Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Kuchen für Kardinal der klaren Worte
Weltmissionstag Philippe Quédraogo besucht Wertingen und berichtet über Afrika
Wertingen „Er ist ein Mann der Tat“, konstatiert Willy Lehmeier schmunzelnd, als Kardinal Philippe Quédraogo kurzerhand mit einem Taschenmesser den kleinen Kuchen in Teile schneidet, damit jeder der Anwesenden davon probieren kann. Was es mit dem Kuchen auf sich hat? Museumsleiter Cornelius Brandelik erklärt: Die angekündigte Visitation des Augsburger Bischofs im Jahre 1920 hatte damals die Pfarrgemeinde in helle Aufregung versetzt. Es sollte ein ganz besonders guter Kuchen vorgesetzt werden, um dem hohen Besuch gerecht zu werden. Leider ging die Backaktion völlig daneben. Als Retter in der Not wurde schließlich der Konditormeister des Cafe Madlon gerufen. Dieser hatte sich eine ganz besondere Kreation einfallen lassen – den saftigen „Bischofskuchen“. Den gibt es auch für den Kardinal. Für Philippe Quédraogo war es eine nette Anekdote am Rande seines Besuchs im Rathaus. Burkina Faso stand in den letzten Wochen im Fokus des Weltmissionstages. Das katholische Missionswerk „missio München“hatte dazu vier Wochen lang sieben Kirchenleute aus Burkina Faso zu Gast. Wertingen stand als vorletzter Punkt auf dem Mammutprogramm. Kardinal Philippe Quédraogo wurde 1973 zum Priester geweiht, bis 1978 studierte er in Rom. Der 73-Jährige ist Mitglied im Päpstlichen Rat für den Interreligiösen Dialog. Der Kardinal setzte sich ein für Solidarität und Versöhnung nach den politischen Unruhen in seinem westafrikanischen Heimatland. Er spielte eine wichtige Vermittlerrolle nach dem gescheiterten Militärputsch 2015. Das Land hat heute eine parlamentarische Demokratie.