Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wie das Medizinstudium laufen soll
Bildung In zwei Jahren startet das neue Angebot an der Uni Augsburg. Bis dahin muss das komplette Umfeld geschaffen werden. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren
In knapp zwei Jahren ist es so weit. Dann sollen die ersten 84 Humanmedizin-Studenten in Augsburg anfangen. Die Vorbereitungen fürs neue Medizinstudium sind in vollem Gang. An der Universität müssen die Weichen gestellt werden, welche Bewerber man zulassen will. Die Uni steht aber noch vor einer weitaus größeren Herausforderung. Sie muss das komplette Umfeld schaffen, damit das Studium allen Regeln entsprechend ablaufen und die medizinische Forschung loslegen kann. Kurz gesagt: Es geht um den Aufbau der neuen Medizinfakultät. Laut Gründungsdekanin Martina Kadmon gibt es viel zu tun.
Medizinstudienplätze an staatlichen Universitäten sind deutschlandweit sehr begehrt. Auf rund 9100 freie Plätze kamen im vergangenen Jahr weit über 40000 Bewerber. „Wir erwarten eine große Nachfrage auch in Augsburg“, sagt Professorin Kadmon. Bei der Zulassung dürfen Universitäten ein Stück weit mitreden, und zwar über ein eigenes zusätzliches Auswahlverfahren. In Augsburg soll bis Ende 2018 klar sein, nach welchen Kriterien Bewerber zugelassen werden. Als sicher gilt bislang, dass nicht allein die Abiturnote zählen wird. Die weite- ren Kriterien müssen noch geklärt werden. Die größte Baustelle ist derzeit aber eine andere. Es geht darum, bis in zwei Jahren die neue Fakultät so weit aufzubauen, dass der Modellstudiengang starten kann – mit neuen Professoren und Mitarbeitern, einem funktionierenden Verwaltungsapparat und einer Studienund Prüfungsordnung, die den Ablauf regelt. Hier ein Überblick über den Stand der Vorbereitungen:
● Dekanat Die Leitung und Verwaltung der Medizinfakultät liegt beim Dekanat. Gründungsdekanin ist Prof. Martina Kadmon. Geschäftsführer Dr. Jörn Böke ist seit Oktober vor Ort. In den nächsten Jahren werden rund 20 Mitarbeiter im Team hinzukommen, die ersten drei beginnen in Kürze mit der Arbeit. ● Studiendekanat Dieser Bereich gehört zum Dekanat. Die Mitarbeiter werden eine maßgebliche Rolle bei der Entwicklung des Augsburger Modellstudiengangs spielen. Plan ist, Medizinstudenten nahe am Patienten auszubilden. Verantwortlich für Lehre und Prüfungen ist der Studiendekan. Als Gründungsstudiendekan wurde Privatdozent Dr. Reinhard Hoffmann eingesetzt, der auch Chefarzt am Klinikum Augsburg ist.
● Professuren Die ersten sechs Be- rufungsverfahren für Medizinprofessoren laufen. „Wir haben eine gute Bewerberlage, das Interesse ist richtig groß“, sagt Kadmon. Zwei Professuren sollen zeitnah besetzt werden, wenn die davon betroffenen Chefärzte am Klinikum in den Ruhestand gehen, und zwar die Frauenheilkunde und die Anästhesiologie. Anschließend sollen bis zum ersten Quartal 2019 vier weitere Professuren für Grundlagenforschung folgen – Anatomie, Physiologie, Biochemie sowie Medizinische Psychologie und Soziologie.
● Gebäude Der neue Medizincampus am Klinikum Augsburg wird vom Freistaat in Teilabschnitten gebaut. Das wird mehrere Jahre dauern. Ein vorläufiges Lehrgebäude entsteht in der früheren Kinderklinik. Der Umbau läuft schon und soll rechtzeitig zum Studienbeginn im Wintersemester 2019/20 fertig sein. Für zwei weitere Neubauten läuft gerade der Architektenwettbewerb: für ein modernes Lehrgebäude und für das erste Forschungsgebäude der vorklinischen Fächer. „Wir werden für die Wissenschaftler zunächst vorläufige Forschungsflächen bereitstellen, bis die endgültigen Forschungsgebäude bezugsfertig sind“, sagt Kadmon. Der Medizincampus in unmittelbarer Nachbarschaft zum Klinikum biete sehr gute Bedingungen.
Für den Aufbau der Medizinfakultät ist insgesamt ein langer Atem nötig. Er wird voraussichtlich zehn bis 15 Jahre dauern. Im Endausbau soll die Augsburger Unimedizin rund 100 Professoren, rund 1000 Mitarbeiter und 1500 Studenten haben. Kadmon betont, dass auch die Augsburger Bevölkerung von der Unimedizin profitieren wird. „Sie trägt zur Versorgung der Patienten bei und wird sie erweitern.“
Kranke sollen beispielsweise rasch von neuesten Forschungsergebnissen profitieren. Im künftigen Uniklinikum wird es auch noch ein weiteres Angebot geben: die Hochschulambulanzen der verschiedenen Fachbereiche. »Meinung