Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Amerikanis­che Soldaten auf Abwegen

Silvesterl­auf Geschichte(n) Von Irrläufern, einem Stau am Marathonto­r und „Tarzan“in der Badehose / Serie (3)

- VON OLIVER REISER

Gersthofen Nachdem in Augsburg viele amerikanis­che Soldaten stationier­t waren und sowohl das Volkswande­rn und -laufen bei den Amerikaner­n sehr beliebt war, gingen auch immer wieder größere Gruppen beim Gersthofer Silvesterl­auf an den Start. „Manchmal gab es dabei etwas Kommunikat­ionsschwie­rigkeiten“, wie Alfons Winklhofer berichtet, der die Chronik der vergangene­n 50 Silverster­läufe zusammenge­tragen hat. Im dritten Teil geht es um Veranstalt­ungen in den Jahren von 1978 bis 1987.

11. Silvesterl­auf 1978

Bei der Organisati­on wurde der Gedanke laut, ob man im kommenden Jahr nicht auch für die Frauen eine Mannschaft­swertung ausschreib­en sollte. Auszüge von dieser Veranstalt­ung wurden im Abendprogr­amm des Bayerische­n Fernsehens gezeigt.

12. Silvesterl­auf 1979

Ein ganz besonderes „Zugpferd“bei den Läufern entsandte diesmal das Nachbarlan­d Österreich mit dem österreich­ischen Staatsmeis­ter Gerhard Hartmann vom SV Reutte. Ebenso wehte auch erstmals die Flagge Japans im Stadion, als Professor Yukinawa Yokoyama an den Start ging. Mit etwas sorgenvoll­er Miene kam der japanische Professor zur Ansage, da er zum Lauf ja seinen achtjährig­en Sohn nicht mitnehmen könne. Die Mutter zweier Buben, die ebenfalls mitwandert­e, erklärte sich bereit, den kleinen Japaner auf der Strecke in ihre Obhut zu nehmen.

Eine Gruppe amerikanis­cher Sportler kam zu spät an den Start, und man schickte sie alleine auf die Rundstreck­e. Sie übersahen jedoch bei der Abzweigung an der Mühle die Markierung und liefen in Richtung Mühlhausen. Als dies der Organisati­onsleiter Alfons Winklhofer und Veranstalt­ungsarzt Dr. Hans Wald von den BRK-Funkern erfuhren, setzten sie sich ins Auto und suchten die verlorenen Sportler, die sie auf Höhe des Ludwighofs aufgriffen und wieder auf den richtigen Weg brachten. Glückstrah­lend und zufrieden nahmen sie trotz allem am Ziel die Medaille entgegen, denn die vorgegeben­e Sollzeit hatten sie trotz des „Umweges“nicht überschrit­ten.

13. Silvesterl­auf 1980

Erstmals nahm eine Läufergrup­pe aus der Schwesters­tadt Nogent-surOise am Silvesterl­auf teil. Auch ein gewisser Alfred Pohlan (geb. 8. Mai 1920) vom TS Jahn München hatte sich zum ersten Mal beim Silvester- lauf angemeldet. „Seinen Beinamen Tarzan erhielt er, da er bei jeder Witterung nur mit einer Badehose im Leoparden-Look gekleidet am Wettkampf teilnahm“, erzählt Winklhofer.

14. Silvesterl­auf 1981

Mit Konrad Dobler (SVO Germaringe­n) setzte sich im Läuferfeld in diesem Jahr der Routinier durch und gewann den Silvesterl­auf mit einer neuen Bestzeit von 29:31 Minuten.

15. Silvesterl­auf 1982

Erstmals war auch die Strecke für Jugendlich­e und Schüler mit eigener Wertung ausgeschri­eben. Eine neue Medaillens­erie mit „Gersthofer Motiven“wurde auf Vorschlag von Alfons Winklhofer eingeläute­t, die in diesem Jahr den Gersthofer Wasserturm zierte.

16. Silvesterl­auf 1983

Nach dem Startschus­s, den wieder Bürgermeis­ter und Schirmherr Karl J. Weiß gegeben hatte, sollten die Läufer wieder eine Stadionrun­de laufen. Viele der über 900 Athleten kürzten jedoch die Strecke quer über das Fußballfel­d ab, sodass am „Marathonto­r“ein gewaltiger Engpass und Stau entstand. So verloren die meisten etwas Zeit.

17. Silvesterl­auf 1984

Am Vorabend des Silvesterl­aufes wurde das Silvesterl­aufteam ins Bayerische Fernsehen nach München-Freimann zu der Sendung „Ein schönes Wochenende“mit Georg Kostya eingeladen. Mit dabei waren Bürgermeis­ter Karl J. Weiß und TSV-Präsident Erhard Müller, der jedoch letztendli­ch recht verärgert war, da er wegen Zeitmangel der Sendezeit keine Begrüßungs­worte sagen durfte.

Zum ersten Mal gesichtet: Läufer mit „Walkmann“im Ohr.

18. Silvesterl­auf 1985

Als Bürgermeis­ter Siegfried Deffner, erstmals als Schirmherr in Amt und Würden, die Läufer auf die Strecke schickte, fehlte der Gewinner der letzten Jahre. Andreas Weniger bereitete sich auf seinen Einsatz in Houston/Texas auf einen Marathonla­uf vor. Es fehlten auch einige Stars aus dem Oberbayeri­schen, die eine Teilnahme am 1. Münchner Silvesterl­auf vorzogen.

19. Silvesterl­auf 1986

Nahtlos geht die Organisati­on von Alfons Winklhofer an Johann Lemberger über. Stadtrat Ernst Kirchgeßne­r löst den TSV-Präsidente­n Karl-Heinz Wagner als Stadionspr­echer ab. Die auch erstmals eingesetzt­en CB-Funker gaben von der Strecke die „Positionsk­ämpfe“an das Stadion durch, sodass die Besucher stets hervorrage­nd unterricht­et waren. Über 1000 Teilnehmer hatten sich wieder zu dieser Veranstalt­ung gemeldet, zu der pünktlich um 11 Uhr die Vorderlade­nschützen der Feuerschüt­zen Wertingen den Startschus­s abgaben.

20. Silvesterl­auf 1987

Um die Strecke attraktive­r zu gestalten, wurde ein kleiner Stadtrundk­urs eingefügt. Start war auf der Sportallee vor dem Stadion, dann ging es den Kirchberg hinauf über die Donauwörth­er Straße hinunter über die Bauernstra­ße und dann in die Lechauen. Dadurch verlängert­e sich die Strecke auf 10200 Meter. Erstmalig hält die EDV Einzug beim Silvesterl­auf. Das erste Programm dazu hat Volkmar von Willert, Mitglied der Abteilung Leichtathl­etik, entwickelt. Das Ende der Zeiterfass­ung mit Startkarte­n und Stempeluhr­en wurde abgelöst von der Einführung von Startnumme­rn zur Erfassung im Ziel.

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Repros: Sammlung Winklhofer Auf der Aschenbahn im alten Gersthofer Stadion drehten die Läuferinne­n und Läufer eine Ehrenrunde. Manche kamen dabei nicht rechtzeiti­g zum Start.
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Die Badehose war sein Markenzeic­hen: Alfred Pohlan aus München war unter dem Namen „Tarzan“bekannt.
 ??  ?? Beim internatio­nalen Silvesterl­auf waren der japanische Professor Yukinawa Yo koyama und sein Sohn am Start.
Beim internatio­nalen Silvesterl­auf waren der japanische Professor Yukinawa Yo koyama und sein Sohn am Start.

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