Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Nur noch ein Schritt
Formel 1 Der Brite gewinnt in Austin, ist aber noch nicht Weltmeister, weil Sebastian Vettel zumindest Zweiter wird. Der Titel ist dem dreifachen Weltmeister aber kaum mehr zu nehmen
Austin Texas-Titan Lewis Hamilton hat Sebastian Vettels minimale Hoffnung auf ein Titelwunder erstickt und kann seine vierte WMFiesta in Mexiko planen. Zwar verhinderte der deutsche Ferrari-Fahrer am Sonntag mit seinem zweiten Platz in Austin noch einmal die endgültige WM-Entscheidung, doch schon ein fünfter Rang genügt Hamilton in einer Woche zum vierten Formel-1-Triumph. „Woohoo, das war so ein großer Spaß heute“, jubelte Hamilton, der aus den Händen des früheren US-Präsidenten Bill Clinton die Siegertrophäe entgegennahm. „Das ist jetzt meine Lieblingsstrecke.“
Der Mercedes-Pilot holte sich in brillanter Manier seinen fünften Sieg im sechsten Rennen auf dem Circuit of the Americas, nachdem er den zunächst führenden Vettel schnell wieder eingefangen und danach abgehängt hatte. Für den Briten war es insgesamt der 62. GrandPrix-Erfolg seiner Karriere, in der Gesamtwertung liegt er nun drei Rennen vor Saisonschluss satte 66 Punkte vor dem Hessen. Max Verstappen im Red Bull wurde mit einem Überholmanöver kurz vor dem Ziel vermeintlich noch Dritter vor Vettels Teamkollege Kimi Räikkönen. Da er jedoch regelwidrig die Strecke verlassen hatte, bekam er eine Zeitstrafe aufgebrummt. Verstappen wurde daraufhin hinter Räikkönen als Vierter gewertet.
Mercedes hatte in Texas dennoch schon Grund zum WM-Jubel. Die Silberpfeile machten wie in der jüngeren Vergangenheit bereits Red Bull den vierten Titel nacheinander in der Konstrukteurwertung perfekt. „Ihr Jungs habt so hart gearbeitet dieses Jahr, das habt Ihr Euch wirklich verdient“, lobte Hamilton. „Es war ein unglaubliches Jahr bis hierher. Es sind noch drei Siege drin, auf geht’s, Jungs.“Vettel musste seine Niederlage unumwunden einräumen. „Wir konnten mit Lewis nicht mithalten. Die letzten Runden waren ziemlich aufregend, aber es ist nicht das Ergebnis, das wir erhofft hatten“, resümierte Vettel.
Für Nico Hülkenberg und Pascal Wehrlein verlief das viertletzte Rennen deprimierend. Hülkenberg steuerte seinen Renault bereits nach der dritten Runde wegen Problemen mit dem Öldruck an die Box. Nach einem Unfall mit Haas-Fahrer Kevin Magnussen schied Wehrlein im Sauber schon nach fünf Umläufen aus. Die prickelnde PS-Show begann schon weit vor dem Start. Hamilton nahm den zurückgetrete- nen Supersprinter Usain Bolt in einem giftgrünen Sportwagen mit auf eine Spritztour und drehte mit ihm als Beifahrer rauchende Kringel in den Asphalt. „Das war irre, hat aber Spaß gemacht“, sagte der sichtlich beeindruckte Bolt zu der rasanten Ausfahrt mit dem Briten.
In einer verlängerten Zeremonie präsentierte Box-Ringsprecher Michael Buffer die 20 über einen roten Teppich einlaufenden Fahrer, Bolt schickte dann das Feld auf die Ein- führungsrunde. „Wir schauen, dass wir einen guten Start haben und dann geht die Post ab“, kündigte Vettel entschlossen an. Und so war es auch! Vettel zog von Startplatz zwei wie auf Schienen gezogen noch vor der ersten Kurve an Hamilton vorbei. Der Brite konnte trotz seiner 72. Pole auf diesen ersten knapp 364 Metern nicht kontern.
Hamilton blieb aber ganz dicht an Vettel dran. In der sechsten Runde hatte der Engländer schließlich zum Deutschen aufgeschlossen und holte sich die Führung zurück.Vettel ließ sich in der 17. Runde an der Box die härteste Mischung aufziehen und kehrte als Fünfter zurück auf den Kurs.
Hamiltons Silberpfeil bekam in Runde 20 wie Vettel die härtesten Pneus. Noch vor dem Ferrari-Star kam er als Dritter auf die Strecke zurück. Hamilton schnappte sich auch Red-Bull-Youngster Max Verstappen und war erneut an der Spitze. Dort verwaltete der 32-Jährige in starker Manier seine Führung. Vettel versuchte direkt dahinter dran zu bleiben.
Die Scuderia verpasste Vettels Dienstwagen die weichere Reifenmischung, um wieder Tempo aufzunehmen. Als Vierter näherte sich der viermalige Weltmeister dem vor ihm fahrenden Bottas und seinem Ferrari-Teamkollegen Kimi Räikkönen immer mehr an.
Während Hamilton mit seinem Sieg dem WM-Gewinn nochmal näher kam, kassierte Vettel mit einem starken Manöver kurz vor Schluss noch Bottas und durfte dann auch Räikkönen passieren. In Mexiko kann Hamilton jedoch schon seine WM-Sause organisieren.