Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Schlägerei nach einem Fußballspi­el

Justiz Ein Hobby-Kick zweier befreundet­er Familien eskalierte derart, dass nun ein Strafricht­er das letzte Wort sprechen musste

- VON KLAUS UTZNI

Mehrere Männer schlugen mit Baseballsc­hlägern und Billardstö­cken nach einem Fußballspi­el auf das Auto der gegnerisch­en Mannschaft ein, verprügelt­en die Insassen, die Prellungen erlitten. Das alles hatte jetzt ein Nachspiel vor Gericht.

Gersthofen/Bobingen. Beim Fußball, ob in der Kreisklass­e oder bei einer WM, kennt man solche Situatione­n: Wegen eines bösen Fouls oder einer umstritten­en Schiedsric­hterentsch­eidung stürmen Spieler beider Mannschaft­en aufeinande­r zu, es wird geschubst und gedrängelt. Das nennt man dann „Rudelbildu­ng“.

Solch eine Rudelbildu­ng, allerdings der besonderen Art, war unrühmlich­er Höhepunkt nach einem Hobby-Fußballspi­el zweier Familien aus Bobingen. Dabei kamen auch Utensilien aus anderen Sportarten, nämlich Baseballsc­hläger und Billardstö­cke, zum Einsatz. Es gab Verletzte, ein Auto wurde demoliert. Fünf Angehörige der einen Familie, die Angreifer, saßen jetzt unter der Anklage der gefährlich­en Körperverl­etzung, der Bedrohung und Sachbeschä­digung vor Jugendrich­ter Günther Baumann.

Die beiden miteinande­r bekannten Familien aus dem Balkan hatten sich im Juni 2016 in der Soccerhall­e in Gersthofen zum Kicken getroffen. Der damals 17-jährige Sohn der nun angeklagte­n Familie hatte sogar bei der gegnerisch­en Mannschaft mitgespiel­t. Beim Torstand von 9:6 gab es auf einmal Differenze­n. Es sei falsch gezählt worden, behauptete­n die einen. Es kam zu Schubserei­en, zu Drohungen.

Die gegnerisch­e Familie verließ die Halle, fuhr nach Hause. Dort wurde sie allerdings schon von den Angeklagte­n erwartet. Ein 34-Jähriger hatte mit seinem Auto die Straße blockiert, um die andere Familie zum Anhalten zu zwingen. Nun eskalierte der anfänglich­e Streit um den Spielstand auf ziemlich brutale Weise: Die Angeklagte­n schlugen mit Baseballsc­hlägern und Billardstö­cken auf das Auto der Opfer ein, verprügelt­en die Insassen, die Prellungen erlitten. Am Pkw entstand ein Blechschad­en von 4600 Euro.

Weil der jüngste der fünf Angeklagte­n zur Tatzeit noch 17 Jahre alt war, schloss das Gericht die Öffentlich­keit auf Antrag aus. Über ihre Anwälte Ralf Schönauer, Petra Dittmer, Werner Ruisinger und Helmut Linck legte das Quintett (die übrigen Angeklagte­n sind 24, 30, 34 und 46 Jahre alt) allesamt Geständnis­se ab.

Alle bedauerten, dass es zur Eskalation gekommen war. Das Urteil: Der damals jugendlich­e Angreifer muss 64 soziale Hilfsstund­en leisten, die übrigen erwachsene­n Angeklagte­n erhielten Bewährungs­strafen zwischen sieben und zwölf Monaten. Sie haben inzwischen den Opfern Schmerzens­geld gezahlt und den Schaden am Auto wiedergutg­emacht.

Auch der Rechtsfrie­den zwischen beiden Familien ist wieder hergestell­t. Man versteht sich wieder. So wie es eben auch im großen Fußball zumeist der Fall ist. Am Ende gibt man sich wieder die Hand.

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