Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Warum der Storch bleibt
Immer mehr Störche in Bayern sparen sich den Flug in den Süden und überwintern hierzulande. Ja logisch! Warum sollte Adebar auch bis nach Afrika fliegen, wo in den meisten Ländern die politische Lage instabil, wenn nicht gefährlich ist? Gar nicht zu reden von den Risiken eines Fluges über vom Islamischen Staat beherrschte Gebiete.
Dass Meister Adebar den Urlaub in Afrika immer öfter absagt, liegt nicht nur an den hierzulande inzwischen beinahe mediterranen Wintern. So ein Verhalten hat auch damit zu tun, dass der Storch (nicht zu verwechseln mit einer gleichnamigen rechtspopulistischen Frontfrau) auch mal an Heiligabend als Glücksbringer jobben will. Dass der Heiland, nach allem, was wir aus dem Neuen Testament wissen, nicht vom Storch gebracht worden sein soll, spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle. Allerdings ließe sich die angeblich unbefleckte Empfängnis Marias mit Adebars segensreichem Wirken auch für Josef und alle Nichtchristen endlich nachvollziehbar erklären. Wenn man nun auch noch weiß, dass die mittelhochdeutsche Bezeichnung für den Storch odebar ist – im Althochdeutschen odebero –, dann tritt ein Zusammenhang zwischen dem Jesukindlein und dem Wirken des Vogels zutage. Denn diese beiden Begriffe lassen sich – man höre und staune – mit Heils- oder Segensbringer übersetzen.
Ob der Geburtenboom in Bayern mit dem Überwintern der Störche zu tun hat, konnte bisher nicht zweifelsfrei geklärt werden. Auf der anderen Seite hat der Verzicht auf die große Winterreise auch unerfreuliche Aspekte. Denn in der CSU befürchten erste Politiker, dass bei einer weiter steigenden Geburtenquote die Staatsverschuldung durch den Bau von Kitas und Schulen steigen könnte. Damit es nicht so weit kommt, plant die Partei eine Storchenobergrenze und will ausreiseunwillige Exemplare ohne Prüfung des Asylstatus’ sofort abschieben.