Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Zieht „Mega Ausbau“den B2 Verkehr an?
Protest Welche Befürchtungen und Ängste mit dem Millionen-Projekt zwischen dem Gablinger Ortsteil Holzhausen und der Ausflugsgaststätte Peterhof verbunden sind. Kritik am CSU-Landtagsabgeordneten Georg Winter
Holzhausen/Heretsried Wozu ein Ausbau der Staatsstraße 2036 zwischen Holzhausen und dem Peterhof, der viel Ärger macht und noch dazu viel Geld verschlingt? Das ist die Kernfrage, die sich Anwohner, Naturschützer und Politiker stellen. Für das Staatliche Bauamt Augsburg, das die Pläne für das Projekt im Holzachtal erstellt hat, steht die Verkehrssicherheit an oberster Stelle. „Die Strecke ist nicht mehr zeitgemäß und würde heute so nicht mehr gebaut“, sagt Abteilungsleiter Stefan Heiß. Im Juli 2015 verunglückte dort ein 48 Jahre alter Motorradfahrer tödlich – der Mann verlor nach Polizeiangaben die Kontrolle über seine Maschine und prallte gegen ein Schild. Der Unfall war beim Treffen der Ausbaugegner am Mittwoch ein Thema – genauso wie mehrere Befürchtungen.
Nach einem Ausbau der Staatsstraße wie geplant wäre noch mehr „Parallelverkehr“der B2 über die Dörfer denkbar, sagte der Heretsrieder Gemeinderat Winfried Jacob. Klar: Wer morgens nicht auf der B 2 zwischen Langweid und dem Autobahnanschluss stehen will, sucht sich Alternativrouten. Der Gersthofer Stadtrat Jürgen Schantin bestätigte aus der Praxis: Mitarbeiter der Stadtverwaltung ziehen die Fahrt übers Land vor.
Dort wächst die Angst, dass eine attraktivere Strecke zum Rasen verleitet, was mehr Unfälle nach sich ziehen könnte. Derzeit ist Tempo 100 vorgeschrieben, am Peterhof sind maximal 80 Stundenkilometer erlaubt. Wird die Staatsstraße zur Rennstrecke und die Ortsdurchfahrt von Holzhausen zur Beschleunigungsspur?
Stefan Heiß vom Staatlichen Bauamt erklärt unmissverständlich: Der Ausbau der Staatsstraße 2036 sei nicht dafür ausgelegt, die Strecke leistungsfähiger zu machen. Und: „Mit einer spürbaren Verkehrszunahme rechnen wir nicht.“
Eine weitere Vermutung stellte der Gersthofer Stadtrat Markus Brehm (FW) an: Mit einem Ausbau der Staatsstraße 2036 werde der Verkehrsdruck auf den Hirblinger Kreisverkehr erhöht, der zu Stoßzeiten überlastet ist. Die Folge: Der zusätzliche „Stress“könnte laut Brehm dazu führen, dass doch noch eine Kleeblattlösung am Neusässer Anschluss der A 8 geplant wird. Brehm betonte: „Ich bin aber vehement gegen den Flächenfraß.“Ins selbe Horn stießen die beiden Landtagsabgeordneten Christine Kamm (Grüne) und Herbert Woerlein (SPD). Sie sicherten beim Treffen der Ausbaugegner ihre Unterstützung zu. Woerlein, der die Strecke und die Ausflugsgaststätte von Kindesbeinen an kennt, würde auch eine Petition auf den Weg bringen, um den seiner Meinung nach „unsinnigen Ausbau“zu stoppen.
Die Pläne sehen vor, dass die Staatsstraße auf einer Strecke von drei Kilometern eine neue Trasse bekommt – die ist nach Meinung des Staatlichen Bauamts Augsburg si- für die Verkehrsteilnehmer. Die Kosten belaufen sich nach der aktuellen Schätzung auf rund fünf Millionen Euro.
Darüber kann Albert Eding nur den Kopf schütteln. Das Projekt widerspreche jedem gesunden Menschenverstand, sagte der Vorsitzende der Ortsgruppe Gablingen/Lützelburg des BN. Er hatte zusammen mit Christoph Luderschmid, der in Holzhausen wohnt und wie Eding im Gablinger Gemeinderat sitzt, zunächst zum Landtagsabgeordneten Georg Winter (CSU) Kontakt aufgenommen. Die Bitten der Naturschützer und Ausbaugegner fanden allerdings kein Gehör – „vielleicht waren wir auch zu naiv“, bekannte Eding am Mittwoch am Peterhof vor rund 50 Interessierten.
Kritische Worte, die an Winter gerichtet waren, kamen auch von Jürgen Schantin. Er bezeichnete Winter als „Helikopter-Politiker“, der schnell komme, um dann Staub aufzuwirbeln. Davon gab es in der Vergangenheit einigen auf der Strecherer cke. Der Zustand ist besonders Pendlern aus dem Holzwinkel ein Ärgernis. Die Situation verdeutlichte der Heretsrieder Gemeinderat Winfried Jacob: „Wir warten schon lange darauf, dass sich etwas verbessert.“In Heretsried sei niemand scharf auf einen „Mega-Ausbau“, sagte er. Allerdings bleibe die Angst, dass sich bei Klagen eine Lösung verzögere und damit der Ort benachteiligt werde. Jacobs Befürchtung: „Wir bleiben abgehängt.“
Der schlechte Straßenzustand schrecke sogar potenzielle Neubürger ab, in den Holzwinkel-Ort zu ziehen. Jacob warnte vor einer Blockadeposition. Naturschützer Albert Eding beruhigte ihn: Es gebe keine böse Absicht, die sich gegen die Nachbarn aus dem Holzwinkel richte. Nur die Forderung, die Staatsstraße auf der bestehenden Strecke zu sanieren.
Ein Detail am Rande stört die Ausbaugegner außerdem: Beim Peterhof ist vorgesehen, den Radweg zu brechen, sodass die Radfahrer die Straßenseite über eine Verkehrsinsel wechseln müssen. Just dieser Radweg wurde erst vor sieben Jahren gebaut, die Baukosten von der Stadt Gersthofen, die eigentlich Sache des Freistaats wären, in Absprache mit dem Staatlichen Bauamt vorfinanziert und ein Anteil von 30 Prozent übernommen.