Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Eine Gratwanderung
Staatlich finanzierte Hochschulen stehen vom Grundsatz her im Dienst der Gesellschaft. Die Freiheit der Forschung ist ein hohes Gut. In der Praxis kommt es aber sehr häufig vor, dass Universitäten Forschungsaufträge aus der Wirtschaft bekommen. Das kann beiden Seiten nützen. Wenn es aber Kooperationen mit Geldgebern aus der Industrie gibt, sind feste Spielregeln wichtig. Es muss darauf geachtet werden, dass es nicht zu unerwünschten Formen der Einflussnahme kommt – etwa bei der Professorenauswahl oder beim Umgang mit unbequemen Forschungsergebnissen.
An der Universität Augsburg gibt es nur sehr wenige Stiftungsprofessuren. Man muss sich dort offenbar keine Sorgen machen, dass die Geldgeber zu viel mitreden. Trotzdem ist es auch in Augsburg wichtig, möglichst offen über alle anstehenden Forschungsvorhaben zu informieren. Wenn es allerdings um Patente von Firmen oder ähnlich sensible Informationen geht, muss es auch Grenzen der Offenlegung geben. Sonst wäre der wirtschaftliche Schaden groß.
Für Universitäten ist es eine Gratwanderung, die notwendige Transparenz bei Forschungsprojekten und Stiftungsprofessuren zu schaffen. Anlass zu Misstrauen gibt es immer wieder. Ein Beispiel ist die Uni Mainz, die der Boehringer Ingelheim Stiftung, benannt nach dem gleichnamigen Pharmakonzern, nahesteht. Die Uni sprach bei ihrer Kooperation von „reinstem Mäzenatentum“. Der Vertrag, der per Gerichtsbeschluss offengelegt werden musste, sprach eine andere Sprache. Danach behielt sich die Stiftung unter anderem ein Mitspracherecht bei Personalfragen und Veröffentlichungen vor.