Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Ross und Reiter schwächeln
Tradition Der erste Leonhardiritt in diesem Herbst findet am Sonntag in Gabelbachergreut statt. Warum in diesem Jahr an zwei Orten die Veranstaltung ausfällt
Landkreis Augsburg Großer Aufwand, wenige Reiter und Kutschen – und dann auch noch die Pferdekrankheit Druse. Das sind die Gründe, warum in diesem Jahr an zwei Orten in der Region die traditionellen Leonhardiritte ausfallen: in Reutern und in Baiershofen.
In Reutern gebe es in diesem Jahr keinen Leonhardiritt, da sich der große Arbeitsaufwand mit Absperrungen und Umleitungen nicht mehr lohnt, sagt Brigitte Kugelmann vom Pfarrgemeinderat. Im vergangenen Jahr hätten bereits zu wenige Pferde und Kutschen teilgenommen. Das Patrozinium ihrer Kirche St. Leonhard feiert die Pfarrei aber trotzdem: mit einem Festgottesdienst am Sonntag, 5. November, um 10 Uhr. Anschließend gibt es Mittagessen, Kaffee und Kuchen.
Auch in Baiershofen kann kein Leonhardiritt stattfinden. Die Vorsitzende des Reit- und Fahrvereins Altenmünster, Martina Drochner, zählt mehrere Gründe auf: Es gebe wenige Teilnehmer. Außerdem sei in einem Stall die Pferdekrankheit Druse ausgebrochen. Diese sei hochinfektiös und weitverbreitet, erklärt Simone Graßler von der Pressestelle des Landratsamts. Pferde können sich durch Tröpfcheninfektion oder durch sogenannte Träger wie Kleidung, Fliegen oder Futtertröge anstecken. Auch auf den Menschen ist die Krankheit übertragbar, was zum Beispiel Erkrankungen der Atemwege zur Folge haben kann. Druse ist allerdings nicht meldepflichtig, deshalb hat das Landratsamt auch keine Statistik, wie viele Pferde erkrankt sind. Schlimmer war es 2010. Da grassierte in Bayern die Pferdeseuche, die für die Tiere tödlich sein kann. Mehrere Leonhardiritte wurden damals abgesagt.
Martina Drochner aus Reutern ist hoffnungsvoll: „Vielleicht kann 2018 wieder ein Leonhardiritt stattfinden.“In anderen Orten finden die Veranstaltungen zu Ehren des heiligen Leonhard, der als Patron des Viehs verehrt wird, wie gewohnt statt – der erste am Sonntag, 29. Oktober, in Gabelbachergreut.
1990 wurde dort die Tradition der Wallfahrt mit einer Pferdesegnung zum Patrozinium der Pfarrei wiederbelebt. Kirchenverwaltung, Pfarrgemeinderat und Feuerwehr organisieren die Veranstaltung, zu der bei gutem Wetter bis zu 100 Pferde und 1000 Gäste kommen. Tiere, Reiter und Kutschen ziehen stets prächtig geschmückt durch den Zusmarshauser Ortsteil. Um 13.15 Uhr wird in der Leonhardskapelle eine Andacht gefeiert, ab 14 Uhr beginnt der Ritt mit Pferdesegnung. Traditionell umrunden Ross und Reiter dabei mehrmals die Kapelle und ziehen anschließend in Richtung Freihalden aus dem Ort. Die Leonhardstraße, die Angerstraße, der Kohlstattweg und die Straßen An der Weide und Am Beierfeld sind deshalb zwischen 14 und 15 Uhr für den Verkehr gesperrt.
Der Namenstag des heiligen Lezu onhard ist am 6. November. Deshalb finden die meisten Leonhardiritte eine Woche später am Sonntag, 5. November, statt. So auch die in Gessertshausen und Stadel – und der größte der Region in Inchenhofen (Landkreis Aichach-Friedberg). In Gessertshausen beginnt der Festgottesdienst zum Patrozinium St. Leonhard mit Pferdesegnung um 10 Uhr. Es nehmen etwa 30 Pferde teil, Anmeldungen sind noch bis Samstag, 4. November, bei Armin Hartmuth (Telefon 0170/7534323) möglich. Bei Dinkelscherben führt der Ritt traditionell von der Kirche Oberschöneberg nach Stadel. Aufstellung ist um 9 Uhr in Oberschöneberg. Um 10 Uhr ist dann der Gottesdienst mit Pferdesegnung an der Leonhardkapelle in Stadel. Dort findet um 13.30 Uhr auch noch eine Dankandacht statt. Organisator Alfred Schlosser aus Reischenau rechnet mit 50 Pferden, darunter vier bis fünf Kutschen. Eine Anmeldung dafür ist nicht nötig.