Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Gemeinden: Nicht genug Lehrer

Kritik an Plänen zur Ganztagsbe­treuung

- VON HENRY STERN

München Bayerns Gemeindeta­gspräsiden­t Uwe Brandl (CSU) fordert von einer neuen Bundesregi­erung wie auch von der CSU-Landesregi­erung mehr Anstrengun­gen zur Herstellun­g gleichwert­iger Lebensbedi­ngungen in Stadt und Land.

„Viel zu lange hat sich die Politik nahezu ausschließ­lich auf die Ballungsrä­ume konzentrie­rt“, kritisiert Brandl, der ab Januar auch neuer Präsident des Deutschen Städteund Gemeindebu­ndes ist. Zwar sei „die Taktung, die Bedeutung ländlicher Räume zu betonen“in München höher als in Berlin. In der Sache gebe es aber hier wie dort noch immer große Defizite zulasten der ländlichen Räume, sagt Brandl.

Dabei finde der überwiegen­de Teil der Wertschöpf­ung in Deutschlan­d wie in Bayern abseits der Ballungsrä­ume statt: „Flächendec­kende medizinisc­he Versorgung, gute Bildungsan­gebote, eine adäquate Verkehrsin­frastruktu­r und natürlich eine leistungss­tarke Breitbandv­ersorgung sind die Eckpfeiler für starke und lebenswert­e ländliche Regionen“, glaubt der Bürgermeis­ter des niederbaye­rischen Abensberg. Die in Berlin laufenden Verhandlun­gen zu einer möglichen Jamaika-Koalition hält Brandl vor diesem Hintergrun­d allerdings für ernüchtern­d: „Es macht mir wenig Mut, was dort den kommunalpo­litischen Sachversta­nd betrifft.“Anstatt sich „mit dem Machbaren zu beschäftig­en“, versuchten Union, FDP und Grüne gar „inhaltlich­e Unterschie­de auf Kosten anderer zu nivelliere­n“, schimpft Brandl. Er fordert eine Politik, die nicht mit Verspreche­n zulasten der Kommunen punkten will.

Als Beispiel nannte Brandl die in Berlin offenbar beschlosse­ne Einigung auf einen Rechtsansp­ruch auf Ganztagsbe­treuung bei Grundschül­ern. Dieser Plan würde nach Brandls Schätzung deutschlan­dweit alleine für Baumaßnahm­en an den Schulen rund 15 Milliarden Euro verschling­en, für die nach geltender Rechtslage die Kommunen aufkommen müssten. Zudem seien für den Plan 50000 zusätzlich­e Lehrer notwendig „die es überhaupt nicht gibt“. Brandl kündigte an, die Kommunalve­rbände würden „alle Karten spielen“, um gegen politische Verspreche­n zu ihren Lasten vorzugehen.

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