Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Bürgermeister können auch anders
Kunst Zur Eröffnung der Ausstellung von Silvia Kugelmann und Josef Böck bleibt die Politik außen vor. Zumindest fast
Oberschönenfeld Ihre Aussage kommt mit Nachdruck. „Wir wollen uns nicht nur über Kommunalpolitik, sondern auch über Kunst definieren“, betonten die Bürgermeister Silvia Kugelmann (Kutzenhausen) und Josef Böck (Langenneufnach). Herausgekommen ist dabei im Naturpark-Haus eine gemeinsame Ausstellung unter dem Motto „Duett in Holz und Farben“mit faszinierenden Bildern und Skulpturen.
Silvia Kugelmanns Abstraktionen drücken, wie es Laudator Robert Sturm, treffend bezeichnete, „Stimmungen wie Ruhe, Schönheit, Trauer, Wut und Enttäuschungen“aus. Ihre Kunst könne so Hilfe, manchmal auch Selbsthilfe sein, resümierte der Ettringer Bürgermeister. „Bei ihr ist der Schaffensprozess Teil des Alltags und das Bild erst fertig, wenn die Zwiesprache mit dem Motiv gelingt.“
Ihre Werke leben von der Farbigkeit der Flächen, mal schwer und erdig, dann wieder licht und duftig. Die Vielseitigkeit des Entdeckten arbeitet sie mit gegensätzlichen Materialien wie Marmormehl, Pigmenten und Erde, Strukturen, lauten und stillen Farbarealen, rhythmisch strukturierten Pinselstrichen und kräftigen Energielinien heraus. Nicht selten eine Mixtur aus Schein und Sein, aus Traum und Wirklichkeit. Keines ihrer Werke ist übrigens gerahmt. Das ist Teil ihrer Philosophie. „Dem Bild die Freiheit und damit die Farben fliegen lassen“, wie sie es ausdrückt.
Josef Böck hat sich dem Holz verschrieben. Er sieht es als Aufgabe, die darin gefangenen Formen künst- lerisch zu befreien. Auch er hält mit dem Werk Zwiesprache. „Das Objekt fesselt ihn und lenkt ihn während der Arbeit dorthin, wo es hinaus will“, formulierte Laudator Robert Sturm.
Der Holzkünstler horcht ins Holz hinein, zwingt dem Material aber keine Form auf. Vielmehr arbeitet er aus seinen Obstbaumhölzern versteckte Strukturen und Maserungen heraus. Am Ende der Bearbeitungskette steht das Leinöl. Auffallend dabei: Alle Werke sind nichtfigürlich, tragen oft Titel aus der nordischen Mythologie und sind - wie er ausdrücklich anmerkt - zum Anfassen und Berühren da.
Gemeinsam ist beiden Künstlern die Kraft und Bewegung in ihren Werken. Sie reißen den Betrachter zuweilen regelrecht mit und verleihen große Plastizität. Ihre künstlerische Liaison zeigt sich in dem ge- meinsamen Werk „Hüter der Quelle“. Hier arbeitete Josef Böck mit viel Feingefühl und Kreativität die Struktur des Holzes heraus, während Silvia Kugelmann dem toten Stamm mit ausgewählter Farbe Lebendigkeit einhaucht. Eine weitere Gemeinsamkeit ist die Verwendung von Gesteinen. Beim Holzkünstler ist es mal eine Murmel oder ein Lavabrocken, bei der Malerin ein runder Stein, der bei „Element Wasser“mittig die Bewegung des Bildes fokussiert.
Die bildende Kunst war jedoch nicht der einzige Höhepunkt. Das Trio An’D Sharp sorgte bei der Vernissage für gute Stimmung. Dem Ensemble gehörte Andreas Scharf an. Und der ist wiederum Bürgermeister in Graben. Er vervollständigte eine gelungene interkommunale Zusammenarbeit – diesmal auf dem Gebiet der Kunst.