Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Meitingen auf Wachstumsk­urs

Neujahrsem­pfang Die Gemeinde steuert auf 12 000 Einwohner zu. Neben der Zukunft des Ortes steht die Vergangenh­eit im Mittelpunk­t. Gisela Mahnkopf berichtet von spannenden Funden

- VON SONJA DILLER

Meitingen So viele Meitinger wie noch nie kamen in diesem Jahr zum Neujahrsem­pfang in den Bürgersaal. 250 Anmeldunge­n waren eingegange­n, und es sah nicht so aus, als ob es sich viele Gäste kurzfristi­g noch anders überlegt hätten. Bürgermeis­ter Michael Higl freute sich über den Andrang, vermutete aber gleich charmant, dass das große Interesse wohl weniger ihm selbst als dem interessan­ten Vortrag gelte, den Kreisheima­tpflegerin Gisela Mankopf zu den Ausgrabung­en an der Donauwörth­er Straße vorbereite­t hatte.

Doch vorher hatte der Bürgermeis­ter einige Fakten und viel Lob für die Meitinger Bürger parat. Ohne die engagierte Bürgerscha­ft wäre das schnelle Wachstum des Marktes, gepaart mit stabiler sozialer Entwicklun­g nicht möglich, betonte Higl. „Wir steuern rasant in Richtung 12 000 Einwohner und registrier­en eine große Dynamik in der Gesellscha­ft.“So werde Meitingen auch im gerade begonnenen Jahr alle Hände voll damit zu tun haben, Wohnraum und alles, was dazugehört, zur Verfügung zu stellen. Stolze 31 Millionen Euro für Investitio­nen stünden in diesem Jahr im Haushalt der Marktgemei­nde, dazu kämen Projekte wie die Langenreic­her Ortsmitte, für die über 400000 Euro an europäisch­en För- dermitteln zugesagt sind. Allerdings unter der Voraussetz­ung, dass das Projekt in zwei Jahren abgeschlos­sen ist.

Dass er für das gute und sozial stabile Miteinande­r im Ort die tatkräftig­e Unterstütz­ung möglichst vieler Mitbürger braucht, daran ließ Bürgermeis­ter Michael Higl keinen Zweifel. „Wir haben viele engagierte Bürger“, denen man für ihren Einsatz für das gelebte Miteinande­r in der Gesellscha­ft gar nicht genug danken könne. Dabei seien die Feuerwehr und die Wasserwach­t ebenso wichtig wie Vereine, die den Sport die Traditione­n pflegen. Denn das, was früher war, interessie­re die Menschen immer mehr. Und wenn dort, wo neue Wohngebiet­e entstehen sollen, plötzlich entdeckt wird, dass dort schon einmal jemand gelebt hat, „dann ist das spannend“und lohne den Aufwand des Forschens, bereitete der Bürgermeis­ter dem Thema der Kreisheima­tpflegerin den Weg.

Gisela Mahnkopf gelang es, aus rätselhaft­en dunklen Streifen im Boden, Grubenhäus­ern und dem ominösen Spinnwirte­l Geschichte­n zu weben, die die Gäste im Bürgersaal fesselten. Der Spinnwirte­l sei ein einfaches Spinnwerkz­eug, erklärte sie nicht nur an diesem Abend den Interessie­rten. Oft kämen am Ausgrabung­sort an der Donauwörth­er Straße Wissbegier­ige vorbei und fragten, ob man denn schon etwas gefunden hätte. Darauf gehen Mahnkopf und die anderen Aktiven des Arbeitskre­ises für Vor- und Frühgeschi­chte im Landkreis auch gerne ein. Ein frühmittel­alterliche­s Handwerker­dorf vermuten sie auf dem Areal und finden immer wieder Stücke aus Stein oder Keramik, typische Werkzeuge aus Knochen beoder legen die Herstellun­g von Textilien. Die halb in den Boden hineingeba­uten Grubenhäus­er lagen an der Kreuzung der legendären Via Claudia, deren Reste unter der heutigen Donauwörth­er Straße liegen, und einer weiteren Heerstraße des Römischen Reiches. Dass an einem sicher bedeutende­n Transportw­eg auch Waren produziert und angeboten wurden, sei nachvollzi­ehbar, so Mahnkopf. Viele Geheimniss­e warten aber noch darauf, enträtselt zu werden. Warum ein Pferdefuß dort gefunden wurde, wo einmal die gute Stube eines mittelalte­rlichen Hauses war, oder welchem Zweck kleine Knochenplä­ttchen mit millimeter­feinen Dekoren dienten, weiß bisher niemand.

Es wird also noch viele spannende Entdeckung­en in Meitingen geben. Und obwohl „gefühlte Millionen von Eimern“mit Erdaushub schon gesiebt wurden, um auch kein Fundstück zu übersehen, wird auch zu gröberem Gerät gegriffen. Mit einem gefühlvoll geführten Bagger werden Bodenschic­hten abgezogen, damit die Arbeit zügiger vorangeht. Denn man habe natürlich auch für einen Bürgermeis­ter Verständni­s, der nicht zehn Jahre warten möchte, bis die archäologi­schen Funde gesichert und das Baufeld für das moderne Wohnen freigegebe­n werden kann, zog Mahnkopf den Bogen zurück zum modernen Meitingen im Wachstumss­chub.

 ?? Fotos: Sonja Diller ?? Gemeinsam mit prächtig ausstaffie­rten Sternsinge­rn begrüßte Bürgermeis­ter Michael Higl die Gäste beim Neujahrsem­pfang. Kreisheima­tpflegerin Gisela Mahnkopf hatte Spannendes aus der Geschichte für die Gäste vorbereite­t.
Fotos: Sonja Diller Gemeinsam mit prächtig ausstaffie­rten Sternsinge­rn begrüßte Bürgermeis­ter Michael Higl die Gäste beim Neujahrsem­pfang. Kreisheima­tpflegerin Gisela Mahnkopf hatte Spannendes aus der Geschichte für die Gäste vorbereite­t.
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