Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Neuer Impfstoff soll besser vor Grippe schützen
Medizin Die Zahl der Erkrankten steigt, aber noch zahlen die Kassen nicht in jedem Fall
Augsburg Immer mehr Menschen in Bayern erkranken an Grippe. Das bestätigt das Robert-Koch-Institut. Gleichzeitig zeigt sich aber, dass aktuell vor allem Viren die Grippe auslösen, gegen die der von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlte Dreifach-Impfschutz nicht ausreichend wirkt. Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat vor kurzem eine Impfung gegen vier Virustypen empfohlen. Sie ist aber wesentlich teurer und wird von den Krankenkassen nicht in allen Fällen bezahlt. Ob die Vierfachimpfung künftig generell von den Krankenkassen übernommen wird, will der dafür zuständige Bundesausschuss nun „zügig“entscheiden. Bei Risikopatienten wie chronisch Kranken, denen der Arzt eine Vierfachimpfung empfiehlt, bezahlen viele Kassen wie etwa die AOK Bayern oder die Barmer nach eigenen Angaben bereits den umfassenderen Schutz.
Die echte Grippe kann von verschiedenen Influenza-Viren ausgelöst werden, erklärt Susanne Glasmacher vom Robert-Koch-Institut. War es während der schweren Grippewelle 2016/2017 gehäuft das Virus H1N1 – bekannt als Schweinegrippen-Virus –, so sind es aktuell vor allem sogenannte B-Viren. Welche Viren verstärkt die Erkrankung auslösen, kann nach Einschätzung von Glasmacher erst nach Beginn jeder Grippewelle analysiert werden. Das macht die Lage momentan so schwierig. Die Weltgesundheitsorganisation gebe ihre Impfempfehlungen in der Regel im Februar ab. Dementsprechend werde der Impfstoff dann produziert.
Doch was heißt das nun für Patienten? Von einer generellen Nachimpfung rät Jakob Berger vom Bayerischen Hausärzteverband ab. „Es ist ja nicht so, dass der Dreifachimpfstoff gar nicht wirkt. Ein gewisser Schutz wird aufgebaut.“Allerdings findet er es wichtig, dass die gesetzlichen Krankenkassen den Vierfachschutz auch übernehmen. „Impfen ist sinnvoll“, betont der Arzt aus Herbertshofen im Landkreis Augsburg. Je mehr Menschen geimpft seien, desto weniger breite sich die Krankheit aus. „Und die echte Grippe ist keine leichte Erkrankung.“Sie unterscheidet sich von einer Erkältung meist dadurch, dass sie von einer Stunde auf die andere ausbricht, mit hohem Fieber, starken Muskelschmerzen und einem intensiven Schwächegefühl verbunden ist. Oft treten bei Grippe Komplikationen wie eine Lungenentzündung auf. Gerade Risikopatienten empfiehlt Berger eine Grippeschutzimpfung. Schließlich sterben auch jährlich Menschen an schweren Verläufen der Grippe.
Das Robert-Koch-Institut zählt in dieser Saison bereits bundesweit 27 Todesfälle. Bei über 80 Prozent davon waren die Patienten 60 Jahre und älter. Bricht bei Senioren die Grippe aus, erklärt Glasmacher, nehme sie häufiger als in anderen Altersgruppen einen schweren Verlauf. Durch eine Impfung werde die Erkrankung vermieden oder der Verlauf wenigstens abgeschwächt.
Noch ist es nach Einschätzung von Berger zu früh, um sagen zu können, wie schwer die Grippewelle in Bayern ausfallen wird. Oft erkranken gerade im Februar und März viele Menschen.