Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Die Königstherme wird abgerissen
Beschluss Drei Jahrzehnte lang war das Spaßbad sehr beliebt. Seit 2015 ist es geschlossen. Jetzt hat sich der Königsbrunner Stadtrat entschlossen, dem langsamen Verfall ein Ende zu machen
Königsbrunn Für viele Menschen in der Region ist die Königstherme mit schönen Erinnerungen verbunden. In den 1980er und 1990er Jahren war das Spaßbad in Königsbrunn ein Anziehungspunkt für Menschen aus dem weiten Umkreis. 400 000 Besucher tummelten sich zu besten Zeiten unter dem wuchtigen Kuppeldach mit den riesigen Glasfenstern. Doch diese guten Tage sind lange vorbei: 2015 meldete Betreiber Uwe Deyle Insolvenz an, seitdem ist das Bad geschlossen und verfällt zusehends. Der Betreiber wurde erst kürzlich wegen Insolvenzverschleppung und Betrugs zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Und der Königsbrunner Stadtrat hat jetzt beschlossen, den Badetempel abreißen zu lassen.
Geplant ist, dass im Frühjahr 2018 zunächst das Innenleben des Bade- und des Saunabereichs ausgebaut wird. Während der Sommerferien sollen dann die Halle und die Außenbecken abgerissen werden. „Die Therme war lange unser Markenzeichen, deshalb haben wir uns den Abriss nicht leicht gemacht“, sagte Königsbrunns Bürgermeister Franz Feigl (CSU). Doch nach zwei Jahren Leerstand bröckelt im ehemaligen Saunabereich so massiv der Putz von der Decke, dass man dort nur noch mit Helm herumlaufen darf. In den leeren Becken brechen die Fliesen ab. Die Wasserrohre mussten aus Sorge vor Krankheitserregern vom öffentlichen Netz getrennt werden. In den Kellergängen
„Die Therme war lange unser Markenzeichen, deshalb haben wir uns den Abriss nicht leicht gemacht.“Bürgermeister Franz Feigl
sammelt sich das Regenwasser, das durchs undichte Dach eindringt.
Die Stadt hatte 2015 Angebote des einstigen Besitzers ausgeschlagen und die Therme nicht gekauft und weiterbetrieben. Über diese Entscheidung freut man sich im Nachhinein. Die Untersuchungen hätten gezeigt, dass Uwe Deyle über die Jahre nur kosmetische Modernisierungen durchgeführt, aber nichts für die Substanz des Bades getan habe, fasste Bürgermeister Feigl zusammen. SPD-Stadtrat Florian Kubsch brachte es auf den Punkt: „Der Betreiber hat uns hier ein Desaster hinterlassen“.
Um das Bad nach modernen Standards weiter betreiben zu können, hätte man 15 Millionen Euro in die technische Ausstattung und die Leitungen investieren müssen, sagte der Bürgermeister. Neue Attraktionen, um die über die Jahre immer mehr abgewanderten Besucher zurückzugewinnen, wären in dieser Summe noch nicht enthalten. Diese wären aber dringend nötig gewesen: Am Ende kamen nur noch 160 000 Menschen jährlich in die Therme. An einen Weiterbetrieb war also nicht zu denken. Nach der Insolvenz hatte sich die Stadt stattdessen das Erbbaurecht auf das Grundstück in zentraler Lage gesichert. Auf dem drei Hektar großen Areal soll in den nächsten Jahren etwas Neues entstehen. Die Eishalle, die von den Abrissplänen nicht betroffen ist, ist ebenfalls in die Jahre gekommen. Die Überlegungen gehen dahin, an anderer Stelle eine neue Eishalle samt Lehrschwimmbecken und Sauna zu bauen.
Wenn die alten Gebäude abgerissen sind, hätte man ein Filetgrundstück im Herzen der Stadt in den eigenen Händen – zentrumsnah und direkt an der künftigen Endhaltestelle der Straßenbahn und am heutigen Busbahnhof. Dafür gibt es schon einige Wünsche: Platz für bezahlbaren Wohnraum wird in Königsbrunn händeringend gesucht, zudem träumen die Kulturschaffenden seit Jahren von einer geeigneten Stadthalle. »Kommentar