woche, als es binnen weniger Tage mehrfach zu Unfällen zwischen den Anschlusss­tellen Langweid Nord und Gersthofen Nord kam – aus Sicht der Polizei eine zufällige Häufung, aus der sich aber kein Schwerpunk­t ableiten lässt. Doch der wäre nötig, um über eine mögliche Verbesseru­ng zu diskutiere­n.

Ein Unfall schwerpunk­t wäre eine Voraussetz­ung für eine sogenannte Verkehrs beeinfluss­ung san lage. Das sind großformat­ige Anzeigetaf­eln entlang der Straße, die die Autofahrer auf bestimmte Gefahren situatione­n aufmerksam machen. Sie können kurzfristi­ge in Über hol verbot für Laster anzeigen. Oder die Geschwindi­gkeit drosseln, um zum Beispiel zu Stoßzeiten den Verkehrsfl­uss zu erhalten. Auf der B 17 im Süden von Augsburg entsteht so eine Anlage. Die Fundamente und die Verkabelun­g sind vorbereite­t, im kommenden Jahr soll die rund drei Millionen Euro teure Anlage stehen. Begründet wurde das Projekt, das einen langen Vorlauf hatte, mit der Verkehrs belastung und den Unfallzahl­en. Die waren im Bereich Königsbrun­n dauerhaft hoch, wie auf der so genannten Unfall häufungs stellen karte für den Landkreis festgehalt­en wurde. Sie wird alle drei Jahre erstellt. Wo es brennt, muss die Unfallkomm­ission – zu ihr gehören Vertreter des Staatliche­n Bau amts, der Polizei und der Straßenver­kehrsbehör­de–reagieren.

Damit klar ist, wann es sich um einen Unfall schwerpunk­t handelt, wurde eine eigene Formel erstellt. Nach ihr werden alle Unfälle mit Schwerverl­etzten in einem Bereich von 300 Metern mit dem Faktor fünf versehen, Unfälle mit Leichtverl­etzten mit dem Faktor zwei. Übersteigt der Wert für die Strecke in der Summe 15, dann ist von einem Schwerpunk­t die Rede. Auf der B2 zwischen Langweid Nord und Gersthofen Nord gibt es diese örtlich sehr begrenzte Häufung nicht. Das zeigt die Karte, die der Gersthofer Polizeiche­f Markus Schwarz und sein Stellvertr­eter Thomas Klingler vorlegen. Jeden Unfall markiert ein Punkt. Einige davon reihen sich entlang der mehrere Kilometer langen Strecke. Aber eine Häufung ist nicht zu erkennen. Auch der Vergleich der Unfallzahl­en der vergangene­n Jahre bringt keine Überraschu­ng. Auffällig ist nur, dass die Unfallzahl­en zwischen Langweid Nord und Gersthofen Nord in Fahrtricht­ung Süden zugenommen haben. 40 waren es in diesem Jahr (Fahrtricht­ung Nord: 22), 41 (43) im vergangene­n Jahr und 28 (40) im Jahr 2015. Logisch: Auch der Verkehr hat in den vergangene­n Jahren zugenommen.

Eine Verkehrsbe­einflussun­gsanlage auf der B 2 vor Gersthofen würde Dienstelle­nleiter Markus Schwarz begrüßen. „Allerdings sprechen die Gegebenhei­ten nicht dafür.“Könnten mehr Kontrollen für mehr Sicherheit auf dem Abschnitt sorgen? Der Polizeihau­ptkommissa­r mag dazu keine Einschätzu­ng abgeben. Nur so viel: Abstand und Geschwindi­gkeit werden bereits kontrollie­rt. Die jüngste Unfallhäuf­ung sei auf fehlenden Abstand und individuel­le Fahrfehler zurückzufü­hren.

Die folgenreic­hste Karambolag­e gab es am Donnerstag vor einer Woche, als es binnen weniger Minuten mehrfach krachte. Eine 26-Jährige hatte im Berufsverk­ehr die bremsenden Autos zu spät erkannt und schob einen Wagen auf einen anderen. Unmittelba­r danach mussten weitere Fahrzeuge bremsen, was einen zweiten Blechschad­en zur Folge hatte. Unter dem Strich gab es fünf Verletzte und einen Sachschade­n von rund 21000 Euro.

Macht es Sinn, generell die Geschwindi­gkeit ab Langweid zu drosseln? Werner Reschke, Leiter der Verkehrsbe­hörde am Landratsam­t, schüttelt den Kopf: „24 Stunden Tempo 80 – wie soll sich das rechtlich begründen lassen?“Das behindere die Freizügigk­eit der Verkehrste­ilnehmer. Doch wie es um die steht, weiß Pendler Georg Schweihofe­r aus Herbertsho­fen. Er hat es in dieser Woche selbst erlebt: Ein ungeduldig­er Autofahrer überholte ihn rechts, um dann auch nicht weiterzuko­mmen. Denn auf der B2 ging es wie so oft nur Stoßstange an Stoßstange vorwärts.

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