Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Sohn soll seine Eltern getötet haben
Kriminalität Seit Wochen fehlt von einem Ehepaar aus der Nähe von Nürnberg jede Spur. Nun wurden zwei eingemauerte Leichen gefunden. Und erdrückende Beweise
Schnaittach Ein als vermisst geltendes Ehepaar aus Schnaittach nahe Nürnberg ist mutmaßlich vom eigenen Sohn und dessen Ehefrau getötet worden. Die Polizei fand am Montag eine männliche und eine weibliche Leiche auf dem Grundstück des Paars im Landkreis Nürnberger Land. „Wir sind überzeugt, dass es sich um das vermisste Ehepaar handelt“, sagte der mittelfränkische Polizeipräsident Johann Rast.
Des gemeinschaftlichen Mordes verdächtig sind laut Oberstaatsanwältin Anita Traud der 25 Jahre alte Sohn der Eheleute sowie dessen 22-jährige Ehefrau. Die beiden waren am Morgen von Spezialkräften festgenommen worden. Bei der anschließenden Durchsuchung des Hauses, in dem sowohl das vermisste Ehepaar als auch der Sohn und dessen Frau lebten, fanden die Ermittler am Nachmittag die Leichen von zwei Menschen. Sie waren in einem Nebengebäude der Garage eingemauert, sagte Rast. Zur Todesursache machte die Staatsanwaltschaft zunächst keine Angaben, weil die Leichen noch obduziert werden müssen. „Auch zum Motiv kann man zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts sagen. Das wäre reine Spekulation“, sagte Traud.
Die 22-jährige Ehefrau des Sohnes bestreitet laut Traud, an der Tat beteiligt gewesen zu sein. Ihr 25-jähriger Mann habe bisher keine Angaben gemacht. Die Frau sollte noch am Montag einem Ermittlungsrichter vorgeführt werden, der Mann am Dienstag.
Die 66-Jährige und ihr 70-jähriger Ehemann waren seit Mitte Dezember des vergangenen Jahres nicht mehr gesehen worden. Ihr Sohn hatte sie erst Ende Dezember als vermisst gemeldet. Zunächst habe er angegeben, dass seine Eltern Verwandte besuchen wollten. Sie hätten viel Gepäck und Bargeld mitgenommen, was für ihn auf eine längere Abwesenheit hingedeutet habe. Nachdem sie nicht zurückgekommen seien und er sie auch nicht auf dem Handy habe erreichen können, habe er sie als vermisst gemeldet. Auch im Fernsehen startete der 25-Jährige einen Vermisstenaufruf. Im Lauf der Ermittlungen habe sich der 25-Jährige jedoch in „immer mehr Widersprüche“verwickelt, sagte Kriminaloberrätin Cora Miguletz, Leiterin der Polizeiinspektion in Schwabach. Zu Reisezielen und Reisedauer habe er mehrfach unterschiedliche Angaben gemacht. „Wir konnten weder die vermeintliche Reisebewegung verifizieren noch das Transportmittel.“Auch einen ausgemachten Arzttermin nahm die 66-Jährige nicht mehr wahr. Weihnachten und die Hochzeit des jungen Paars fanden Ende Dezember ohne die Eltern statt. Laut Rast war die 66-Jährige gegen die Beziehung ihres Sohnes zu der 22-Jährigen.
In der Wohnung der Eltern fanden laut Miguletz „massive Reinigungsund Renovierungsarbeiten“statt, die nicht fachmännisch ausgeführt waren, sondern „eher den Eindruck erweckten, als ob hier Spuren beseitigt werden sollten“. Und in einer Montagegrube in der Garage, die „laienhaft zubetoniert“worden sei, fand die Polizei viel Beweismaterial, wie Rast sagte – unter anderem das angebliche Reisegepäck der Eheleute. Der 25-Jährige habe sich vermutlich eine Art Parallelwelt aufgebaut, sagte Rast. Obwohl er mutmaßlich so laienhaft und „dreist“vorgegangen sei, habe er nicht damit gerechnet, dass man ihm auf die Schliche kommt.